Längere Flugrouten sollen Klima schützen

Ein stahlblauer Himmel hat Seltenheitswert: Irgendwo durchquert meist der eine oder andere Kondensstreifen den Himmel. Was uns wehmütig in Ferienerinnerungen und Fernweh schwelgen lässt, hat massive Schattenseiten. Englische Forscher der University of Reading haben berechnet, dass die weissen Streifen am Himmel offenbar klimaschädlicher sind, als die CO2-Emissionen der Flugzeuge.

Kondensstreifen entstehen durch die Bildung von Staubpartikeln an denen sich der Wasserdampf kondensiert. Sie bilden sich meistens in Himmelsregionen, wo die Luft besonders kalt und feucht ist – zum Beispiel rund um ein Hochdruckgebiet. Die Streifen können stundenlang am Himmel verweilen und sich zu cirrusähnlichen Wolkenfetzen aus Eispartikeln ausbreiten. Deren Fläche kann bis zu neunmal grösser werden als der linienförmige, sichtbare Streifen, den die Flugzeuge hinterlassen.

Die Kondensstreifen beeinflussen die natürliche Bewölkung. Sie verbrauchen in der Luft enthaltene Feuchtigkeit und reduzieren so die Bedeckung durch natürliche Wolken. Gemäss Modellrechnungen britischer Forscher halten sowohl natürliche als auch künstlich erzeugte Zirren Wärmestrahlen von unten fest und erhöhen damit die Lufttemperatur.

Bereits eine frühere Studie im Fachjournal «Nature Climate Change» klärte darüber auf, dass Kondensstreifen mehr zur globalen Erwärmung beitragen können als das ausgestossene Kohlendioxid (CO2) der Flugzeuge. Nun hat das Forschungsteam der University of Reading herausgefunden, dass sich aus Klimasicht gar das Umfliegen von Regionen, in denen sich Kondensstreifen bilden, lohnt – selbst wenn dabei mehr Treibstoff verbraucht wird.

„Kondensstreifen verursachen heute in einem Jahr womöglich sogar mehr Erderwärmung als das angesammelte Kohlendioxid, das Flugzeuge seit Beginn der Luftfahrt ausgestoßen haben“.
Ulrike Burkhardt, Atmosphärenforscherin


Eine wichtige Erkenntnis dieser Studie ist die Tatsache, dass bei der Klimawirkung des Flugverkehrs weit mehr Faktoren als nur die Kohlendioxidemissionen berücksichtigt werden müssen. Um längere Flugrouten zu ermöglichen, müssten einerseits Wetterdienste zuverlässig voraussagen können, in welchen Regionen sich Kondensstreifen bilden. Andererseits müssten Flugkontrollbehörden die Machbarkeit und Sicherheit der Flugumleitungen abklären.

Obwohl die neuen Erkenntnisse dem Klimaschutz gewissermassen förderlich sind, scheint es doch absurd, ein Übel mit einem anderen Übel zu bekämpfen. Alles in allem liefern die Forschungsergebnisse vielmehr einen weiteren Grund, auf Flugreisen wann immer möglich zu verzichten.

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