Die Mobilität ist aus unserem modernen Leben nicht mehr wegzudenken. Mit Auto, Motorrad, Bus, Zug oder Flugzeug legen wir, wann immer wir wollen, kleine und grössere Strecken zurück. Doch der weiterhin stark zunehmende Verkehr hat seinen Preis: um uns herum wird es immer lauter. Damit gefährden wir unsere eigene Gesundheit ebenso wie diejenige vieler Tiere.
Laut Bundesamt für Umwelt sind in der Schweiz rund 1,3 Mio. Personen an ihrem Wohn- und/ oder Arbeitsort übermässigem Lärm ausgesetzt (vgl. Grenzwerte Lärmbelastung). Weitaus mehr Menschen – zwei Drittel der Bevölkerung – fühlen sich durch Lärm gestört. Die grösste Belastung geht hierbei klar vom zunehmenden Strassenverkehr aus. Trotz vermehrten Lärmbekämpfungsmassnahmen in diesem Bereich ist die Bevölkerung vielerorts immer stärkeren Belastungen ausgesetzt. Um den Geräuschpegel zu senken, werden seit Inkrafttreten der Lärmschutzverordnung 1986 die lautesten Strassen der Schweiz „lärmsaniert“. Dabei werden Gelder in Millionenhöhe in den Bau von Lärmschutzwänden, Überdeckungen und Lärmschutzfenstern investiert. Trotzdem nimmt das Getöse kontinuierlich zu. Deshalb wäre es wichtig, den Lärm durch angepasstes Fahrverhalten, lärmarme Fahrzeuge und Reifen sowie bedeutende Geschwindigkeits-Reduktionen auch an der Quelle zu bekämpfen. Doch gerade hier regt sich oftmals Widerstand in der Bevölkerung; nicht zuletzt bei denselben Personen, die übermässigen Lärmbelastungen ausgesetzt sind. Die Überschreitung von Grenz- und Alarmwerten verursacht – medizinisch belegt – gesundheitliche Schäden. Die Politik wird deshalb zunehmend in die Verantwortung genommen; doch die Frage, was jeder Einzelne für die Lärmverminderung machen kann, wird oft nicht gestellt. Kaum jemand achtet z.B. beim Fahrzeugkauf auf das Kriterium Lärm oder lässt das Auto zuhause, weil es zu viel Krach macht. René Weinandy vom deutschen Umweltbundesamt erklärt dies mit dem fehlenden Lärmbewusstsein der Bevölkerung: „Lärm wird von Menschen gemacht, aber störend ist immer der Lärm der anderen.“
Angesichts der gesundheitsschädigenden Wirkung von Lärm, sollte das unterschätzte Lärmproblem jedoch sehr ernst genommen werden. Experten sind sich inzwischen einig, dass eine hohe Lärmbelastung für Menschen ebenso schädlich ist wie eine hohe Konzentration an Luftschadstoffen. Dauerbelastungen von mehr als 65 Dezibel führen zu Schlafstörungen, Stress, körperlicher Unruhe, Verstimmungen, Hörschäden und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Neben dem Menschen leiden auch verschiedene Tiere unter der ständigen Lärmbelastung. Ein erhöhter Geräuschpegel versetzt Wirbeltiere in Stress, kann Alarmbereitschaft und heftige Fluchtreaktionen auslösen. Zudem kann das sehr empfindliche Gehör, z.B. von Vögeln, durch Lärm bleibende Schäden davontragen (vgl. Lärm und Naturschutz – Ein lautes Problem). Da sich viele Tiere akustisch verständigen, stört Lärm auch die Kontaktaufnahme untereinander und die Orientierung. Besonders stark zeigt sich diese Beeinträchtigung bei Tieren, die sich mithilfe von Ultraschall orientieren, wie z.B. Fledermäuse.Lärm wird von Menschen gemacht, aber störend ist immer der Lärm der anderen. René Weinandy, Umweltbundesamt Deutschland
Obwohl in den letzten Jahren viele Lärmschutzmassnahmen realisiert wurden, nimmt der Krach in der Schweiz und auf der ganzen Welt stetig zu. Schutzwände und Geräuschisolation reichen offenbar nicht aus, um uns selbst und die Natur davor zu schützen. Stattdessen sollten wir uns vielleicht vermehrt fragen, wie wir unseren eigenen Alltag mit weniger Krach und Getöse gestalten könnten. Das Verhalten jedes einzelnen zählt.
Weiterführende Infos:
Tag gegen Lärm 2013: laerm.ch
BAFU Infoseite Lärm
BAFU Karte: Lärm durch Strassenverkehr
Schweizer Lärmschutz-Verordnung
Eidgenössiche Kommission für Lärmbekämpfung (EKLB)
Schweizerische Liga gegen Lärm
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