Die noch immer verstrahlten Gebiete rund um die Reaktoren in Tschernobyl, sind seit der Katastrophe 1986 Sperrgebiet. Für Menschen ist diese Gegend unbewohnbar und auch für die Landwirtschaft ungeeignet. Daher sei laut den ukrainischen Behörden eine industrielle Nutzung sinnvoll. Bereits 2016 traten Gesetze in Kraft die den Bau von Wind- und Solaranlagen bewilligen. Solarunternehmen aus der ganzen Welt hatten Interesse daran.
Erste Anlage in Betrieb
Durchgesetzt hat sich das deutsch-ukrainische Unternehmen Solar Chernobyl. Rund 100 Meter neben dem 2016 erbauten Sarkophag über der Ruine des Reaktors, steht nun ein erster Solaranlagenprototyp. Diese Anlage soll rund 2000 Menschen mit Strom versorgen. Beim Bau wurden 3800 Solarpaneele auf der Fläche von zwei Fussballfeldern angebracht.
Laut dem deutsch-ukrainischen Konsortium, wäre das Ziel in Zukunft mit mehreren Kraftwerken eine Leistung von bis zu 100 Megawatt zu erreichen. Investitionen von über 100 Millionen sollen dafür geplant sein. Der ukrainische Aussenminister Ostap Semerak spricht von einer Entwicklungszone anstelle einer Katastrophenzone. Durch die Verwendung von bereits vorhandenen Infrastrukturen soll der Ablauf vereinfacht werden. So könnten die alten Stromleitungen des AKW den Strom in grossen Mengen abtransportieren.
Vor- und Nachteile
Einen grossen Vorteil für die Ukraine hätten die erneuerbaren Energiequellen: Das Lande würde zu mehr Selbstständigkeit finden. Momentan ist es sehr abhängig von russischen Gas- und Kohlelieferungen. Seit dem Kriegsausbruch im Osten des Landes spielt die Abhängigkeit noch eine grössere Rolle als zuvor.
Aufgrund der besonderen Bedingungen unter denen der Bau stattfand, war der Aufwand grösser als bei anderen Anlagen. Die Arbeiter durften nicht graben, da der Boden verstrahlt ist. Allgemein schärfere Bedingungen erschwerten die Arbeit und der Bau zog sich in die Länge. Der Bau eines riesigen Sarkophags soll Ende Mai fertiggestellt werden. Dieser soll die radioaktive Strahlung, die vom Reaktor ausgeht, für die nächsten 100 Jahre eindämmen. Dennoch sehen Kritiker ein zu grosses Risiko für Arbeiter die sich in dem Gebiet aufhalten. Nicht nur für den Bau der Anlagen, auch für deren Unterhalt müssten immer wieder Menschen in das verstrahlte Gebiet eindringen. Umweltschützern ist auch die Entsorgung des bis dahin verstrahlten Materials ein Dorn im Auge. Bislang ist keine umweltverträgliche Lösung für das Entsorgen verstrahlter Materialien vorhanden.
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