Antibiotikaresistente Bakterien in Poulets gefunden

15 Okt 2013

Schweizer Konsumentenschutz-Organisationen haben bei umfangreichen Tests in 19 von 40 Poulet- und Truthahn-Produkten antibiotikaresistente Bakterien nachgewiesen. Gelangen diese Bakterien in den menschlichen Körper, können sie zu Resistenzen führen, die im Falle einer Krankheit die Behandlung mit Antibiotika erschweren oder gar verunmöglichen. In Europa sterben nach Schätzungen der EU jährlich rund 25'000 Menschen durch eine Infektion mit resistenten Bakterien.

Betroffen sind Geflügelprodukte aller Grossverteiler in der Schweiz. Besonders stark kontaminiert sind Pouletfleisch aus Brasilien und Deutschland. Eine weitere Studie weist nach, dass über 96 Prozent der Masthühner in Deutschland mit Antibiotika behandelt werden. Obwohl Schweizer Produkte weniger häufig belastet sind als ausländische Ware, wurden auch bei Schweizer Geflügelprodukten die gefährlichen ESBL- und MRSA-Bakterien nachgewiesen. Diese Bakterien produzieren Enzyme, die in der Lage sind, die Wirkung von Antibiotika zu verhindern. Gegen Antibiotika resistente Erreger kommen vermehrt dort vor, wo ständig Antibiotika verwendet wird, wie beispielsweise in der Tiermast: 2012 wurden in der Schweiz 57 Tonnen Antibiotika für Nutztiere verkauft! Die verabreichten Antibiotika töten zwar fast alle Bakterien der Krankheitserreger ab, aber einige wenige können überleben, weil sie aufgrund einer Mutation gegen das angewandte Antibiotikum resistent sind. Diese resistenten Individuen vermehren sich dann trotz der Antibiotika-Therapie weiter – eine klassische Selektion im evolutionsbiologischen Sinne. Die Resistenz vermittelnden Gene werden von den Bakterien sogar artübergreifend weitergegeben.

„Gelangt bei einer betroffenen Person ein resistenter Keim beispielsweise in die Harnblase, kann die daraus resultierende Infektion unter Umständen nicht oder nur mit Mühe mit Antibiotika behandelt werden. Dies führt zu längeren Behandlungsdauern und höheren Kosten.“ Herbert Hächler (Professor am Institut für Lebensmittelsicherheit und –hygiene der Universität Zürich)

In der Schweiz dürfen auch gesunde Tiere vorbeugend mit Antibiotika behandelt werden. Die Antibiotika-Prophylaxe soll verhindern, dass die Tiere krank werden. Auch auf Biobetrieben ist die Krankheitsbehandlung mit Antibiotika zugelassen. Der vorbeugende Einsatz ist dort jedoch verboten. Die grossflächige Behandlung mit Antibiotika hat viel mit der Haltung der Tiere zu tun: Viele Masttiere werden in Rekordzeit grossgezogen. Das schnelle Wachstum geschieht auf Kosten des Immunsystems, sodass die Tiere für Krankheiten anfällig werden.

Die Grossverteiler, konfrontiert mit den Resultaten der Studie der Konsumentenschutz-Organisationen SKS, ACSI und FRCM, spielen die Gefahr für die Konsumenten herunter. Migros-Sprecherin Christine Gaillet sagt: „Wird das Fleisch richtig zubereitet, entfällt auch die Möglichkeit der Resistenzübertragung.“ Coop-Sprecherin Denise Stadler ist gleicher Meinung: „Bei Einhaltung der Küchenhygiene und der korrekten Erhitzung besteht keinerlei Risiko für die Konsumenten. Die untersuchten Produkte entsprechen den gesetzlichen Anforderungen und sind verkehrsfähig.“ Kann man mit (potentiellen) Gesundheitsgefährdungen derart fahrlässig umgehen?

Weitere Links:
Medienmitteilung Stiftung Konsumentenschutz
Detaillierte Ergebnisse der Studie

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