Der Begriff „grüne“ Gentechnik bezieht sich auf den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft. Dabei züchten Biochemiker neue Pflanzenarten, indem sie einzelne Gene von verschiedenen Organismen auf Pflanzen übertragen. Durch diese Veränderung der natürlichen DNS sollen robustere Pflanzen entstehen, die spezifische Eigenschaften aufweisen.
In der Schweiz ist der Import dreier deklarationspflichtiger genmanipulierter Maissorten und einer Sojasorte erlaubt. Auch gentechnisch veränderte Futtermittelzutaten dürfen importiert werden. Das Schweizer Recht erlaubt zudem Nahrungsmittel, die einen Anteil von maximal 0,9 Prozent Gentech-Anteile enthalten. Dies aber nur dann, wenn die Spuren unbeabsichtigt in das Produkt gelangt sind und geeignete Massnahmen zur Verhinderung von Vermischungen getroffen wurden. Trotzdem setzten Grossverteiler wie Migros und Coop auf „natürliche“ Produkte. Eine Änderung dieser Regelung könnte im Jahr 2017 nochmals zur Diskussion kommen.
In den USA sieht es anders aus: Schon seit 1994 können gentechnisch veränderte Tomaten auf dem Markt gekauft werden. Seit damals sind immer neue Produkte hinzugekommen und heute fast nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken.
Pro oder Kontra?
Die Gegner von genmanipulierten Lebensmitteln unterstreichen die möglichen gesundheitlichen Risiken und die negativen Auswirkungen für Umwelt und Natur beim Einsatz von „grüner“ Gentechnik.
Allergische Reaktionen in Folge der Übertragbarkeit von Genen können zu Antibiotika-Resistenzen führen. Dies geschähe dann folgendermassen: Gene an sich können nicht von einem höheren Organismus auf das andere übertragen werden. Aber bei Bakterien kann ein sogenannter horizontaler Gentransfer stattfinden. Genetisch veränderte Lebensmittel sind aufgrund ihrer Entstehung normalerweise Antibiotikaresistent. Es wird befürchtet, dass Bakterien in unserem Körper diese Eigenschaft aufnehmen. Da sie nun gegenüber anderen Bakterien einen Vorteil besitzen, breiten sie sich nach dem Prinzip der natürlichen Auslese aus. So könnten neue Krankheiten entstehen, die nicht mit Antibiotika behandelt werden können.
Bezüglich der Auswirkungen auf die Umwelt wird unter anderem eingeworfen, dass die Folgen von Auskreuzungen gentechnisch veränderten Organismen auf die Biodiversität ungenügend geklärt sind.
Befürworter genetisch veränderter Lebensmittel betonen die Chancen auf Veränderung. Durch den gezielten Einsatz von Genen werden Organismen Eigenschaften eingesetzt, die sie in der Natur (noch) nicht haben. Die Genmanipulation lässt im Reagenzglas einige Evolutionsstufen aus, die sonst von Hand und über mehrere Jahrzehnte hinweg gezüchtet werden müssten. Die Wissenschaft erhofft sich so, aktuelle Probleme wie Hungersnot, Krebs oder Blindheit bekämpfen zu können.
Bereits auf dem Markt - Einige Beispiele
„Flavr Savr Tomate“:
Durch eine Veränderung im Gencode produziert die Pflanze erheblich weniger von einem Enzym, welches die Verrottung der Tomate beschleunigt. Die Tomate ist dadurch länger haltbar. Bei längeren Transportwegen muss die Tomate nicht mehr halbreif geerntet werden. Dies verbessert den Geschmack und den Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen.
„Bt-Baumwolle“:
Produziert 50 bis 80 Prozent mehr Ertrag bei Einsatz von bis zu 70 Prozent weniger an Insektiziden, da die Pflanze bestimmte Schädlinge wie den Baumwollkapselwurm durch die eingepflanzten Gene des Bacillus thuringiensis selbstständig abwehrt.
„Roundup ready Soybean“:
Ist eine Herbizidresistente Sojabohne. Sie enthält ein Gen aus einem Bodenbakterium. Dadurch entwickelt die Sojabohne ein Enzym, das sie gegen das Herbizid Roundup unempfindlich macht. Dadurch kann das Herbizid bei der Unkrautbekämpfung eingesetzt werden, ohne dass die Sojapflanzen geschädigt werden.
„Golden Rice“:
Ist eine Reisart, die gentechnisch so verändert wurde, dass die Reiskörner Beta-Karotin (Vorform von Vitamin A) enthalten. Die Vitaminversorgung insbesondere mangelernährter Bevölkerungen könnte dadurch verbessert werden.
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Goldener Reis (hinten) im Vergleich zu konventionellem Reis (vorne), Quelle: International Rice Research Institute (IRRI)
https://www.umweltnetz-schweiz.ch/themen/gesundheit/1835-gentechnologie-mit-genen-gegen-krebs.html#sigProId4094907885
Was in Zukunft auf den Markt kommen könnte:
Apfel von „Okanagan Specialty Fruits“:
Diese kanadische Firma hat einen Apfel entwickelt, der nach dem aufschneiden nicht braun wird.
Rosarote Ananas:
Diese Ananas enthält Lycopin, welches bei der Vorbeugung von Krebs eine wesentliche Rolle spielt. Der Import dieser farbenfrohen Ananas wurde in den Vereinigten Staaten bereits genehmigt, denn die Züchtung findet außerhalb der USA statt.
Violette Tomaten:
Ein britisches Unternehmen will in den USA den Anbau samt Verkauf von violetten Tomaten genehmigen lassen. Diese Früchte enthalten Anthocyane, die die Gefahr von Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermindern soll.
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