Die Schweiz ist bezüglich Energieversorgung noch immer stark vom Ausland abhängig: Drei Viertel der Gesamtenergie wird laut der Schweizerischen Energiestiftung (SES) importiert; Erdöl und Erdgas haben daran den Löwenanteil, gefolgt von Kohle. Das kostet die Schweiz jährlich mehrere Milliarden Franken, die ins Ausland fliessen.
Der Energie-Unabhängigkeitstag veranschaulicht diese Auslandsabhängigkeit bei der Energieversorgung. Er gibt an, bis zu welchem Tag die inländische Energieproduktion in der Schweiz aufgebraucht ist.
Nur ein Viertel der Energie wird im Inland produziert
Nur rund 25 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs kann die Schweiz derzeit mit ihrer einheimischen Produktion decken — in Form von elektrischem Strom aus Wasserkraftwerken und Atomkraftwerken. Nach nur 95 Tagen war dieses Jahr unsere einheimisch produzierte Energie aufgebraucht. Damit liegen wir im europäischen Vergleich im hinteren Mittelfeld. Weit voraus sind uns Estland und Island, die mit über 80 Prozent die höchste Energieunabhängigkeitsquote vorzeigen können. Estland konnte so im Jahr 2019 bis am 13. Dezember mit seiner inländischen Energieproduktion auskommen. Auch Schweden, Rumänien, das Vereinigte Königreich, sowie Serbien und Dänemark sind mit einer über 60 prozentigen Unabhängigkeitsquote deutlich weniger vom Ausland abhängig.
Energieverbrauch und Energieträger in der Schweiz
Laut Statistiken des BFE verbrauchte in der Schweiz im Jahr 2019 der Verkehrssektor die grösste Menge an Energie (314 Petajoule = PJ), gefolgt von den Haushalten (227 PJ), der Industrie (150 PJ) und dem Dienstleistungssektor (134 PJ). Die Hauptenergieträger sind entsprechend Treibstoffe wie Benzin, Diesel und Flugtreibstoffe (insgesamt 294 PJ), Elektrizität (206 PJ), Erdgas (115 PJ) sowie Erdölbrennstoffe, vor allem Heizöl (108 von 112 PJ).
Hauptenergiequellen: Fossile Rohstoffe
In 2019 importierte die Schweiz laut Statistiken des Bundesamtes für Energie (BFE) über 10 Millionen Tonnen Erdölprodukte, um ihren Energiehunger zu decken. Das Rohöl wird dabei seit Jahren direkt aus Ländern wie Libyen, Nigeria, Algerien und Kasachstan importiert. Neben dem Rohöl kaufen wir den grössten Teil der Energie in Form von Fertigprodukten, die allesamt aus Raffinerien in EU-Ländern stammen. Deutschland als Hauptlieferant bezieht das Rohöl aus erdölproduzierenden Ländern wie Russland, Kasachstan, Aserbaidschan, Irak, Ägypten, Libyen oder Nigeria.
Schleichender Fortschritt
Im Vergleich zum Anfang des Jahrtausends können wir unseren Energie-Unabhängigkeitstag zwar ein wenig weiter hinauszögern — damals fand er noch Mitte März statt. Um ihn noch weiter nach hinten zu schieben, bedarf es laut SES weiterer Energieeffizienz- und Energiesuffizienz-Massnahmen, die den Verbrauch und damit die Importe von fossilen Energien senken. Gleichzeitig müsse die inländische erneuerbare Energieproduktion gesteigert werden. Diese Stärkung der Unabhängigkeit würde, neben der Kostensenkung, über die Investitionen ins eigene Energiesystem auch Arbeitsplätze schaffen.
Die vom Volk beschlossene Energiestrategie 2050 und das Netto-Null-Ziel beinhalten die nötigen Massnahmen. Eine der wesentlichen Entwicklungen, die dadurch gefördert werden, ist die zunehmende Elektrifizierung. Das bedeutet, dass der Anteil der fossilen Brenn- und Treibstoffe in Zukunft abnehmen und dafür der Anteil Strom zunehmen wird. Für die Schweiz wäre das eine gute Nachricht, da wir im Strombereich mehr Möglichkeiten zur umweltfreundlicheren Eigenproduktion haben als bei fossilen Energieträgern. Ziel ist es, bis 2050 bis zu 75 Prozent der Energie selber zu produzieren.
Quellen und weitere Informationen:
SES (04.04.2021): Medienmitteilung
BFE: Gesamtenergiestatistik
Eurostat: EU-Energieimport
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