Licht ist für das Leben auf Erden und für die Fähigkeit vieler lebender Organismen, visuelle Reize aufzunehmen und zu verarbeiten, von grösster Bedeutung. Seit Millionen von Jahren haben sich die Lebewesen dieser Welt an die zwischen Tag und Nacht alternierenden Lichtverhältnisse angepasst. Die Synchronisation der inneren Uhr mit dem Wechselspiel zwischen hellen und dunklen Phasen ist in den allermeisten Organismen genetisch verankert. Licht ist nicht nur ein Zeitgeber, ihm kommt auch eine Ordnungsfunktion zu. Für den Menschen war es früher üblich, die Arbeit bei Tageslicht zu verrichten und während der Nacht zu ruhen. Mit der Nutzung von Feuer seit der Altsteinzeit, verstärkt jedoch mit dem Aufkommen von Kerzen und Fackeln, haben sich zunehmend Möglichkeiten der künstlichen Beleuchtung ergeben und damit erstmals gewisse Arbeits- bzw. Handlungsoptionen über die Tagesgrenzen hinaus erweitert. Seit gut hundert Jahren hat mit der Entwicklung und Verbreitung elektrischer Aussenbeleuchtungen ein Prozess der künstlichen Aufhellung des Nachthimmels begonnen und ein beträchtliches und umweltrelevantes Ausmass angenommen.
In den Städten, entlang von Strassen und zunehmend auch in weniger dicht besiedelten Orten ist die Nacht den Menschen fremd geworden. Es ist nicht nur Tatsache, dass wir uns - scheinbar natürlich - einen Grossteil des Jahres noch viele Stunden nach Sonnenuntergang in gut beleuchteten Innenräumen aufhalten. Mehr noch ist auch die energieaufwändige Beleuchtung von Aussenräumen längst zum Normalzustand geworden. Kunstlicht wird zur Beleuchtung von Strassen und Hausfassaden, Sehenswürdigkeiten und Schaufenster eingesetzt. Am meisten betroffen von der „Lichtverschmutzung“, wie viele Forscher das Phänomen mittlerweile bezeichnen, sind Grossstädte. Durch die dort vorherrschende hohe Kunstlichtdichte wird die Nacht in beträchtlichem Ausmass aufgehellt, was unter anderem einen Grossteil der natürlich sichtbaren Sterne ausblendet. Weil sich viele Menschen inzwischen an die Aufhellungen der Nacht gewöhnt haben, wird das Verschwinden der Nacht oft gar nicht als Problem erkannt.
Das vielerorts noch wenig ausgebildete Problembewusstsein bezüglich des Verlusts der natürlichen Dunkelheit vermag die ökologischen Folgen jedoch in keinerlei Weise einzudämmen. Auch wenn die Auswirkungen der Lichtverschmutzung in ihrer Gesamtheit noch nicht hinreichend erforscht sind, sind einige Negativeffekte bereits gut dokumentiert. Offensichtlich ist etwa die starke und oft tödliche Attraktionswirkung künstlicher Leuchtkörper auf viele nachtaktive Insekten. Durch die milliardenfache Tötung der Tiere, denen unter anderem eine Funktion bei der Bestäubung vieler Pflanzen zukommt und die selbst wiederum ein Glied innerhalb einer Nahrungskette sind, ist ein Rückgang der Artenvielfalt - mit Folgen für abhängige Systeme - naheliegend. Negative Auswirkungen sind auch für Zugvögel, die vom Kunstlicht irritiert werden, oder für schlüpfende Meeresschildkröten, die in Richtung der leuchtenden Siedlungen, statt ins glitzernde Wasser kriechen, bekannt. Schliesslich werden auch gesundheitsschädigende Wirkungen auf den Menschen, so etwa Störungen des Hormonhaushalts, diskutiert.
Glücklicherweise gibt es inzwischen einige Wissenschaftler, die sich dem Kampf gegen den Lichtsmog verschrieben haben, und auch im öffentlichen Diskurs taucht das Problem vermehrt auf. Mit besser ausgerichteten Lampen und optimierten Lichtabschirmungen sowie Anpassungen der Beleuchtungsstärke und Art lässt sich schon viel erreichen. Noch effektiver ist es natürlich, auf Leuchten, wo immer möglich, ganz zu verzichten oder sie zumindest zeitweise auszuschalten.
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