Am 27. Lifefair Forum Zürich stellten sich Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Energiewirtschaft diesen zentralen Fragen der Energiewende. Im Eintretensreferat von NR Roger Nordmann (s. Rubrik „Gastbeitrag“) -ausgehend von der Volksabstimmung zur Energiestrategie, die sowohl unter- als auch überschätzt worden sei-, wurde klar, dass einerseits erhebliche Altlasten, insbesondere durch die Atomtechnologie, zu beseitigen und andererseits grosse Anstrengungen für den Umbau des zentralistisch gestalteten Strommarktes auf eine dezentrale Struktur erneuerbarer Energiequellen unabdingbar sein werden.
Dabei würden sich technische Herausforderungen für die Speicherung der Energie (inklusive Saisonausgleich) ebenso wie für die Versorgung eines zunehmend elektrisch betriebenen Fahrzeugparks stellen.
„Jedes einzelne Projekt ist zwar bloss ein Tropfen auf den heissen Stein, aber die Summe aller Initiativen macht die Wende aus!“
Roger Nordmann, NR SP-Fraktionschef
Dem Versagen des Strommarktes -basierend auf Konzepten, die den eher kurzfristigen Interessen der Stromkonzerne dienten- müsse ein ökonomisches System folgen, das im Allgemeininteresse liege und über eine langfristige Perspektive verfüge.
Leider befand sich auf dem Podium keine Vertretung der Stromwirtschaft, die zu den aufgeworfenen Fragen hätte Stellung beziehen können. Trotzdem entwickelte sich eine rege Diskussion, während der die Geschäftsleiter von Gasindustrie und Erdölvereinigung ebenso wie der CEO von Swisscom Energy Solution ihre Positionen darlegten und der Direktor der EMPA den wissenschaftstechnischen Bereich abdeckte und vorallem die Notwendigkeit betonte, Kreisläufe zu realisieren.
Die Gaswirtschaft sieht sich herausgefordert, die verschiedenen Gasanwendungen weiter zu verbessern, indem beispielsweise der Anteil der erneuerbaren Gase (Biomasse aus Abfallstoffen) erhöht, bzw. neue Quellen erschlossen werden. Als Perspektive sollten dabei aber weniger Biogasimporte als Power-to-Gas in Betracht kommen. Damit liesse sich Überschussenergie umwandeln und speichern, womit Energien aus erneuerbaren Ressourcen zwischen Gas- und Stromnetz transferiert werden könnten. Dies würde zur Netzstabilität beitragen und den Ausbau der Stromnetze reduzieren helfen.
„Die dümmste aller Visionen ist die, zu glauben, alles so zu lassen wie es ist!“
Power to change – Die Energierebellion
Im Gegensatz dazu offenbarte sich, dass der Vertreter der Erdöl-Lobby kein Einlenken zeigte, von den bisherigen, ausgetretenen Pfaden abzuweichen. Wenn dabei zudem die Meinung vertreten wird, dass die Bestrebungen der Schweiz im Klimaschutz gar nichts brächten, wird die Möglichkeit und Notwendigkeit verkannt, dass jeder Mensch an seiner Stelle handeln kann und damit Verantwortung wahrnimmt, so dass letztlich die Summe des Ganzen zur Wende führen wird.
Dass künftig auf jeglichen Einsatz fossiler Brenn- und Treibstoffe global verzichtet werden muss, um das Ziel erreichen zu können, die Erwärmung der Erdatmosphäre nicht über 2°C ansteigen zu lassen, war anlässlich des Pariser Klimagipfel anerkannter Konsens. Selbst das Ausscheren des neuen amerikanischen Präsidenten vermag dieser Einsicht keinen Abbruch zu leisten.
Angesichts der Tatsache überdies, dass alle irdischen Rohstoffe endlich sind und ihr Vorhandensein früher oder später aussetzt, wäre es doch an der Zeit, auch im Sektor Erdöl Zukunftsstrategien zu entwickeln. Diese müssten den längst bekannten Befunden Rechnung tragen, dass einerseits durch die Emissionen fossiler Brenn- und Treibstoffe die Erdatmosphäre aufgeheizt und das Klima weltweit geschädigt wird und andererseits wertvolle Rohstoffe einfach verbrannt werden. Diese wären einen sorgfältigeren Umgang wert, da deren Inhaltsstoffe sowohl in der Kunststoffproduktion wie auch im medizinischen Bereich und allenfalls später in noch unbekannter Art und Weise eine sinnvollere Verwendung finden.
„Die Steinzeit ging nicht zu Ende aus Knappheit an Steinen!“
Roger Nordmann, NR SP-Fraktionschef
Doch darin hatte eigentlich die Zielsetzung des Forums bestanden, mit Inspiration und Power zu Antworten und Lösungen für die grossen Herausforderungen der Energiewende zu gelangen. …
oder wie Nordmann in seinem Referat ausführte, dass man zu Inspirationen komme, wenn man sich an die Arbeit setze und Power durch den initiativen Einsatz einzelner Personen entstehe, mit gutem Beispiel voranzugehen und durch Hartnäckigkeit und Ausdauer zu überzeugen. Das seien aktuelle Anforderungen, die für unsere Zukunft notwendig seien.
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