Während es draussen zunehmend kälter wird, hält man sich gerne drinnen auf. Doch Studien zeigen: Die höchste Ansteckungsgefahr mit Viren besteht in geschlossenen Räumen. Um Viren, Schimmel und Energieverlust zu vermeiden, kommt es besonders im Winter auf das richtige Lüften an.
Es liegt etwas in der Luft
Forscher haben nachgewiesen, dass sich das Coronavirus mithilfe von Aerosolen verbreiten kann. Aerosole sind feste oder flüssige Partikel, die so klein sind, dass sie kaum noch der Schwerkraft unterliegen. Das bedeutet, dass sie beim Niesen, Husten oder Ausatmen nicht schnell zu Boden sinken, sondern noch durch die Luft schweben — teilweise mehrere Stunden lang. Halten sich Menschen in schlecht oder nicht belüfteten Räumen auf, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Infektion, selbst wenn der Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen den Personen eingehalten wird.
„Unter Laborbedingungen wurde festgestellt, dass vermehrungsfähige Viren in luftgetragenen Partikeln bis zu 3 Stunden nach der Freisetzung nachweisbar sind“.
Kommission Innenraumlufthygiene, Deutsches Umweltbundesamt
Deshalb ist es besonders im Winter, wenn sich viele Menschen oft drinnen aufhalten, wichtig, die Raumluft in Schulen, Büros und zu Hause regelmässig zu wechseln.
Auf die Feuchtigkeit kommt es an
Im Winter, wenn die Aussenluft eher trocken ist, sollte man jedoch darauf achten, die Fenster nicht allzu lange offen zu lassen. Denn ein weiterer entscheidender Faktor ist die Luftfeuchtigkeit.
„Wenn kalte Aussenluft mit wenig Feuchtigkeit in Innenräumen erwärmt wird, sinkt die relative Luftfeuchtigkeit auf etwa 20%. Diese trockene Luft bietet einen klaren Weg für luftgetragene Viren wie Sars-CoV-2.“
Prof. Dr. Akiko Iwasaki, PhD, Professorin für Immunbiologie und Molekular-, Zell- und Entwicklungsbiologie in Yale
Studien zeigen, dass eine relative Luftfeuchtigkeit von unter 40% dazu führt, dass die in der Luft schwebenden Tröpfchen, die Viren wie Sars-CoV-2 enthalten, durch die Verdunstung kleiner werden und so länger in der Luft schweben. Dies bedeutet, dass die Viren länger in der Umluft bleiben und so das Infektionsrisiko gesteigert wird.
Die geringe Luftfeuchtigkeit spielt nicht nur eine entscheidende Rolle bei der Virusübertragung, sondern schwächt auch unser Immunsystem. Das Einatmen trockener Luft beeinträchtigt unsere Schleimhäute, was dazu führt, dass das Immunsystem unserer Atemwege die luftgetragenen Viren und Keime weniger effizient bekämpfen kann. Dadurch sind wir anfälliger für Infektionen der Atemwege.
Allzu feucht darf es dann aber ebenfalls nicht werden, denn sonst vermehren sich Schimmelpilze. Wissenschaftler empfehlen deshalb, die Raumluft in öffentlichen Gebäuden und zu Hause das ganze Jahr über bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 40-60% zu halten. Da die Innenluft im Winter durch das Dauerheizen oft zu trocken ist, können Luftbefeuchter, Raumpflanzen oder Wasserschälchen helfen. Bei Luftbefeuchtern und Wasserschälchen ist immer auf die Hygiene zu achten, sonst können sie zu einer Brutstätte unerwünschter Keime, Viren und Bakterien werden. Auch Haushaltstätigkeiten wie das Wäschetrocknen in der Wohnung oder das Bügeln mit Dampf kann die Luftfeuchtigkeit im Raum etwas erhöhen. Nach einer warmen Dusche oder einem Bad sollte man die Badezimmertüre öffnen und die feuchte Luft in die Wohnung entweichen lassen.
Richtig Lüften
Das Lüften ist besonders während dieser Pandemie wichtig. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt, auf folgende Punkte zu achten:
- Die ganze Wohnung drei- bis fünfmal täglich für 5 bis 10 Minuten lüften
- Während dieser Zeit immer mehrere Fenster vollständig öffnen und für Durchzug sorgen
- Je mehr Personen sich in einem Raum befinden und je kleiner der Raum ist, desto häufiger soll er gelüftet werden
- Räume, in denen sich mehrere Leute aufhalten (Arbeitsräume, Aufenthaltsräume, Homeoffice-Räume, Schulzimmer) alle 1 bis 2 Stunden für 5 bis 10 Minuten lüften
Innenräume sollten mit einem möglichst hohen Luftaustausch und Frischluftanteil versorgt werden. Dies gilt gleichermassen für das freie Lüften über Fenster wie auch beim Einsatz von raumlufttechnischen (RLT-) Anlagen. Beim freien Lüften ist deshalb das 5-10-minütige Stosslüften mit weit geöffneten Fenstern am wirkungsvollsten. Besonders bei Lüftungsanlagen muss auf die Hygiene geachtet werden. Die Filter sollten regelmässig ausgetauscht und die Anlage von Fachpersonen kontrolliert werden. Ventilatoren, Klima- oder Umluftgeräte sollten nur bei guter Durchlüftung verwendet werden. Auch ist bei ihrem Einsatz zu vermeiden, dass sich mehrere Personen im gleichen Luftstrom aufhalten.
Eine gute Durchlüftung kann jedoch Ansteckungen durch engen Kontakt nicht verhindern. Deshalb gilt nach wie vor die AHA-Formel, die mittlerweile um ein L („Lüften“) und ein C (Nutzung der„Corona-Warn-App“) ergänzt wurde: Abstand halten, auf Hygiene achten und Alltagsmasken tragen.
Energieverlust
Länger als die empfohlenen zehn Minuten sollte aber auch nicht gelüftet werden — aus ökologischen Gründen. Denn wenn die Raumtemperatur zu stark sinkt, muss die Heizung stärker arbeiten und verbraucht so mehr Energie, als nötig wäre.
Quellen und weitere Informationen:
BAG: Coronavirus - So schützen wir uns
Yale News: Medienmitteilung
Deutsches Umweltbundesamt: Stellungnahme der Kommission Innenraumlufthygiene
SVLW-Flyer zum Thema Lüften
Kommentare (0) anzeigenausblenden