Den Genferinnen und Genfern sind Nachhaltigkeit und Umwelt wichtig. Ungefähr 20 Prozent der gesamten Stadtfläche sind mit Grünflächen bedeckt. Die Stadt ist heute unter anderem so grün, weil sie in der Vergangenheit zu den bereits schon länger in ihrem Besitz stehenden Parks noch viele weitere Grünareale von privaten Grundstückseigentümern aufgekauft hat. Die Stadt Genf schaut also auf eine lange Kultur der Wertschätzung Ihrer natürlichen Lebensräume zurück. Auch die politische Landschaft in Genf ist äusserst grün geprägt. Zwei der fünf Regierungsmitglieder der Metropole gehören zur Grünen Partei.
Ländliche Regionen heizen grüner
Ein Blick auf eine Karte, die den Anteil der erneuerbar beheizten Häuser in Schweizer Gemeinden darstellt, relativiert jedoch unser Bild der naturverbundenen Stadt Genf. Die von Energie Schweiz veröffentlichten Zahlen werfen ein fast schon peinliches Bild auf die Metropole. Nur gerade mal 3% der gesamten Heizenergie der Stadt Genf stammen aus erneuerbaren Energien. Die ländliche Gemeinde Furna im Kanton Graubünden heizt zu 89% mit Erneuerbaren Energien; der schweizweite Durchschnitt liegt bei 33 %. Wie kann es sein, dass eine kleine ländliche Gemeinde so markant besser abschneidet als das grün geprägte Genf? Sind die Umweltschutz-Bestrebungen der Genfer Bevölkerung oder gar derer Grün-Linken Regierung etwa mehr Schein als Sein?
Heizkosten werden mit den Mietkosten verrechnet, Investitionskosten nicht
Das Schweizer Fernsehen (SRF) hat beim Kanton Genf nachgefragt, wie das schlechte Ergebnis des gleichnamigen Hauptortes zustande kommt. Antonio Hodgers, der zuständige Staatsrat des Kantons Genf, begründet das Ergebnis mit dem hohen Alter der Häuser und der starken Wohnungsnachfrage, aufgrund derer Vermietende die alten Heizkessel nicht ersetzen würden. Auch andere Stadtgemeinden schnitten deutlich schlechter ab als ihre ländlichen Pendants – Basel Stadt erreichte dennoch 35%. Der grosse Stadt-Land-Graben kommt laut Léonore Hälg von der Schweizerischen Energie-Stiftung zustande, da es in Städten einen sehr hohen Anteil an Mietwohnungen gebe: Für Vermietende lohnten sich erneuerbare Energien finanziell nicht. Nebenkosten können mit den Mietkosten verrechnet werden, Investitionen dagegen nicht. Das Problem liegt zu einem grossen Teil in der Gesetzeslage. Es müssten Anreize gesetzt werden, die den Umstieg auf Erneuerbare Energien auch für Vermietende attraktiv machen.
Der Kanton Genf hat kürzlich den Finger genau an diesen Punkt gelegt und ein neues Gesetz verabschiedet, das Gebäudebesitzer dazu verpflichten kann, sich an ein neues Wärmenetz anzuschliessen, welches zu 80% mit erneuerbaren Energien beheizt wird. Zusätzlich arbeitet der Genfer Staatsrat an einer neuen Verordnung, die Ölheizungen künftig verbieten soll – so wie es der Kanton Glarus erst letzthin für sich beschloss.
Der gute Wille der Genfer Bevölkerung ist also jetzt, nachdem das Problem breiter erkannt ist, anscheinend vorhanden. Die besonders schweren Grundvoraussetzungen der Stadt – mit ihren vielen Altbauten und ihrer Wohnungsknappheit – könnten sie zum umso leuchtenderen Vorbild machen, wenn es gelingt, sie zu überwinden.
Quellen und weitere Informationen:
SRF: Welche Schweizer Stadt heizt am klimafreundlichsten?
Ville de Genève: Les parcs de la Ville de Genève
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