Triclosan, ein kaum bekannter Problemstoff

Das umstrittene Triclosan ist auch in der Zahnpasta zu finden. Das umstrittene Triclosan ist auch in der Zahnpasta zu finden.

 In der Schweiz enthalten viele Kosmetika, Pflege- und Hygieneprodukte das Biozid Triclosan. Dieses ist allerdings seit Jahren umstritten; es scheint potentiell gesundheitsgefährdend zu sein. Ein Verbot war hierzulande bisher nicht in Sicht. Nun haben Umweltorganisationen allerdings eine Petition lanciert. Diese fordert: Triclosan verbieten, aber sofort!

Griff in den Giftschrank

Der Griff zur Zahnpasta oder zur Gesichtscrème kann auch ein Griff in den Giftschrank sein. Viele Kosmetika, Pflege- und Hygieneprodukte enthalten eine Vielzahl von Substanzen, deren Wirkungen und Auswirkungen oft nicht vollständig bekannt sind. Das Desinfektionsmittel Triclosan ist eine davon. Eine Einkaufstour der Umweltorganisationen Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) und Pingwin Planet hat nun Erschreckendes zu Tage gefördert: Das umstrittene Biozid steckt in vielen Alltagsprodukten, obwohl es seit Jahrzehnten im Verdacht steht, Umwelt und menschliche Gesundheit zu schädigen. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt denn auch, den Einsatz von Triclosan auf das unbedingt notwendige Mass zu beschränken. AefU und Pingwin Planet gehen einen Schritt weiter: In ihrer Online-Petition fordern sie: „Triclosan verbieten, aber sofort!“; bisher haben knapp 3000 Personen unterschrieben.

Konservierungsstoff gegen Mikroorganismen

Triclosan ist in der Schweiz deklarationspflichtig, ein Produkt darf maximal 0,3 Prozent davon enthalten. Das Desinfektionsmittel wird Kosmetika als Konservierungsstoff gegen Mikroorganismen beigemischt oder kommt wegen der antimikrobiellen Wirksamkeit in Haut- und Mundprodukten zum Einsatz; es soll Bakterien, Pilze und Viren abtöten. Die gesundheitlichen Bedenken rund um Triclosan sind allerdings mannigfaltig. Das Biozid reichert sich über die Nahrungskette an und findet sich beim Menschen im Fettgewebe, dem Nabelschnurblut und der Muttermilch wieder. Triclosan wird verdächtigt, im Körper wie ein Hormon zu wirken, Brustkrebs auszulösen, Spermien und die Fruchtbarkeit zu schädigen und Antibiotika-Resistenzen zu provozieren. Eine Studie an Mäusen hat zudem gezeigt, dass der Stoff die Herzleistung und die Muskelkraft mindert.

„Die Kontrollbehörden erfassen unzureichend, wie verbreitet zum Beispiel Triclosan in unseren Konsumgütern vorkommt.“
Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz & Pingwin Planet

Auch die Leber wird angegriffen und die Haut ist gereizt. Hinzu kommt: Bei der Produktion von Triclosan und dessen Abbau in der Umwelt können meist hochgiftige Dioxine und Furane entstehen. Über den Urin gelangt der Problemstoff schliesslich in die Umwelt und kann in Sedimenten von Oberflächengewässern und zahlreichen Wasserlebewesen nachgewiesen werden. Gleichzeitig wurden die dioxinhaltigen Produktionsabfälle über Jahre in Deponien abgelagert, wo sie die Umwelt langfristig belasten.

Kontroll- und Zulassungsbehörden überfordert und untätig

Im Einkaufskorb der Umweltschützer landeten 67 Triclosan-Artikel, von der Zahnpasta über Deosticks bis hin zu Seifen, Fusspuder oder Reiniger für Hundepfoten. Diese Auswahl sei keinesfalls umfassend, betonen die beiden Organisationen. Ebenfalls nicht umfassend sei der Überblick der Kontrollbehörden von Bund und Kantonen über die Triclosan-Situation in der Schweiz, bemängeln die Umweltorganisationen in der Medienmitteilung. „Sie erfassen unzureichend, wie verbreitet zum Beispiel Triclosan in unseren Konsumgütern vorkommt“, schreiben sie. Ebenfalls in der Kritik stehen die Zulassungsbehörden. In der AefU-Zeitschrift oekoskop kritisiert Harald Friedl, Verfasser einer Masterarbeit zum Thema, die Behörden hätten bei Triclosan ihren Auftrag zum Schutz des Menschen und der Umwelt vor Gefahren durch chemische Substanzen nicht ausreichend wahrgenommen.

Gesamtschau fehlt

Es fehle noch immer eine Gesamtschau über die direkten und indirekten toxikologischen sowie ökotoxikologischen Risiken von Triclosan, schreibt Harald Friedl im oekoskop. Der US-Bundesstaat Minnesota hat gehandelt und Triclosan auf den Juli 2015 verboten, zu gefährlich sei die Substanz für Mensch und Umwelt. Die EU wiederum hat ein Teilverbot des Biozids verordnet: Triclosan darf ab Juli 2015 „nur“ noch in Zahnpasten, Handseifen, Duschprodukten, Deodorants, Gesichtspudern, Produkten gegen Hautunreinheiten, Nagelprodukten (0,3%) und in Mundwässern (0,2%) verwendet werden.

Die Initiative von AefU und Pingwin Planet scheint indes bereits Wirkung zu zeigen. In einer Stellungnahme gegenüber AefU haben mehrere Firmen angekündigt, künftig auf den Einsatz von Triclosan verzichten zu wollen.

Weitere Informationen und Links:
Petition „Triclosan verbieten – sofort“
Oekoskop 3/14 – Zeitschrift der Aefu, die sich umfassend mit dem Thema Triclosan auseinandersetzt
Zentrum der Gesundheit – Triclosan – Gift in Hygieneartikeln und Textilien

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