Mehr als Sushi – Speisealgen unter der Lupe

Die meisten Personen essen Algen höchstens in Form von Sushi. Die meisten Personen essen Algen höchstens in Form von Sushi.

Sie sind schleimig, glitschig und grün – die Algen. Was wir aus Meer und See kennen, ist gut für unsere Gesundheit und soll sogar unser Welternährungsproblem lösen.

In vielen ostasiatischen Ländern wie China, Japan und Korea gehören Meeresalgen auf den Teller. In Japan werden 21 verschiedene Algensorten in der täglichen Küche verwendet. In Europa finden sie meist nur als Zusatz in Produkten ihren Weg in unsere Mägen. Weiterverarbeitet zu Agar oder Carrageen wirken sie als Verdickungs- und Bindemittel in vielen Nahrungsmitteln (Milchprodukten, Fertiggerichten, Wurstwaren) und in Kosmetika. Die Alge als solche findet sich, abgesehen von einigen Küstengebieten, eher selten direkt auf dem europäischen Teller.

Speisealgenarten

Die häufigste konsumierte Salzwasseralge ist die Rotalge Nori. Sie wird – getrocknet und gepresst – beispielsweise für Sushi verwendet. In Schottland und Wales wird sie zu Brotfladen (Laverbread) verarbeitet. Dulse ist ebenfalls eine Rotalge und wird vor allem an Küsten des Atlantiks in kaltem Wasser kultiviert. In Irland sowie der Bretagne hat diese Alge eine lange Tradition. Eine relativ bekannte Braunalgenart ist Wakame. Sie hilft bei der Entgiftung und Reinigung des Darms und liefert Eisen. Wakame hat einen intensiven Meeresgeschmack und eine knackige Konsistenz. Grünalgen wie Meersalat und Seegras werden roh als Salat oder verarbeitet als Suppe in Küstengebieten von Grossbritannien, Irland und Skandinavien serviert. Arame und Kombu sind beides Braunalgen, welche über einen relativ hohen Jodanteil verfügen und deshalb nur sparsam konsumiert werden sollten.

Nährstoffe

Algen nehmen beim Wachstum Nährstoffe des Meerwassers auf und sind somit reich an Mineralstoffen und Spurenelementen. Sie haben ausserdem einen hohen Anteil an Eiweissen und Kohlenhydraten; da diese aber nur teilweise aufgenommen werden können, gelten Algen als besonders kalorien- und fettarm. Die Mineralstoffe Kalzium, Kalium, Zink, Selen und Eisen finden sich in hoher Konzentration. Besonders Eisen und Kalzium reichern sich in Algen stärker an als in Landpflanzen. Nebst den Vitaminen A, C und E sind Algen auch Quellen für das sonst nur in tierischen Produkten vorhandene Vitamin B12. Viele Algen sind besonders reich an Jod, welches für die Schilddrüsenfunktion zentral ist.

Jodgehalt & Schadstoffe

Die asiatische Bevölkerung (insbesondere die Japaner) sind sich eine jodreiche Ernährung gewohnt. Die hohe Jodanreicherung kann jedoch für unsereins problematisch sein, da wir auf jodarmen Böden kultivieren und tendenziell eher einem Jodmangel unterliegen. Deshalb sind zu stark jodhaltige Algen im europäischen Raum nicht zugelassen oder sollten nur in kleinem Mass konsumiert werden. Rotalgen haben tendenziell einen niedrigeren Jodgehalt als Braunalgen und sind somit für jodempfindliche Menschen besser geeignet. Das Eidgenössische Departement des Innern lässt eine maximale Tagesdosis von 150 Mikrogramm für einen Erwachsenen zu (Verordnung über Speziallebensmittel).

Algen wachsen auch in mit Schadstoffen verseuchten Meeresteilen und reichern sich damit an. Verwenden Sie deshalb nur vertrauenswürdige und gut deklarierte Ware.

Potenzial von Algen

Aufgrund des Nährstoffreichtums der Alge ist sie zunehmend interessant in Bezug auf den wachsenden Welthunger. Da Algen autotroph funktionieren, reichen Wasser und Sonnenlicht zur Kultivierung aus. Das Forschungszentrum Ökotechnologie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) versucht hierbei die Produktion der Algen weiter zu erforschen und zu optimieren (siehe Videolink unten). Nebst Insekten sollen auch Algen zukünftig eine bedeutende Rolle als Eiweisslieferant spielen. Da die Algen aber in der westlichen Hemisphäre aufgrund des eigenen Geschmackes nicht die breiten Massen ansprechen, müssen Algenprodukte auf den “europäischen Gusto“ angepasst werden.

Weitere kommerzielle Nutzungen der Algen werden zum Beispiel im Algentechnikum der Technischen Universität München erforscht. Hier wird die Verwendung von Algen als Biotreibstoffe seit letztem Herbst intensiv geprüft.

Wie erfolgreich die Alge als Nahrungsmittel tatsächlich sein wird, bleibt ungewiss. Dennoch bietet sie eine vielversprechende Aussicht für eine ausgewogene Nahrungsergänzung.

  • Click to enlarge image Speisealge-Meersalat-Ulva-lactuca_v2.jpg Meersalat gehört zu den Grünalgen. Quelle: Krisp, Wikipedia.org
  • Click to enlarge image Speisealge-Salat-Wakame_v2.jpg Wakame ist eine der bekanntesten Braunalgenarten. Quelle: Loozrboy, Flickr.com

Weiterführende Informationen/Quellen:
Sendung, Garten der Zukunft: Wie Algen die Stadt erobern
Verordnung des EDI über Speziallebensmittel
Weitere Informationen zu Algen

 

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