Der Einsatz von Antibiotika zur vorbeugenden Behandlung von Tieren nimmt in der Schweiz seit einigen Jahren immer weiter ab. Auch im letzten Jahr hat sich die vertriebene Gesamtmenge um 4% verringert, diejenige von kritischen Antibiotikaklassen – welche nur zum Einsatz kommen sollten, wenn normale Antibiotika nicht mehr wirken - sogar um rund 9%. Trotzdem bleibt die Mehrung von Antibiotikaresistenzen weiterhin ein Problem.
Verbesserung in der Schweiz
2015 verabschiedete der Bundesrat eine nationale Strategie, um Antibiotikaresistenzen zurückzudrängen. Ziel war es, die Veterinärmedizin sowie die Tierhaltenden für die Problematik zu sensibilisieren. Seit dem 1. Januar 2019 müssen Tierärzte ausserdem jede Verschreibung von Antibiotika in einer Datenbank festhalten. Diese Massnahmen scheinen sich nun langsam auszuzahlen: In den letzten zehn Jahren verkauften Vertriebsfirmen mehr als 30 000 Kilogramm weniger Antibiotika an Schweizer Tierärztinnen. Der Verkauf ging somit um rund 52% zurück. Das ist auf nationaler Ebene schon mal erfreulich.
Das Problem bleibt in der Welt
Weltweit sieht die Konsumkurve von Antibiotika jedoch anders aus. In den letzten 15 Jahren ist der Verbrauch um rund 65% gestiegen. In gewissen Ländern – besonders in jenen des globalen Südens sowie in wirtschaftlich aufstrebenden Gebieten - infiziert sich nahezu jeder Tourist mit multiresistenten Bakterien und trägt diese dann als blinder Passagier in die Heimat.
Reisediarrhö – der sogenannte Durchfall - gehört in Ländern wie Indien und Mexiko zum touristischen Alltag. Je nach Destination durchleben bis zu zwei Drittel aller Besuchenden diese unangenehme Erfahrung. Ursache ist meist eine Infektion durch lokal vorkommende Darmkeime. Diese beeinträchtigen nicht nur die Darmfunktion, sondern tragen oft Gene, die Bakterien resistent gegen Antibiotika machen. Solche Antibiotikaresistenzgene können dann auf weitere Mikroorganismen der Darmflora übertragen werden und sich so im Körper etablieren. Bei mangelnder Hygiene werden sie schliesslich auf andere Personen übertragen. Problematisch wird es immer dann, wenn die Resistenzgene an Bakterien weitergegeben werden, welche Auslöser von Krankheiten sind. Diese lassen sich dann nur noch sehr schwer, oder gar nicht mehr mit Antibiotika behandeln.
Grund für die Zunahme des Antibiotikakonsums und das häufige Auftreten von Resistenzen ist der einfache Zugang zu Medikamenten. In vielen Ländern sind diese meist ohne Rezept in Drogerien oder auf dem Markt erhältlich. Ausserdem wurden sie im Verlauf der Jahre immer billiger. So billig, dass die Entwicklung neuer Antibiotika für Pharmakonzerne nicht mehr lukrativ ist.
Wie schütze ich mich?
Eine gesunde Darmflora schützt den Körper nach einer Infektion mit antibiotikaresistenten Bakterien. Ist der Darm in einem mikrobiologisch optimalen Gleichgewicht, so haben Eindringlinge kaum eine Chance, sich im Körper zu etablieren. Um das zu erreichen, ist eine gesunde Ernährung grundlegend: viele Ballaststoffe etwa aus Leinsamen, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte unterstützen dies, ebenso wie der Genuss von Obst und Gemüse – für welche kein Antibiotika als Schutzmittel verwendet wurde. Auch sollte beim Konsum von Fleischprodukten darauf geachtet werden, dass diese mit einem zertifizierten Gütersiegel markiert sind, welche die Verwendung von Antibiotika minimiert oder ganz verbietet.
Da Antibiotikaresistenzen vor allem über durch Fäkalien verunreinigte Lebensmittel weitergegeben werden, sollten frische Lebensmittel vor dem Verzehr - nicht nur in den Ferien - sondern auch zu Hause, gründlich gewaschen werden. Solche Verunreinigungen sind nicht so selten wie man meinen möchte; dafür genügt ein mangelndes Händewaschen nach dem Toilettenbesuch.
Eine der wirksamsten Schutzmethoden ist deshalb immer noch das Händewaschen. Nach dem Toilettengang sowie vor dem Kochen die Hände immer und gründlich mit Seife waschen. Ausserdem ist beim Verarbeiten von rohem Fleisch jegliches Material, das damit in Kontakt kam –Schneidebrett und Messer - mit heissem Wasser zu reinigen.
Quellen und weitere Informationen:
BLV: Veterinärmedizin: Antibiotikavertrieb ging auch 2020 zurück
NZZ: In gewissen Ländern infiziert sich praktisch jeder mit antibiotikaresistenten Bakterien – und trägt sie oft auch in die Heimat
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