Beginnt das Zeitalter der Pandemien?

Wir müssen uns wohl längerfristig an Masken gewöhnen Wir müssen uns wohl längerfristig an Masken gewöhnen

Die Covid-19-Pandemie ist zweifelsohne eine medizinische, wirtschaftliche und soziale Krise von globalem Ausmass. Sie ist aber zugleich die Folge einer tiefgreifenden Umweltkrise, in der wir uns seit Jahrzehnten befinden.


Zoonosen, also zwischen Tier und Mensch übertragbare Infektionskrankheiten, sind weltweit auf dem Vormarsch. Die Gefahr, dass neuartige Erreger aus dem Tierreich auf den Menschen übergehen, steigt mit dem Klimawandel, der zunehmenden Bevölkerungsdichte und der Zerstörung natürlicher Lebensräume immer weiter an. Davor warnten Experten schon lange.


Zoonosen auf dem Vormarsch

60 Prozent aller Infektionskrankheiten sind Zoonosen. 72 Prozent davon kommen von Wildtieren. Sie können durch Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten und Prionen verursacht werden, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden — und umgekehrt.

Epidemien wie Ebola kosteten tausende, das HI-Virus und das Coronavirus sogar Millionen von Menschen das Leben. All diese Krankheiten waren auf ursprünglich von Wildtieren stammenden Erreger zurückzuführen. Bei Ebola liegt der Ursprung wie mutmasslich auch bei Covid-19 bei Fledermäusen, HIV wurde ursprünglich von Affen übertragen. Auch die SARS- und die MERS-Erreger, die seit 2002 jeweils rund 800 Menschen das Leben kosteten, gehören zur Gruppe der Corona-Viren und sind Zoonosen.


Bloss eine Frage der Zeit

Dass der Klimawandel massivste Auswirkungen auf die globale Gesundheit haben wird, prognostizierten Virologen schon vor Jahren. Gerade Zoonosen werden durch ein verändertes Klima stark begünstigt: Die Erderwärmung, welche die lokalen klimatischen Bedingungen und Lebensräume verändert, zwingt viele Arten, aus bislang heimischen Gebieten auszuwandern. Damit schleppen sie Krankheiten in neue Gebiete. 

Mit dem Klimawandel wird sich dieses Geschehen verstärken. Je wärmer es wird, desto eher wandern Infektionserreger aus heissen tropischen Regionen Richtung Norden. Bislang nicht heimische Tiere wie bspw. die Tigermücke, die u. a. Dengue- oder Gelbfieberviren übertragen kann, wurde durch die weltweite Mobilität von Menschen und Gütern aus der Subsahara-Region nach Europa eingeschleppt. Sie können sich aber erst dank den veränderten klimatischen Bedingungen in ihrer neuen Heimat festsetzen und vermehren. Der Mensch hat mit seinen Aktivitäten die natürlichen Ökosysteme bereits so stark verändert, dass die Verbreitung bislang unbekannter Viren in Zukunft immer wahrscheinlicher wird.


Der Mensch ist selber Schuld

Durch Abholzung, Landwirtschaft, Viehzucht und Wildtierhandel greift der Mensch massiv in natürliche Ökosysteme und die Tierwelt ein. In einem gesunden und intakten Ökosystem werden Krankheitserreger durch eine Vielzahl an räumlichen Habitatsgrenzen und Fressfeinden „gefiltert“ und „blockiert“. Wird diese Vielfalt dezimiert, können sich die Krankheiten freier entfalten. Lebensraumverluste treiben zudem Menschen und Tiere näher zusammen und erhöhen das Übertragungsrisiko entsprechend.


Laut UN-Umweltprogramm ist die nächste Pandemie nur eine Frage der Zeit, wenn wir so weitermachen. Dabei sollten wir uns auch bewusst machen, dass die Kosten und Folgen einer Pandemie, wie wir sie jetzt erleben, die Kosten für ihre Verhinderung und Prävention bei weitem übersteigen. Intakte Ökosysteme würden uns schützen.


Quellen und weitere Informationen: 
Nationale Forschungsplattform für Zoonosen (2017): Tropenviren bald auch in Europa?
Deutsches Ärzteblatt (2015): Infektionskrankheiten: Klimawandel als Katalysator
UNEP (2020): Preventing the next pandemic
Beyer et al. (2021): Shifts in global bat diversity suggest a possible role of climate change in the emergence of SARS-CoV-1 and SARS-CoV-2

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