Bis zum Ladenschluss sind die Regale randvoll mit Essen gefüllt. Es ist offensichtlich, dass es uns im Westen nicht an Lebensmitteln fehlt. Im hitzigen Arbeitsalltag bleibt vielen kaum Zeit für eine Mittagspause; damit der Hunger trotzdem gestillt werden kann, wird ein Fertiggericht eingenommen, am liebsten direkt vor dem Computer. Genau dieses Verhaltensmuster bestätigt eine Studie der Weltgesundheitsorganisation. Weltweit leiden 641 Millionen Menschen an Fettleibigkeit, die Mehrheit davon sind Frauen. Diese Zahl ist besorgniserregend, da Übergewicht das Risiko für Diabetes, Krebs und einer Nieren- oder Herz-Kreislauf-Erkrankung erhöht. Die Kantinenbetreiber versuchen dem entgegenzuwirken.
Raffinierte Tricks der Kantinenbetreiber
Die Zeit, in der in dunklen und karg eingerichteten Kantinen lieblos zubereitete Massenwaren an die Mitarbeiter verabreicht wurden, ist längst Geschichte. Die Räume der Mensen sind hell, farbig und modern eingerichtet. Die Auswahl der Gerichte ist vielfältig und zu grossen Teilen gesund. Die steigende Beliebtheit der Kantinen lassen sich an den Umsatzzahlen ablesen. Die Umsätze der drei grössten Schweizer Kantinenbetreiber – die SV Group, Eldora und der Zürcher Frauenverein (ZFV) – sind seit 2010 um 13 Prozent gestiegen. Angesichts der hohen Besucherzahlen tragen die Kantinen eine gewisse Gesundheitsverantwortung gegenüber ihren Kunden. Das Gottlieb Duttweiler Institut gibt verschiedene Ratschläge, wie den Konsumenten gesundes Essen schmackhaft gemacht werden kann. Bestellt ein Angestellter das Mittagessen bereits am Morgen - während er noch vom Frühstück gesättigt ist -, so wählt er oft das gesündere und kalorienärmere Menü. In der Kantine sollten das Gemüse und die gesunden Speisen prominent und an erster Stelle präsentiert werden, die fettigeren Gerichte eher im Hintergrund. Die Speisen sollten jedoch nicht explizit als gesund gekennzeichnet sein, denn dies könnte eine Abwehrhaltung hervorrufen. Diese und weitere Tricks werden von zahlreichen Kantinen bereits angewendet, um ihren Gästen die Alternative zu Hamburger mit Pommes schmackhaft zu machen.
Nicht nur gesund, sondern auch ökologisch
34 Prozent der Umweltbelastung geht auf Kosten des Konsumbereichs Ernährung. Deshalb haben die Kantinen erkannt, dass es an ihnen liegt, zu handeln. Im 2013 lancierte der grösste Schweizer Catering- und Personalrestaurant-Anbieter SV Group gemeinsam mit WWF das Klimaschutzprogramm „One Two We“. Ziel ist es, die CO2-Emissionen jährlich um 10 Prozent zu senken. Dies wird durch eine saisonale Küche mit einer grossen Auswahl an vegetarischen Gerichten erreicht. Obwohl der Fleischkonsum eine bis zu 17-mal höhere Belastung für das Klima darstellt, möchte die Firma nicht komplett auf den Verkauf von Fleisch verzichten. Bemerkenswert ist jedoch, dass die Nachfrage nach vegetarischen und saisonalen Gerichten stetig steigt.
Vier Fliegen mit einer Klappe
Eine gesunde Ernährung wirkt sich positiv auf unser Wohlgefühl aus. Wir fühlen uns fitter, aktiver und verfügen über ein stärkeres Immunsystem. Dies auch zur Freude des Arbeitgebers, deren Mitarbeiter produktiver, konzentrierter und, als Folge des geringeren Krankheitsrisikos, öfter anwesend sind. Desgleichen sehen Kantinenbetreiber einen deutlichen Vorteil, denn Gemüse kostet weniger als ein fettiges Schnitzel. Und zu guter Letzt, aber wahrscheinlich von weitestreichender Bedeutung, wird unserer Umwelt dadurch wesentlich weniger Schaden zugefügt.
Weiterführende Informationen/Quellen
The Lancet, WHO Studie
„One Two We“ Challange
Tagesanzeiger
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