Vor vier Jahren kündigte die ETH in ihrer internen Zeitung an, einen Teil ihres Stroms aus ökologischen Quellen zu beziehen. Heute sieht alles ganz anders aus. Mit dem neuen Präsidenten der Schule änderte sich auch die Einstellung zu erneuerbaren Energien. Anfang dieses Jahres wurde das Ökostrom-Abo klammheimlich gekündigt. Die Studenten wurden nicht informiert, und auch einen Zeitungsartikel gab es diesmal nicht.
Rund 800'000 Franken mehr kostete der Ökostrom gegenüber konventionellem Strom pro Jahr. Dieser Betrag sei in der Erforschung alternativer Energien besser investiert, meint das Rektorat. Viele Studenten können den Entscheid des neuen Präsidenten Ralph Eichler nicht verstehen. «Man kann doch einen solchen Entscheid nicht nur aus betriebswirtschaftlicher Sicht fällen», sagt Studentin Nicole Seitz. «Damit zieht man der Forschung in diesem Bereich den Boden unter den Füssen weg.»
Dass Eichler kein Fan der Energiewende ist, weiss man, und er steht auch dazu: "Andere Energieformen haben auch ihre Risiken, nicht nur Atomstrom. Der Bau von Gaskombikraftwerken oder der Bezug von Kohlestrom sind wohl kaum eine viel bessere Lösung", sagt er. Er glaubt nicht, dass der Entscheid auf Ökostrom zu verzichten, etwas am Image der Hochschule ändern kann. Er ist der Meinung, dass gezielte Forschung mehr bringt, als etwas 'Symbolisches', wie etwa grünen Strom zu kaufen.
Zudem subventioniere sich die ETH ja selbst, denn wenn sie Ökostrom bezieht, geht ein Beitrag an die Forschung. "Und wer macht diese Forschung? Die ETH", sagt Eichler.
"Ich finde es gut, dass sie idealistisch denken, und lobenswert, dass sie sich engagieren. Aber die Wirklichkeit ist etwas komplizierter."
Viele Studenten der ETH wollen aber beim Ökostrom bleiben. Also haben sie eine Facebook-Gruppe mit dem Namen «ETH zurück zum Ökostrom» gegründet, und zusätzlich einen Brief mit knapp 250 Unterschriften an Ralph Eichler geschickt. Eine Petition an die Behörden soll folgen. Unterstützt werden die Studenten von verschiedenen Professoren.
Die Studenten sollen nun zu einem Gespräch eingeladen werden. "Ich finde es gut, dass sie idealistisch denken, und lobenswert, dass sie sich engagieren. Aber die Wirklichkeit ist etwas komplizierter", sagt Eichler.
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