Segways und E-Bikes gehören nun schon seit längerem zu unserem Stadtbild. Jetzt tauchen aber immer exotischere Trendfahrzeuge in unseren Strassen auf: Elektro-Skateboards, Solo- und Smart-Wheels. Ein weiteres Gefährt, das sich seit einiger Zeit an Beliebtheit erfreut, ist das Elektro-Trotinett.
Verkehrssicher?
Erlaubt ist die Benutzung ab 16 Jahren (ab 14 mit einem Mofa-Fahrausweis). Das E-Trotinett ist im Strassenverkehr dem Velo gleichgestellt. Das heisst, dass E-Scooter-Fahrer den Radweg benützen müssen und vom Trottoir verbannt sind. Fahren darf man mit einer Maximalgeschwindigkeit von 20 km/h. Das Tragen eines Helmes ist nicht obligatorisch, wird aber empfohlen. Die Befolgung der Verkehrsregeln ist sehr wichtig, es hat bereits mehrere Unfälle und sogar Tote gegeben.
Umweltfreundlich?
Der E-Scooter ist kompakt, praktisch und mittlerweile sogar recht schnell. Doch ist das elektrobetriebene Trotinett auch umweltfreundlich? Ein E-Tretroller würde vor allem dann Sinn machen, wenn er ein Motorrad oder ein Auto ersetzt. Das ist leider sehr unwahrscheinlich. Erleichter der der motorisierte Flitzer den Umstieg zum öffentlichen Verkehr erleichtert, ist seine Ökobilanz immer noch umweltfreundlich. Wenn der Scooter aber die Velofahrt oder das Zu-Fuss-Gehen ersetzt, wird eher Muskelkraft als CO2-Emission eingespart. Nicht zu vergessen ist die Umweltbelastung, die aufgrund der Herstellung und der Entsorgung anfällt. Der Akku enthält Rohstoffe, deren Abbau umweltbelastend ist und unter schlechten Arbeitsbedingungen stattfindet. Die Produktion der Batterie braucht ausserdem viel Energie. Die Ökobilanz der Tretroller könnte durch folgende Massnahmen verbessert werden: Die Lebensdauer muss verlängert werden (Vorgehen gegen Vandalismus, qualitativ höherwertige Produkte) und für das Aufladen des Akkus sollte eine umweltfreundliche Energiequelle herangezogen werden.
Französisch?
In Paris sind rund 25`000 E-Trotinetts im Umlauf. Fussgänger, Velo- und auch Autofahrer empfinden die neue Art von Mobilität als Plage. Als „urbane Anarchie“ bezeichnet man den Boom in der Hauptstadt Frankreichs. Die Fahrerinnen und Fahrer halten sich häufig nicht an Verkehrsregeln. So wird es auf den Strassen unübersichtlich und chaotisch. Ein weiteres Problem liegt darin, dass die Scooter einfach irgendwo deponiert werden, um dann den Weg zu versperren. Die Behörden der Stadt versuchen das Problem um jeden Preis in den Griff zu bekommen: Das achtlose Abstellen (nicht auf einem Parkplatz) kostet die E-Trotinett-Besitzer 49 Euro. Das Befahren des Trottoirs hat bereits eine Busse von 135 Euro zur Folge. Eine weitere Regelung besagt, dass die E-Scooter nur noch mit einer Geschwindigkeit von 20 km/h fahren dürfen.
«Wir sind acht Städte und haben einstimmig beschlossen, erst mal einen gesetzlichen Rahmen zu schaffen, um diese Anarchie zu vermeiden und uns zu organisieren. Darum werden derzeit Miet-Trottinette, die auf dem Gemeindegebiet unserer Städte abgestellt werden, automatisch konfisziert»
Olivier Rigoni, stellvertretender Bürgermeister von Issy-les-Moulineaux
Und Hierzulande?
Auch in der Schweiz wird das schnelle Gefährt, das null Körperanstrengung erfordert, immer beliebter. Vor allem in Basel und Zürich mit 400 bzw. 1500 sogenannten E-Scootern zeigt sich plötzlich ein ganz neues Stadtbild. Doch die Gefährte, die auf den Schweizer Strassen aufgetaucht sind, stehen in keinem Verhältnis zur Situation in Paris. Deshalb wird bisher noch keine Eskalation der Lage befürchtet. Doch die Einführung der neuen und praktischen Verkehrsmittel wird mit Vorsicht beobachtet – auch von uns.
Fazit?
Die Elektrifizierung der Verkehrsmittel ist anzustreben, um hoffentlich die fossilen Treibstoffe bald mal im Boden lassen zu können. Geht diese Entwicklung dann aber statt mit weniger und nachhaltigerer Mobilität mit nur noch mehr motorisiertem Verkehr einher, wird das unseren ökologischen Fussabdruck schwerlich entlasten. Gerade die E-Trotinetts, die sich als Ersatz bisheriger Transportmittel kaum eignen, müssen da mit kritischem Auge betrachtet werden.
«Man muss sich Gedanken machen, wie ich so ein Gefährt benutzen kann: Wo ist es schlau, und nicht einfach nur, wo ist es cool. Das wird auch die Gesellschaft beschäftigen müssen»
Thomas Rohrbach, Bundesamt für Strassen Schweiz (ASTRA)
Quellen und weitere Informationen
SRF News: E-Scooter Paris
SRF News: E-Trotinett Schweiz
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