Damit Lebensmittel länger haltbar sind, werden sie oftmals verarbeitet. Für Konsumenten und Konsumentinnen werden sie dadurch «convenient», also bequem.
Als Convenience Food werden Fertig- und Halbfertiggerichte bezeichnet, welche schnell und einfach zubereitet werden können. Typische Beispiele für solche Lebensmittel sind ultraverarbeitete Produkte wie Mikrowellengerichte und Süssgetränke, aber auch weniger stark verarbeitete Waren wie Würste, Teigwaren, Käse und Brot.
Ultraverarbeitet, ultradick?
Ultraverarbeitetes Convenience-Food entspricht selten den Ansprüchen der SGE (Schweizerische Gesellschaft für Ernährung) für eine gesunde Ernährung. Durch den hohen Gehalt an Zucker, Fett und Salz stellen die Lebensmittel mehr Energie zur Verfügung, als ein Mensch für eine Mahlzeit benötigt. Die ultraverarbeiteten Produkte sparen ausserdem nicht nur Zeit in der Küche, sondern auch im Körper. Da die Lebensmittel durch die Verarbeitung sozusagen bereits vorverdaut sind, müssen sie weniger gekaut werden und sind schneller gegessen. Dem Körper fehlt dadurch das Sättigungsgefühl und er verlangt nach noch mehr Essen. Durch die extreme Verarbeitung erleiden die Convenience-Produkte zudem einen Vitaminverlust. Übergewicht und Krankheiten wie Diabetes können aus einer Ernährung mit Convenience-Food resultieren.
Fertigprodukte können ausserdem bis zu 320 verschiedene Zusatzstoffe wie Süssungsmittel, Aromen oder Konservierungsmittel beinhalten. Zwar ist für diese in der EU zugelassenen Stoffe die gesundheitliche Unbedenklichkeit bestätigt, trotzdem sind sie in vielen Fällen unnötig und dem menschlichen Stoffwechsel unbekannt. Ausserdem werden die Lebensmittel häufig in Plastikschalen und -säcken verpackt angeboten und hinterlassen so eine grosse Menge Verpackungsmüll.
Verleitet Corona zur Bequemlichkeit?
In den 1960er Jahren erlebte das Convenience-Food seinen grossen Aufstieg und entwickelte sich zu einem Milliardengeschäft. Da die Erwerbsquote der Frau zu dieser Zeit sprunghaft anstieg, musste eine Alternative für ein warmes Zmittag her. Bereits vorproduzierte Menüs stellten dafür eine gute Lösung dar. Auch im vergangenen Pandemie-Jahr boomte die Nachfrage nach Convenience Produkten. Der Jahresumsatz lag in der Schweiz pro Kopf bei über 136 Franken allein für Fertiggerichte und Suppen.
Der konstanten Nachfrage nach Convenience-Food muss sich nun auch die Biobranche beugen. Das hat dazu geführt, dass heute vermehrt verarbeitete Produkte in Bioqualität zur Verfügung gestellt werden. Bei solchen Bio-Fertigprodukten sind nur noch bis zu 48 Zusatzstoffe erlaubt, bei vielen Labels noch weniger. Beispielsweise in Demeter-Lebensmitteln sind alle bis auf 9 Zusatzstoffe verboten. Auf den Geschmack und die Qualität hat diese Einschränkung kaum einen Einfluss. Häufig verändert sich höchstens die Farbe, wie beispielsweise bei Trockenfrüchten: während herkömmliche Aprikosen mit Sulfit behandelt werden und daher ihre hellorange Farbe behalten, sind unbehandelte Bio-Trockenaprikosen oft bräunlich gefärbt. Sie sehen dadurch vielleicht auf den ersten Blick weniger appetitlich aus, schmecken aber genauso gut, wenn nicht besser als die geschwefelten Aprikosen.
szjeno09190, Hans, Pixabay
Im hektischen Schweizer Alltag ist es verständlich, dass nicht jede Person abends Zeit hat, neben der Arbeit ein aufwändiges Menü zuzubereiten. Trotzdem gibt es viele Möglichkeiten, aus frischem Gemüse, Kräutern und Früchten unkompliziert eine feine Sauce zu kreieren. Kombiniert mit selbstgemachten Spätzli - die übrigens problemlos eingefroren und später wiederverwendet werden können – hat man schon ein wunderbares, vitaminreiches Menü beisammen.
Quellen und weitere Informationen:
Konsumentenverband: Nachhaltigkeit und Qualität biologischer Lebensmittel
Christine Brombach: Convenienceprodukte und Essen