Energiesparen durch Drehen an der Uhr?

Energiesparen durch Drehen an der Uhr?

Seit Sonntagnacht ticken unsere Uhren wieder anders. Die ganze Schweiz hat auf Sommerzeit umgestellt. Dadurch soll das Tageslicht besser genutzt und somit Energie gespart werden.

Während des ersten Weltkriegs wurden die Uhren zum ersten Mail umgestellt. Man wollte mit einer besseren Nutzung des Tageslichts Kohle einsparen. Bis zu den 70er Jahren war die Sommerzeit allerdings wieder in Vergessenheit geraten. Erst mit der Öl-Krise wurde sie wieder offiziell, ebenfalls aus dem Grund, Energie zu sparen. In der Schweiz stellte sich ein Referendum gegen die Zeitumstellung, und so liefen die Uhren rund ein Jahr lang anders als beispielsweise in Deutschland oder Frankreich. Seit 1981 drehen auch wir die Uhren zwei Mal im Jahr vor und wieder zurück.

Was bringt die Zeitumstellung wirklich?

Bis heute konnte eine effektive Energieeinsparung nicht nachgewiesen werden. Unter anderem liegt dies daran, dass heute viel Energie in elektronische Geräte fliesst. Fernseh-, Computer- oder Radiogebrauch richten wir nicht nach Tageslicht. Die Lichtquellen werden dabei eher zu einer Nebensache. Dank dem Glühbirnenverbot haben viele Haushalte bereits auf LED gewechselt. Eine Annahme geht davon aus, dass Menschen, die im Sommer während der hellen Abendstunden zu Hause sind, ihre Klimaanlagen vermehrt nutzen. Dies würde also zu einem erhöhten Energieverbrauch führen.

Michael Schunke, Student an der Universität für Gebäude- und Energietechnik in Erfurt, stellte sich die Frage, ob Heizkosten und Energieverbrauch aufgrund der Zeitumstellung sogar steigen. Viele Haushalte heizen in der Übergangszeit zwischen Winter und Frühling bereits am Morgen, bevor die Bewohner zur Arbeit gehen. Schunke wertete die Daten des statistischen Bundesamtes für den Heizverbrauch in Eigenheimen aus, mit einem überraschenden Ergebnis. Er stellt fest, dass zum Zeitpunkt der Zeitumstellung aufgrund vermehrten Heizaufwands jährlich 3,6 Petajoule (entspricht 1 Mrd. Kilowattstunden) mehr Strom verbraucht werden.

Da keine genauen Studien zur Stromersparnis vorliegen, kann auch die Auswertung von Schunke nicht genau definieren, wie energieeffizient die Zeitumstellung tatsächlich ist. Dazu müsste man die negativen Zahlen - wie die von Schunke -  von den positiven Zahlen, also der eingesparten Energie, subtrahieren.

Abgesehen von der Energieeffizienz ist die Zeitumstellung bei wenigen beliebt. Viele Menschen kämpfen jedes Jahr mit Folgen der Änderung. Die innere Uhr gerät aus dem Gleichgewicht, dies führt zu Schlafmangel und anderen Beschwerden. Wie der Auto Club Europa (ACE) meldet, steigt die Anzahl der Verkehrsunfälle an den Tagen nach der Zeitumstellung. Rettungskräfte müssen vermehrt ausrücken aufgrund dieser Unfälle sowie Herzinfarkten und Suiziden.

Auch für Wildtiere besteht eine Gefahr, diese richten sich nämlich nach dem Tageslicht und kennen keine Zeitumstellung. Die Umstellung auf die Sommerzeit führt dazu, dass der morgendliche Berufsverkehr plötzlich auf die Dämmerung fällt – wenn die Tiere auf dem Weg zurück in den Wald sind.

 

 

„Bis zu vier Wochen nach der Zeitumstellung verzeichnen wir überdurchschnittlich viele Unfälle mit Wildtieren.“                                                  Erwin Nüesch, Wildhüter

 

Abschaffung wird überprüft

Aufgrund des grossen Drucks der Bevölkerung - rund 62% der Schweizer Bevölkerung möchte die Sommerzeit ebenfalls abschaffen - hat die EU-Kommission eine Prüfung der Forderung eingeleitet. Am 8. Februar stimmte die Mehrheit des Europäischen Parlaments für die Abschaffung. Nun muss die EU-Kommission definitiv entscheiden.

Auch in der Schweiz soll bald etwas unternommen werden. Die Nationalrätin Yvette Estermann konfrontiert den Bundesrat regelmässig mit der Forderung nach einer Abschaffung der Sommerzeit. Dennoch kann die Schweiz im Alleingang die Sommerzeit nicht abschaffen. Wie bereits 1980 würde die Schweiz zur Zeitinsel werden, was schlecht für die Wirtschaft, den Transport, den Tourismus und die Kommunikation wäre.  Sollte in der EU die Abschaffung angenommen werden, wird mit grösster Wahrscheinlichkeit auch die Schweiz mitziehen.

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