Während Coronazeiten sind wir alle dem Sauberkeitswahn verfallen. Dazu gehörte regelmässiges Händewaschen genauso wie die Desinfektion. Auch ohne Pandemie und im langsamen Zurückfinden in die Normalität ist Händewaschen selbstverständlich noch immer angesagt; schädliche Bakterien und Viren lassen sich dadurch relativ leicht abwehren. In vielen Fällen gilt allerdings: Mehr Waschen ist nicht automatisch besser.
Der Selbstschutz der Haut
Unsere Haut besitzt einen Säureschutzmantel mit einem pH-Wert zwischen 4.5 und 5.5, der eine natürliche Schutzschicht bildet. Bei einer gesunden Haut werden nachteilige Bakterien mittels dieser Säure abgetötet und erhalten so gar nicht erst die Möglichkeit, in den Körper einzudringen. Zudem ist die Schutzschicht imstande, die Hautfeuchtigkeit zu bewahren. Steigt der pH-Wert allerdings auf über 7 an – wird also alkalisch – können die Schutzpflichten nicht mehr so effizient wahrgenommen werden. Viele der gängigen Seifen und Duschmittel haben einen pH-Wert weit im alkalischen Bereich. Nach Anwendung dieser Produkte wird der Säureschutzmantel kurzzeitig entblösst und die Haut reagiert anfälliger auf äussere Einflüsse. Anschliessend regeneriert sie sich wieder. Werden diese Saubermacher allerdings häufig gebraucht, kann sich die schützende Hautschicht nicht mehr richtig erholen: Die Haut wird trockener, gereizter und ja – auch faltiger!
Klar, verschiedene Menschen haben verschiedene Hauttypen. Manche sind von Natur aus trockener, andere weniger. Dermatologen raten aber grundsätzlich: Weniger ist mehr. Beispielsweise unterstützt das Duschen an nur jedem zweiten Tag den Erhalt der körpereigenen Schutzfunktion. Das Gesicht sollte wenn möglich sowieso nur mit Wasser gewaschen werden, da die Haut dort besonders sensibel ist.
Weniger waschen ist also vorteilhaft für die Gesundheit – und die Umwelt. Hier kommt es aber auch auf die Länge der Dusche und die Wassertemperatur an. Heisses Wasser benötigt mehr Energie und trocknet die Haut zusätzlich aus.
Allerdings leuchtet auch ein, dass bei sportlicher Aktivität nur schon der Körperhygiene wegen nicht auf eine Dusche verzichtet werden sollte. Ganz allgemein lassen sich pH-neutrale Duschmittel und Seifen benutzen, die die natürliche Säureschicht der Haut weniger stark angreifen.
Die geduldige Eincremerei
Nach dem Duschen folgt oft der Griff zur Bodylotion; die Haut soll nach dem Waschen wieder mit Feuchtigkeit versorgt werden. Der wohlriechende Geruch einer solchen Pflegelotion rührt dabei oft von einem Parfüm, das die Haut wiederum stark reizen kann. Dies ist für die besonders empfindliche Haut nach einer Dusche keine gute Nachricht.
Viele der Bodylotions werden stark verdünnt, sodass sie rasch in die Haut einziehen. Das ist praktisch, denn so müssen wir keine an der Haut klebenden Gewänder fürchten. Solche Produkte sind aber nicht besonders vorteilhaft, denn dieselben Inhaltsstoffe, die das schnelle Einziehen der Bodylotion ermöglichen, können die Haut zusätzlich austrocknen. So muss man sich dann umso öfter eincremen. Reichhaltige, unparfümierte Cremes erfordern zwar mehr Geduld, bis sie komplett eingezogen sind. Dafür bleibt die Haut länger befeuchtet und muss nicht täglich nachgefettet werden.
Die Wahl des Konsumenten
Immer öfter interessiert uns auch, was denn eigentlich in unseren Badezimmerprodukten so alles drin ist. Zwar werden von überall her Versprechungen gemacht, doch für uns Konsumenten bleibt es schwierig, fachkundige Entscheidungen zu treffen. Mittlerweile erlauben Apps wie Codecheck das Einscannen und Analysieren von Produkten und ihren Inhaltsstoffen. Wie schädlich beispielsweise ein Shampoo für Körper und Umwelt ist, wird gut erkennbar in grün bzw. rot dargestellt. Die App warnt unter anderem vor Parabenen, Silikonen, Palmöl und Mikroplastik, die noch immer in erstaunlicher Regelmässigkeit in Produkten enthalten sind.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass zu viel Duschen und der übermässige Gebrauch von Waschlotionen und Cremen dem natürlichen Schutzeffekt der Haut entgegenwirken. Aber auch der Umwelt zuliebe ist weniger meist mehr.
Quellen und weitere Informationen:
NDR: Seife: Wie gut ist sie für die Haut?
AOK Gesundheitsmagazin: Ist es gesund, täglich zu duschen?
American Academy of Dermatology (AAD): Top tips for relieving dry skin
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