Bald bei uns auf dem Tisch
Heuschreckengeschnetzeltes, frittierte Käfer und Mehlwürmer-Küchlein – Insekten zu verspeisen ist in vielen tropischen Ländern ganz normal. Bei uns in der westlichen Welt stehen sie nicht auf dem Speiseplan. Das soll sich nun ändern: Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit will verschiedene Insekten wie Heuschrecken, Grillen oder Mehlwürmer in die Lebensmittelverordnung aufnehmen, wie die NZZ berichtet. Demnach sollen Insekten ab 2016 als Nahrungsmittel erhältlich sein.
Doch woher kommt die Idee Insekten zu verspeisen, wo doch so viele Menschen sich bereits beim Anblick vor den sechsbeinigen Wirbellosen ekeln? Insekten bieten gegenüber herkömmlichen Proteinquellen zahlreiche Vorteile. Ob sie die Lösung für eine gesicherte Proteinversorgung der Weltbevölkerung sind, wird kontrovers diskutiert.
Insektenzucht hat viele Vorteile
Entomophagie – wie das Verspeisen von Insekten wissenschaftlich genannt wird – ist eine uralte, weit verbreitete Ernährungsweise. Ein Bericht der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) widmet sich der Entomophagie. Sie listet die zahlreichen Vorteile dieser Ernährungsform auf: Insekten sind eine gesunde, nahrhafte Alternative zu herkömmlichen Proteinquellen wie Hühner, Schweine, Rinder oder Fischen. Weil Insekten reich an Proteinen und gesunden Fetten sind, und darüber hinaus reich an Kalzium, Eisen und Zink, sind sie für die menschliche Ernährung gut geeignet. Neben ernährungsphysiologischen Überlegungen haben Insekten als Nutztiere entscheidende Vorteile gegenüber herkömmlichen Nutztieren: Sie erzeugen massiv weniger Treibhausgase, vor allem weniger Methan. Die Zucht von Insekten braucht wenig Land. Bei der Zucht der Insekten fallen weniger Stickstoffverbindungen an als zum Beispiel bei der Schweinehaltung. Insekten sind zudem sehr gute Futterverwerter: Beispielsweise benötigen Grillen 12 mal weniger Futter als Rinder, um die gleiche Menge Protein zu produzieren. Ein entscheidender Vorteil liegt darin, dass Insekten mit organischen Abfällen gefüttert werden können. Die Insektenzucht ist einfach zu bewerkstelligen und braucht für den Einstieg wenig Kapital, wie der Bericht der FAO schreibt.
Nachhaltigkeit auch bei Insekten nötig
Werden Insekten nicht nachhaltig wild gefangen, ist mit gravierenden Folgen für die Ökosysteme der Erde zu rechnen. Denn Insekten haben zahlreiche wichtige Aufgaben: Sie bestäuben Pflanzen, bauen tote Lebewesen und Kot ab, kontrollieren als Nützlinge in der Landwirtschaft und der Natur Schädlinge auf natürliche Weise. Neben ihrer Rolle für die Ökosysteme, sind Insekten auch Produzenten von Produkten, die für uns Menschen wertvoll sind: Beispielsweise Honig, Seide und Bienenwachs.
Bei Insekten aus Wildfang besteht für die Konsumenten die Gefahr, dass die Tiere mit Giften verseucht sind. In Kuwait wiesen für den Verzehr gefangene Heuschrecken hohe Konzentrationen von Pestizidrückständen auf, schreibt der FAO-Bericht. Bei Insekten aus Zucht sollte dies nicht vorkommen.
Gar nicht so selten wie man glaubt
Weit verbreitet ist der Konsum von Insekten in Mexiko, China, Indien, Südostasien, Südamerika, Zentral- und Südafrika, aber auch in Australien. Die meisten essbaren Insekten gehören zu den Insektenordnungen der Käfer (Coleoptera), der Schmetterlinge und Motten (Lepidoptera), der Wespen, Bienen und Ameisen (Hymenoptera) und der Heuschrecken und Grillen (Orthoptera). Meistens werden die Larvenstadien der Insekten verspeist, so zum Beispiel Mehlwürmer (Tenebrio molitor), die Larven des Mehlkäfers.
Nichts Neues
Die Geschichte der Entomophagie reicht zurück bis ins Altertum, bereits in der Bibel finden sich Hinweise auf diese Ernährungsweise. Ob die Insekten in der heutigen Schweiz eine mögliche Alternative zu Rindfleisch, Poulet und Schweinefleisch werden, zeigt sich spätestens im nächsten Jahr, wenn Insekten in den Handel kommen.
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Ausreichende Vielfalt ist gegeben. Quelle: pixabay
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Wird es den europäischen Gourmet überzeugen können? Quelle: wikimedia
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In vielen Regionen der Welt sind Insekten alltägliche Nahrung. Quelle: pixabay
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https://umweltnetz-schweiz.ch/themen/gesundheit/1795-k%C3%A4fer-%C3%A0-discretion.html#sigProId7ad59d5ee1
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