Antibiotika ist ein Überbegriff für Stoffwechselprodukte bestimmter Bakterien oder Pilzen wie z.B. der Pinselschimmel (Penicillium), die bereits in winzigen Konzentration das Wachstum von anderen Mikroorganismen hemmen oder sie abtöten. Diese Stoffe blockieren für das Bakterium lebenswichtige Funktionen. Antibiotika sind in unterschiedlichen Wirkstoffklassen erhältlich und aus der Tier- und Humanmedizin nicht mehr wegzudenken.
Doch die Bakterien wehren sich gegen die Superwaffe und mutieren zu immer raffinierteren Varianten, die der Attacke durch Antibiotika erfolgreich strotzen. Von multiresistenten Bakterien ist die Rede, wenn sie gegen mehr als drei Klassen von Antibiotika resistent sind. Antibiotikaresistenzen gefährden die Behandlung von schweren Infektionen und führen oft zu einer verlängerten Krankheit und einer teureren Behandlung. Im schlimmsten Fall helfen sie gar nicht mehr, und es droht eine Blutvergiftung, die zu multiplem Organversagen führt und meist tödlich endet. Besonders gefährdet sind Kinder, ältere Menschen sowie Menschen mit Grunderkrankungen.
Forscher warnen schon länger: Je mehr und je unsorgfältiger Antibiotika eingesetzt werden, umso mehr resistente Bakterienstämme entwickeln sich. Im Jahr 2010 wurden im Rahmen einer Studie der Universität Zürich 600 gesunde Schweizerinnen und Schweizer im Alter von 20 bis 65 Jahren untersucht. Bei 5,8 Prozent der Teilnehmenden konnten resistente und multiresistente Keime im Darm nachgewiesen werden.
Beängstigend ist, dass resistente Keime häufig auch indirekt in den Menschen gelangen. In der Nutztierindustrie, insbesondere in Massentierzuchten werden die Tiere in der Regel präventiv mit Antibiotika behandelt. Forscher fanden in 64 Prozent untersuchter Hühner multiresistente Bakterien im Darm. Werden Tiere nach einer Antibiotikabehandlung zu früh geschlachtet, gelangen die Antibiotika durch den Verzehr des Fleisches in die menschliche Nahrungskette. Resistente Keime können auch direkt durch den Kontakt mit rohem Fleisch auf den Menschen übertragen werden. Zu allem Übel wirken Antibiotika bei Nutztieren im Krankheitsfall häufig nicht mehr, was die Folge hat, dass noch mehr und breitere Antibiotika verabreicht werden.
«Antibiotika sollten vermieden werden, wo es nur geht. Bei mangelhafter Durchsetzung dringender Korrektur- und Schutzmassnahmen droht die Welt auf ein postantibiotisches Zeitalter zuzusteuern, in dem gewöhnliche Infektionen nicht mehr geheilt werden können.»
Roger Stephan, Professor für Lebensmittelsicherheit und -hygiene an der Universität Zürich
Heute kann man wieder an Infektionen sterben, die vor 15 Jahren nicht tödlich verliefen, berichtet der Mediziner Andreas Kronenberg vom Schweizerischen Zentrum für Antibiotikaresistenzen (Anresis). Mit Anresis wurde in der Schweiz erstmals ein umfassendes Überwachungsinstrument zur Kontrolle verschiedener Antibiotikaresistenzen gegen die wichtigsten pathogenen Keime eingeführt.
Zurzeit wird intensiv an Lösungen für das Resistenzproblem geforscht. Markttaugliche Lösungen sind aber noch Zukunftsmusik. Deshalb hat das Schweizerische Zentrum für Antiotikaresistenzen (Anresis) sowie diverse Bundesämter 2013 beschlossen, den Einsatz von Antibiotika in der Humanmedizin einzuschränken.
Das kann man persönlich tun:
- Bei leichten Infektionen wie z.B. Erkältungen auf Antibiotika verzichten und wann
immer möglich Hausmittel anwenden - Keine Antibiotika als Vorsorgemassnahme einnehmen
- Müssen Antibiotika eingenommen werden, unbedingt die vorgeschriebene Dosierung
einhalten und sie bis zum Schluss einnehmen, da sich ansonsten Resistenzen bilden
können - Kein Fleisch aus Massentierhaltung kaufen und beim Umgang mit rohem
Fleisch Hygienemassnahmen einhalten, z.B. Schneidebretter gründlich reinigen - Gemüse vor dem Verzehr gründlich waschen
Kommentare (0) anzeigenausblenden