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Die Idee von zeitweise autofreien Strassen ist keine Neue.
Pferde, Rollschuhläuferinnen und Velofahrer auf Schweizer Autobahnen. Der autofreie Tag hatte vor 50 Jahren noch eine ganz andere Bedeutung als heute.
Am 31. Oktober ist UN-Welttag der Städte. Die Urbanisierung stellt uns vor große Herausforderungen. Städte sollen den Menschen ein sicheres und gedeihliches Leben bieten. Eine Möglichkeit: Autofreie Städte.
Der Lockdown zeigte es deutlich: Dadurch, dass weniger Autos in unseren Städten unterwegs waren, verringerte sich der Lärm und die Luft klarte auf. Selbst der leidenschaftlichste Autofahrer musste eingestehen, dass sich dadurch die Lebensqualität im urbanen Raum verbesserte.
Urbaner Lebensraum
Schon jetzt lebt mehr als die Hälfte der Erdbevölkerung in Städten. Schätzungen gehen davon aus, dass es im Jahr 2050 rund zwei Drittel sein werden.
Städte nehmen weltweit nur 3% der Erdoberfläche ein, verbrauchen aber mehr als zwei Drittel der produzierten Energie und emittieren mehr als 70 Prozent des globalen Kohlendioxids.
In den Städten finden die Menschen Arbeit: Nach Schätzungen der UN generieren Städte weltweit über 80% des Bruttosozialprodukts. Die in den kommenden Jahrzehnten getroffenen stadtplanerischen Entscheidungen hinsichtlich Energieeffizienz, Stromerzeugung, Raumnutzung und Mobilität werden einen entscheidenden Einfluss auf die Emissionskurve haben. Mit dem Nachhaltigkeitsziel Nummer 11 will die UN anstossen, dass Städte inklusiv, sicher und nachhaltig gestaltet werden.
Was in einigen europäischen Grossstädten wie Amsterdam, Kopenhagen oder Paris schon verschiedentlich durchgesetzt ist, bleibt in der Schweiz und Deutschland weiterhin eine Utopie: Autofreie Städte. In Mailand zum Beispiel ist es entweder gar nicht mehr erlaubt oder aber sehr teuer, mit dem Auto in die Stadt zu fahren, ist man kein Anwohner. In Brüssel ist die komplette Innenstadt Fussgängerzone, auch wichtige Durchfahrtstrassen sind autofrei. Zwar haben in der Schweiz viele Altstädte Fussgängerzonen, doch trotz reduziertem Autoverkehr stauen sich regelmässig die Blechlawinen. Autos sind laut, verpesten die Luft und stehlen den Stadtbewohnern auch dann noch Lebensraum, wenn sie parkiert sind. Die Vision einer autofreien Stadt scheint dennoch noch vielen als eine empörende Zumutung:
„Wenn mir das Autofahren verboten wird, wird mir auch die Freiheit genommen.“
Eine Stadt ohne Autos bedeutet nicht nur weniger Lärm, sondern auch mehr Platz. Ein Auto steht die meiste Zeit ungenutzt herum. Das ist zwar besser für die Treibhausgasbilanz, trotzdem besetzt seine Unterbringung sehr viel öffentlichen Raum, der anders genutzt werden könnte: Für mehr Spielplätze, Parkanlagen oder Velowege. Die nicht mehr benötigten asphaltierten, jetzt begrünten Flächen verbessern das Mikroklima und sorgen für angenehme Kühlung in Zeiten der Erderwärmung. Autofreie Städte bieten mehr Freiräume für Fussgänger, Velofahrer und Kinder.
„Das war doch schon immer so.“
In Wahrheit ist es erst relativ kurze Zeit so, und der Preis, den wir für die Autobegeisterung der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts zahlen, ist enorm. 75% der Deutschen klagen über Verkehrslärm. Lärm erhöht den Stresslevel, der Schlaf wird schlechter und die Erholungsphasen kürzer: Lärm macht krank. Deshalb leben auch weit überwiegend die einkommensschwächsten Menschen an den lauten Zufahrtstrassen. Nur Wohlstand garantiert eine Wohnung oder ein Haus in einer ruhigen Wohngegend. Autofreie Städte bedeuten auch soziale Gerechtigkeit.
„Velofahrer sind genauso rücksichtslos wie Autofahrer.“
In Deutschland kommen auf 1000 Einwohner 575 Autos. Die verursachen Unfälle mit vielen Verkehrstoten. Zwar ist deren Anzahl seit den 70er Jahren rückläufig, da die Anschnallpflicht, die Helmpflicht für Töfffahrer und weitere Massnahmen die Sicherheit im Strassenverkehr verbesserten. Trotzdem verzeichnet allein Berlin pro Jahr 40 Verkehrstote, überwiegend Velofahrer und Fussgänger. Auch wenn es die Betreffenden nicht gern hören mögen: Meistens liegt die Schuld beim Autofahrer, der zu schnell fährt oder falsch abbiegt. Autofreie Städte bedeuten mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer.
So sollte eine moderne Stadtplanung aussehen
Wenn man die Stadt autofreundlich gestaltet, nimmt der Autoverkehr zu. Baut man die Velowege aus, fahren mehr Menschen Velo. Animiert man die Menschen durch attraktive Fussgängerzonen, mehr zu Fuss zu gehen und den öffentlichen Raum zu nutzen, wird man bald darauf mehr Leben in den Städten und Quartieren beobachten. Die Menschen müssen die Veränderung sehen und spüren, erst dann fühlen sie sich eingeladen, ihr Verhalten zu ändern.
Ist im Stadtzentrum nur noch der Warenverkehr sowie die Autobenutzung durch jene Menschen gestattet, die sich durch Alter, Krankheit oder Behinderung nicht anders fortbewegen können, verändert sich das Verhalten aller Verkehrsteilnehmer. Um die notwendige Mobilität weiterhin zu gewährleisten, könnten in den Aussenbezirken zukünftig Ride Sharing Modelle digital vernetzt und die verbleibenden Pendlerstrecken in die Stadtzentren so aus- und umgebaut werden, damit sie die Anwohner weniger belästigen.
Als individuelles Fortbewegungsmittel ist das Auto gewiss praktisch und bequem. Viele Verkehrsteilnehmer können sich noch nicht vorstellen, ihr Verhalten zu ändern und auf das Auto zu verzichten. Dies wird auch nicht geschehen, solange es keine attraktiven Alternativen gibt. Doch international beweist eine wachsende Zahl an Städten, dass es ihren Bewohnern längst nicht nur darum geht, möglichst schnell von A nach B zu kommen. Sie wissen die Sicherheit und Bequemlichkeit eines kostengünstigen ÖV’s, die Geruhsamkeit einer begrünten Fussgängerzone und die sportliche Ertüchtigung auf einem attraktiven Veloweg ebenso zu schätzen.
Auch hierzulande ist es nicht abwegig, die Autos aus den Städten zu verbannen. Vielleicht müssen die Kommunen ein wenig experimentieren, doch dass Städte auch autofrei funktionieren, zeigen zahlreiche Vorbilder. Der Mensch will seinen urbanen Lebensraum zurück. Eine autofreie Stadt bietet einen attraktiven Lebensraum für alle.
Quellen und weitere Informationen:
UN Habitat: Urban October
UN: Shifting Demographics
Zeit: Autofreie Grossstädte
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Auf der Autobahn stehen, sitzen und fahren … aber sicher nicht mit dem Auto, denn die waren am autofreien Sonntag verboten. Jetzt stellt sich erneut die Aussicht auf dieses Erlebnis.