Etwa ein Drittel aller Schweizer*innen will laut einer Umfrage dem Klima zuliebe den eigenen Lebensstil überdenken. Ein hierbei noch immer unterschätzter Bereich ist die Ernährung. Mehr als 30 Prozent der globalen CO2-Emissionen sind damit verbunden. Die mitunter effektivste Klimaschutzmassnahme in der Küche bleibt der Verzicht auf Fleisch.
Wie Fleischprodukte dem Klima schaden
Laut internationalem EU-Projekt Sustainable Kitchen produzieren Grossküchen pro Jahr über 500.000 Kilogramm CO2. Ein Drittel davon ist auf den Energieverbrauch zurückzuführen. Die restlichen zwei Drittel hängen unmittelbar mit den Lebensmitteln zusammen. Fleisch macht die meisten Emissionen aus. In der Schweiz geben viele Verbraucher an, ihren Fleischkonsum zumindest reduzieren zu wollen. Trotzdem haben Schweizer*innen im Jahr 2019 fast 50 Kilogramm Fleisch pro Kopf gegessen. Durch die zur Bedarfsdeckung erforderliche Viehhaltung entstehen direkte Emissionen wie Methan und Lachgas. Als Futtermittel für Geflügel und Schweine wird ausserdem Soja angebaut. Dadurch sind auch indirekte Emissionen mit Fleischkonsum verbunden. Denn zum Anbau werden natürliche Ressourcen zerstört.
Gut zu wissen: Die genaue Klimabilanz hängt von der Art des Fleisches und der Haltungsweise ab. Rinder brauchen am meisten Futtermittel. Zugleich produzieren sie vergleichsweise viel Methan. Obwohl andere Fleischsorten eine bessere Bilanz haben, wäre Veganismus für das Klima am besten.
Viele Alternativen zu tierischen Lebensmitteln
Statistiken zufolge verzichten 2,6 Prozent aller Schweizer*innen komplett auf tierische Lebensmittel. 5,8 Prozent essen ausschliesslich vegetarisch. Flexitarier nennen sich 20 Prozent. Im internationalen Vergleich bewegt sich die Schweiz angesichts dieser Zahlen hinsichtlich des Fleischverzichts auf einem eher niedrigen Niveau. Dabei findet man heutzutage viele fleischlose Gerichte in Rezeptsammlungen. Alternativen zu Fleischprodukten und anderen tierischen Lebensmitteln gibt es zahlreiche. Im direkten Vergleich miteinander schneiden sie in Sachen Klimabilanz unterschiedlich ab, trotzdem aber immer besser als Fleisch. Eine Ausnahme ist Laborfleisch. Aufgrund des produktionsseitigen Energieaufwands lohnt sich der Umstieg darauf kaum. Klimafreundlichere Fleischersatzprodukte sind:
- Tofu
- Lupine
- Quorn
- Seitan
- Tempeh
Tofu auf Soja-Basis
Als klassischer Fleischersatz basiert traditionell asiatischer Tofu auf Sojamilch. Mithilfe eines Gerinnungsmittels extrahiert man daraus Eiweiss und presst die Masse aus. Dank essenzieller Aminosäuren gelten Tofu-Produkte als vegetarische Klassiker. Bioläden führen mittlerweile unterschiedlichste Varianten. Zum Beispiel geräucherten oder mit Nüssen abgeschmeckten Tofu. Leider wird die Sojabohne oft gentechnisch manipuliert und stammt teils aus Ex-Regenwaldgebieten. Wirklich klimafreundlich ist der Umstieg nur, wenn das Produkt auf regional angebauten Bohnen basiert.
Seitan aus Weizenkorn
Isolierte und mit Soja marinierte Körner aus Weizeneiweiss bilden die Grundlage für Seitan. Das ursprünglich chinesische Produkt lässt sich sogar selbst herstellen. Hierzu wird Weizenmehl mit Wasser zu einem Teig verknetet. Nach einer Stunde Ruhezeit wird die Masse in Wasser eingeweicht. Dabei wäscht man durch Kneten die Stärke aus und mariniert den Fleischersatz mit Gewürzen. Wer dem Klima zuliebe auf Seitan umsteigt, wählt idealerweise regionales Weizenmehl als Basis. Exotische Bestandteile wie Algen kommen nicht in die Marinade.
Fleischersatz aus Lupine
Die Süsslupine lässt sich anders als Soja problemlos regional anbauen. Trotz der bisher geringen Verbreitung hält man die aus ihren Samen hergestellte Masse für den Fleischersatz der Zukunft. Verglichen mit anderen Alternativen hat Lupine die beste Ökobilanz. Darüber hinaus ist die Masse reich an Ballaststoffen und Eiweiss. Nicht nur Fleisch, sondern auch Milch lässt sich auf der Basis der Pflanze ersetzen.
Quorn aus fermentiertem Schimmelpilz
Als Mycoprotein stammt Quorn aus der Familie der Champignons. Mit seinem im Vergleich zu Rindfleisch um 90 Prozent reduzierten CO2-Fussabdruck hat sich das Produkt einen Namen gemacht. Vegan ist die Fleischalternative nicht. Der fermentierte Pilz kann Milch und Bestandteile aus Hühnereiern enthalten. Ausserdem teils auch Palmöl, für dessen Anbau mit schwerwiegenden Konsequenzen Regenwälder gerodet werden.
Tempeh aus gekochten Sojabohnen
Als traditionell indonesisches Produkt basiert Tempeh auf gekochten Sojabohnen und Edelschimmel. Dank des nussigen Eigengeschmacks und der festen Konsistenz eignet es sich gut als Fleischersatz. Wie schon bei Tofu ist es auch bei Tempeh wichtig, auf den regionalen Ursprung der enthaltenen Sojabohnen zu achten.
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