Rauchen als Auslöser
Viele negative Auswirkungen des Rauchens auf die Gesundheit sind spätestens bekannt, seit sie auf die Zigarettenpackungen gedruckt werden. Eine schwedische Studie von 2013 (publiziert in der Fachzeitschrift Arthritis Research & Therapy) fand nun zusätzlich heraus: Zigarettenrauch verschlimmert eine Rheumaerkrankung nicht nur, sondern scheint sogar Rheuma auslösen zu können, wie die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin in einer Medienmitteilung berichtet. Die Forscherin Daniela Di Guiseppe und ihre Kollegen hatten im Gegensatz zu vielen vorangegangen Studien auch die Auswirkung der Intensität und der Dauer des Rauchens auf das Rheumarisiko berücksichtigt. Raucher waren laut Studie einem doppelt so grossen Risiko ausgesetzt, an Gelenkrheuma (sogenannter Rheumatoider Arthritis) zu erkranken wie Nichtraucher.
Erbfaktoren und Umwelteinflüsse
Bedeutende Gründe für die Entstehung von Gelenkrheuma sind sowohl Erbfaktoren als auch Umwelteinflüsse. Dass Rauchen ein solcher Umweltfaktor ist, haben spätestens Untersuchungen Ende der 1990er-Jahre bestätigt. Stoffe im Zigarettenrauch können zu einer veränderten Zusammensetzung bestimmter menschlicher Eiweisse führen. Das Immunsystem klassifiziert diese Proteine in der Folge als fremd und bildet Antikörper dagegen. Diese fehlgeleitete Immunreaktion führt dann zur entzündlichen Gelenkerkrankung oder verschlimmert sie. Die exakte biologische Rolle des Rauchens in der Entwicklung von Gelenkrheuma ist allerdings noch immer unklar. Fakt ist: Raucher erkranken nicht nur häufiger an Rheuma, die Krankheit verläuft bei ihnen auch aggressiver. Sie müssen mehr und stärkere Medikamente einnehmen als Nichtraucher, um die entzündlichen, schmerzhaften Symptome zu lindern.
Bereits wenige Zigaretten am Tag reichen
Die schwedischen Forscher hatten für ihre Studie den Gesundheitszustand und die Rauchgewohnheiten von 34‘101 schwedischen Frauen im Alter von 54 bis 89 während acht Jahren beobachtet. Ihre Fragen: Erhöht bereits leichtes Rauchen die Gefahr, an Rheuma zu erkranken und kann der Rauchstopp überhaupt dieses Risiko wieder senken und wenn ja, in welchem Masse? Die ernüchternde Erkenntnis: Auch Frauen, die relativ wenig rauchten (eine bis sieben Zigaretten pro Tag) wiesen ein deutlich erhöhtes Rheumarisiko auf. Dabei war es entscheidender, über wie viele Jahre die Frauen geraucht hatten, als wie viele Zigaretten sie pro Tag rauchten. Leichte Raucherinnen, die mehr als 30 Jahre lang täglich weniger als fünf Zigaretten gerauchte hatten, wiesen dennoch ein erhöhtes Krankheitsrisiko auf.
Die Forscher untersuchten auch, wie sich das Rheumarisiko veränderte, wenn die Frauen mit Rauchen aufhörten. Zwar zeichnete sich eine Tendenz ab, dass das Risiko sich verringerte, je mehr Zeit seit dem Rauchstopp verstrichen war. Das Erkrankungsrisiko blieb aber auch bei Frauen nach 15 Jahren Rauchstopp noch immer höher als bei solchen, die nie geraucht hatten. Die Forscher konnten zudem aufzeigen, dass sich auch ein Rauchstopp in möglichst jungen Jahren positiv auf das Risiko einer Erkrankung auswirkte. Selbst Frauen, die vor dem 42. Lebensjahr mit Rauchen aufhörten, erkrankten noch immer doppelt so häufig wie Frauen, die niemals geraucht hatten.
Nach Rauchstopp: Medikamente wirken besser
Es lohnt sich aber dennoch, möglichst gar nicht mit Rauchen zu beginnen oder möglichst schnell und möglichst in jungem Alter wieder aufzuhören: Der Prozess der fehlgeleiteten Immunreaktion geschieht über längere Zeit; die Menge der Antikörper wächst meist über mehrere Jahre an. Zudem sprechen Patienten nach dem Rauchstopp besser auf die Rheumamedikamente an. Rheuma und Rauchen sind zudem auch für das Herz eine gefährliche Kombination. Beide Faktoren führen zu einer schnelleren Verkalkung der Gefässe - es drohen Herz- und Kreislauferkrankungen.
Quellen und weitere Informationen:
Rauchen und Rheuma
Mehr Rheuma durchs Rauchen
Cigarette smoking and smoking cessation in relation ro risk of rheumatoid arthritis in women
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