Kleine Flotte mit grosser Wirkung
In vielen Ländern sind „Töffli“ die wichtigsten Fortbewegungsmittel: Sie sind klein, verbrauchsarm und auch im Stau kommt man damit am besten vorwärts. Der Verdacht, dass die während Jahren von strengen Emissionsvorschriften verschonten Zweiräder einen Löwenanteil an der Luftverschmutzung in vielen Städten haben, stand schon lange im Raum. Dies wurde im vergangenen Frühjahr durch eine vom Paul Scherrer Institut (PSI) veröffentlichte Studie bestätigt. Hauptverursacher für die Feinstaubbelastung sind demnach in vielen Regionen Asiens, Afrikas und Südeuropas nicht Autos und LKWs, sondern Zweitakt-Mopeds. In der thailändischen Hauptstadt Bangkok beispielsweise beträgt der Anteil der Mopeds an den Abgasen rund 70 Prozent – wobei nur etwa zehn Prozent des Brennstoffverbrauchs der Acht-Millionen-Stadt auf die Zweiräder entfallen.
Was bei den Töfflis aus dem Auspuff kommt, ist gesundheitsgefährdend – Zweitaktmotoren sind wahre Dreckschleudern. André Prevot, PSI
Pro Liter Benzin kämen bei den Zweitakter-Töffli rund zehn bis tausend mal mehr krebserregende Gase heraus als bei allen Personenwagen. Das Problem entsteht durch die Arbeitsweise der Zweitakt-Motoren: die unvollständige Verbrennung, das hohe Verhältnis von Brennstoff zu Luft in der Treibstoffmischung und die Notwendigkeit, das Schmieröl direkt dem Brennstoff beizumischen.
Verschärfung der Abgasnormen schafft Abhilfe
Da in der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern nur sehr wenige Zweitakter auf der Strasse unterwegs sind, ist das durch sie verursachte Abgasproblem verhältnismässig gering. Doch dem war nicht immer so. Hauptgrund dafür war, dass im Gegensatz zu Autos für motorisierte Zweiräder lange Zeit so lasche Abgasvorschriften galten, dass sie grösstenteils ohne Katalysator auskamen. Die wichtigste Massnahme zur Senkung des Schadstoffausstosses ist daher die Verschärfung der Abgasnormen. Diese legen für Kraftfahrzeuge, je nach Art des Motors sowie des Fahrzeugtyps, Grenzwerte für Abgase von Kohlenstoffmonoxid, Stickstoffoxide, Kohlenwasserstoffe und Partikel fest.
Seit 1998 sind in der Schweiz die technischen Vorschriften für Motorräder und Mopeds weitgehend mit der EU harmonisiert. In der Schweiz müssen Motorräder, die neu zugelassen werden, seit 2006 die strenge europäische Schadstoffnorm Euro 3 erfüllen, welche für alle Modelle geregelte Katalysatorsysteme erforderlich macht. Durch die schrittweise Anhebung der Abgasvorschriften ging der Anteil der Zweitaktmotoren stetig zurück, da die Vorschriften mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand von Zweitaktmotoren nicht erfüllt werden. Bei neu zugelassenen Motorrädern und Kleinkrafträdern ist der Zweitaktmotor heute nicht mehr vertreten. Und die Vorschriften werden auch in Zukunft stufenweise strenger werden.
Darüber hinaus sind umweltfreundlichere Alternativen wie elektrisch betriebene Mopeds, bei denen auch der Lärm wegfällt, bereits auf dem Markt vorhanden. Was es bringt, die Luftverschmutzer aus dem Verkehr zu ziehen, zeigt das Beispiel der chinesischen Stadt Guangzhou. 2005 wurden die Zwei-Takt-Mopeds verboten, die Menschen fahren nun elektrisch. «Benzol oder andere krebserregende Substanzen sind seitdem um 80 Prozent gefallen», sagt André Prevot. Nur 50 Kilometer weiter, im vergleichsweise verkehrsberuhigten Dongguan, misst man heute höhere Konzentrationen als in Guangzhou.
Werden Vorschriften auch eingehalten?
Das Bundesamt für Umwelt wollte drei Jahre nach Einführung der neuen Regelungen wissen, ob diese sogenannte Euro-3-Vorschrift auch wirklich etwas gebracht hat. Es beauftragte die Empa, die neuen Motorräder genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Resultate der Studie ergaben, dass die motorisierten Zweiräder dank der Euro-3-Norm massiv sauberer geworden waren. Allerdings zeigte die Untersuchung auch, dass die Motorräder noch immer nicht alle gesetzlichen Anforderungen erfüllten: Nur gerade drei der insgesamt zehn untersuchten Fahrzeuge hielten im Test die gesetzlichen Grenzwerte ein und lagen im Vergleich zu den Autos noch immer massiv im Hintertreffen. Es ist allerdings keine Studie darüber bekannt, wie der aktuelle Stand über die Umsetzung und Wirksamkeit der verschärften Vorschriften ist.
