Trotz Schimmelpilz den Appetit behalten

23 Feb 2016
Schimmel an Lebensmittel können durchaus gefährlich sein, alle Pilzarten sind es jedoch nicht Schimmel an Lebensmittel können durchaus gefährlich sein, alle Pilzarten sind es jedoch nicht

Ekel und Abscheu sind üblicherweise Reaktionen auf grau-bläulich, fluffig aussehendes Gewebe an unseren Lebensmitteln. Tatsächlich sind die meisten bekannten Schimmelpilze leber- und nieren-schädigend und gelten als krebserregend. Einige sind nicht ganz so schlimm. Andere geradezu köstlich!

Schimmelpilz kann überall sein, zumindest seine Sporen sind es. Auf der Suche nach Feuchtigkeit und Nährböden haften sie sich, durch die Luft verbreitet, bei Wärme und hoher Luftfeuchtigkeit an Lebensmittel. Mikroskopische Zellfäden dringen ins Gewebe und bilden ein Geflecht von Hypen, die zu einem Myzel anwachsen, welches schliesslich einen Fruchtkörper mit neuen Sporen bildet.

Schimmelpilze entwickeln sich hartnäckig selbst unter schlechten Bedingungen. Manche brauchen weder Sauerstoff (Hefen) noch Feuchtigkeit. Solche Pilze gedeihen gerne auf Erdnüssen, Brot, Hartkäse oder Marmelade mit geringem Zuckergehalt. Gegenüber Bakterien tolerieren sie höhere pH-Werte und wachsen sogar noch in purem Essig oder Zitronensaft. Auch sind sie nach relativ niedrigen wie auch hohen Temperaturen noch keimfähig, selbst bei langanhaltender Isolation.

Vermutlich starb der britische Archäologe Howard Carter infolge eingeatmeter, giftiger Pilzsporen, was jedoch bis heute umstritten ist (Fluch des Pharao). Jedoch konnte der Tod mehrerer Archäologen, die Anfang der siebziger Jahre eine Gruft in Polen öffneten, einwandfrei auf eine Infektion durch Aspergillus Flavius, einen der giftigsten Schimmelpilze, zurückgeführt werden.

Um sich bei der Ausbreitung Vorteile zu verschaffen, verteidigen sich manche Schimmelpilze mit Giftstoffen gegen andere Mikroorganismen. Sie erzeugen sogenannte Mykotoxine, welche Bakterien angreifen und bestehende Mikrokulturen zerstören. Einige dieser Substanzen sind krebserregend, lösen Allergien oder Krankheiten aus.

Der genannte Aspergillus Flavius kommt sehr häufig auf kohlenhydratreichen Lebensmitteln vor. Allerdings mag der Pilz auch Protein und fettreiche Lebensmittel, weshalb er besonders häufig auf Brot und Nüssen gefunden wird. Dabei ist lediglich der Fruchtkörper als Schimmel erkennbar. Zu diesem Zeitpunkt hat sich bereits ein Geflecht tausender feiner Fäden durch Teile des Lebensmittels gezogen. Demonstrationen zeigen, dass sich bei angeschnittenem Weissbrot, worauf sich an einer Stelle Schimmel gebildet hat, bis zum anderen Ende unsichtbare Myzelfäden ziehen. Diese Fäden sondern das Gift ab. Brot ohne Schnittstellen bietet Schimmelpilzen keine Angriffsfläche, im Gegensatz zu Schnittbrot (Toast), wo die Sporen beim vakuumieren eingeschlossen werden können.

Käse sollte ohne Verpackung in einem abgeschlossenen Gefäss aufbewahrt werden. Kühlschrank-temperaturen hemmen wie bei anderen Mikroben die Vermehrung, verhindern sie aber nicht. Durch den dichten Käse treibt der Pilz seine Myzel um einiges langsamer, daher könnte man ihn theoretisch um einige Zentimeter wegschneiden, was jedoch mit Risiko behaftet ist. Der edle Schimmelpilz bei Roquefort und Gorgonzola ist ein Edelpilzspor, der keine Giftstoffe enthält und dem Käse bei der Reifung hinzugefügt wird. Edelschimmel verleiht einem Milchprodukt einen würzigen Geschmack und schützt es vor der Besiedelung mit gefährlichem Schimmel. Während des Reifungsprozesses zerstören die Pilze außerdem den Milchzucker Laktose, daher gelten Schimmel-Käsesorten als besonders gut verdaulich.

Auf zuckerreichen Lebensmittel wie Marmelade oder Gelee können sich nur bestimmte Hefen vermehren, die keine Giftstoffe bilden. Daher reicht es dort, obere Schichten zu entfernen.

Da man einem Pilz nicht ansieht, ob er nun toxisch ist oder eben nicht, sollte man angeschimmelte Esswaren besser entsorgen. Ab und an die Bestände ganz hinten im Kühlschrank zu sichten, hilft, dem Vergessen entgegenwirken. 

 

Weitere Informationen:
schimmel
bernd-leitenberger

Kommentar schreiben

Die Kommentare werden vor dem Aufschalten von unseren Administratoren geprüft. Es kann deshalb zu Verzögerungen kommen. Die Aufschaltung kann nach nachstehenden Kriterien auch verweigert werden:

Ehrverletzung/Beleidigung: Um einen angenehmen, sachlichen und fairen Umgang miteinander zu gewährleisten, publizieren wir keine Beiträge, die sich im Ton vergreifen. Dazu gehören die Verwendung von polemischen und beleidigenden Ausdrücken ebenso wie persönliche Angriffe auf andere Diskussionsteilnehmer.

Rassismus/Sexismus: Es ist nicht erlaubt, Inhalte zu verbreiten, die unter die Schweizerische Rassismusstrafnorm fallen und Personen aufgrund ihrer Rasse, Ethnie, Kultur oder Geschlecht herabsetzen oder zu Hass aufrufen. Diskriminierende Äusserungen werden nicht publiziert.
Verleumdung: Wir dulden keine Verleumdungen gegen einzelne Personen oder Unternehmen.

Vulgarität: Wir publizieren keine Kommentare, die Fluchwörter enthalten oder vulgär sind.

Werbung: Eigenwerbung, Reklame für kommerzielle Produkte oder politische Propaganda haben keinen Platz in Onlinekommentaren.

Logo von umweltnetz-schweiz

umweltnetz-schweiz.ch

Forum für umweltbewusste Menschen

Informationen aus den Bereichen Umwelt, Natur, Ökologie, Energie, Gesundheit und Nachhaltigkeit.

Das wirkungsvolle Umweltportal.

Redaktion

Stiftung Umweltinformation Schweiz
Eichwaldstrasse 35
6005 Luzern
Telefon 041 240 57 57
E-Mail redaktion@umweltnetz-schweiz.ch

Social Media

×

Newsletter Anmeldung

Bleiben Sie auf dem neusten Stand und melden Sie sich bei unserem Newsletter an.