Ältere Baureihen und gebrauchte Motorräder
Von einer Verschärfung der Abgasvorschriften sind bis heute nur Neufahrzeuge betroffen, deren Inverkehrsetzung nach dem Inkrafttreten der strengeren Vorschrift erfolgt. Bereits zugelassene Fahrzeuge müssen den neuen Vorschriften nicht angepasst werden. Die Motorräder sind im Durchschnitt deutlich älter als die Autos. Daher ist neben weiteren Verschärfungen der Abgasnormen vor allem auch die Verjüngung der Fahrzeugflotte wichtig.
Weitere Informationen:
Studie vom Paul Scherrer Institut
Studie der Empa
Abgasnormen
Kommentare (1) anzeigenausblenden
https://www.umweltnetz-schweiz.ch/themen/gesundheit/2050-motorr%C3%A4der-als-drecksschleudern.html
sind falsch übersetzt, tendenziös und nicht beweisbar:
Zwar ist der Übertitel noch korrekt gesetzt: es ist von „Motorräder“ die Rede.
ABER im folgenden wird dann suggeriert, dass es „Mofas“ seien, welche für sehr hohe Schadstoffbelastungen der Luft verantwortlich wären:
„Kleine Flotte mit grosser Wirkung
In vielen Ländern sind „Töffli“ die wichtigsten Fortbewegungsmittel: Sie sind klein, verbrauchsarm und auch im Stau kommt man damit am besten vorwärts.„
Das ist schlicht Falsch.
Der Begriff „Töffli“ stammt aus dem Schweizer Dialekt und der hinten angestellte Diminuitiv „-li“ grenzt den Begriff auf Mofas, Mopeds oder Motorfahhräder mit einer Pedal Garnitur, 1 Sitzplatz, maximal 130 – 163 Kg Nutzlast und mit maximal 49ccm ein und aus. D.h. dieser Begriff ist nur und einzig für solche Kleinfahrräder unter 50ccm und somit nicht für „Scooter“ gebräuchlich und korrekt.
Im angesprochenen Artikel des PSI von 2014 ist auch nur und einzig von „Scootern“ die Rede und die dortigen Messungen beziehen sich auch ausschliesslich auf solche.
Mofas wurden in den damaligen Tests des PSI keine durchgeführt.
https://www.nature.com/articles/ncomms4749
Trotzdem zitieren Sie den Herrn André Prevot vom PSI wie folgt komplett falsch:
„Was bei den Töfflis aus dem Auspuff kommt, ist gesundheitsgefährdend – Zweitaktmotoren sind wahre Dreckschleudern. André Prevot, PSI„
Ich wiederhole: „Töfflis“ sind keine „Scooter“ und „Scooter“ sind keine „Töffli“. Die Aussage von André Prevot wäre also für „Scooter“ zutreffend und zulässig. Für die im Artikel öfters zitierten „Töffli“ trifft sie nicht zu.
Der effektive Anteil an Mofas im lokalen Strassenverkehr lag 2002 bei noch 0.2% der auf der Strasse zurückgelegten Wegstrecken, heute ist dieser Anteil weiter (gegen 0.1%) gesunken und somit sind Mofas effektiv höchstens für schätzungsweise maximal 2.4 der HC und 2.1% der NOX Emissionswerte verantwortlich – wobei es mangels entsprechender Messungen nur schwer möglich ist, das überhaupt genau anzugeben.
Hauptproblem bei der Einordnung der Abgase von Mofas ist die Tatsache, dass diese als von „untergeordneter Bedeutung“ gelten:
http://www.hbefa.net/e/documents/HBEFA12DOKU.pdf
Dies trifft auf die Situation hier in der Schweiz zu.
Das widerspricht diametral den auf Ihrer Homepgage gemachten Aussagen.
Die Kritik an den Emissionswerten des PSI bezog und bezieht sich auf grössere, 2-Sitzer Scooter Modelle mit höherer Nutzlast und komplett anderer Bauweise und Übersetzung der Fahrzeugkonstruktion.
Bitte korrigieren Sie diese Desinformtion für umweltinteressierte Konsumenten auf Ihrer Homepage, ansonsten ich mir erlauben werde, den Fehler im Internet (und allenfalls Presse) herumzureichen.
Fehler können passieren, wirklich schlimm wird es, wenn sie wie Fama weitergetragen und verbreitet werden.
Ich bin als Historiker und Mofafahrer zur Zeit an einer grösseren Recherche zum Thema „Ökologie des Mofa“ (und E-Bikes), meine obigen Aussagen sind ein Teilergebnis meiner Recherche.
Freundliche Grüsse