Ratgeber: Sicher durchs Gewitter

07 Mai 2015
 Schaurig schönes Naturspektakel Schaurig schönes Naturspektakel

Sommerzeit ist Gewitterzeit - wenigstens in der Schweiz. Dieses Jahr haben wir im Frühjahr schon heftige Niederschläge zu verbuchen. Bei einem Gewitter steigt allerdings nicht nur die Hochwassergefahr: Die schaurig schönen Blitze sind nicht ohne. Wie man sich am besten in einem Gewitter verhält und auf welche Ammenmärchen man getrost verzichten kann, erfahren Sie hier.

Im Sommer wird der Erdboden durch die Sonne aufgeheizt. Die Feuchtigkeit aus dem Boden oder aus Gewässern verdunstet und mischt sich mit der Luftschicht über dem Erdboden, die dadurch erwärmt wird. Diese feuchtwarme Luft wird leichter, steigt nach oben und kühlt sich dabei wieder ab. Durch die Abkühlung bilden sich Wassertropfen oder Eiskristalle. Es entsteht eine Wolke, die sich immer mehr zu einer Gewitterwolke entwickeln. Ist die Wolke gesättigt - sprich wenn sie keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen kann - entlädt sie sich in Form von Niederschlägen.

Blitze

Blitze entstehen durch eine Spannungsdifferenz zwischen Boden und Wolken oder zwischen Wolke und Wolke. Wie bei einer Batterie möchte Elektrizität diese Spannungsdifferenz ausgleichen und zwar auf dem Weg des geringsten Widerstandes. Die Ladungen entstehen in der Atmosphäre, wenn energiereiche Ultraviolett- und Röntgenstrahlen der Sonne Elektronen von Atomen der Luft-Moleküle abspalten. Wolken und Niederschlag können solche Ladungen lokal konzentrieren, wodurch weitere elektrische Felder entstehen. So finden wir in den Gewitterwolken unten vorwiegend negative Ladungen, oben hingegen positive Ladung.

Wenn ein Ladungsausgleich stattfindet, entsteht ein Blitz, der normalerweise weiss aber auch gelb, rot oder blau erscheinen kann. Blitze sind extrem heiss; so heiss, dass sie sogar die Luft in der unmittelbaren Nähe zu Plasma werden lassen. Das Plasma dehnt sich mit der Hitze weiter aus, sodass eine Schockwelle entsteht - Donner. Der Schall des Donners breitet sich mit einer Geschwindigkeit von 333 Meter pro Sekunde aus. Damit lässt sich die Distanz eines Gewitters berechnen: Sobald der Blitz gesichtet wird, zählt man die Sekunden bis zum Donnerrollen. Jede Sekunde bedeutet einen Abstand von 333 Metern. Wer auf drei gezählt hat, kann also mit einem Blitzeinschlag in einem Kilometer Entfernung rechnen.

Weil Ladungsunterschiede nicht in jedem Gewitter gleich sind, unterscheidet man zwischen folgenden Blitzarten:

Flächenblitz
Flächenblitze entstehen, wenn die einzelnen Entladungsstränge vom Wind verstreut werden.

Linienblitze
Die elektrische Entladung erfolgt - wie es der Name ankündigt - in einer Linie zwischen Boden und Wolke oder Wolke und Wolke. Dabei verläuft der Blitz in beide Richtungen.

Wetterleuchten
Das Wetterleuchten ist nur als diffuses Licht am Himmel zwischen zwei Wolken zu erkennen. Das wichtigste Merkmal ist der fehlende Donner, da diese Entladungen nicht heiss genug sind, um Plasma entstehen zu lassen. 

Perlschnurblitze
Diese Form Blitze sind sehr selten. Der Blitzkanal teilt sich in kurze Abschnitte auf zwischen denen sich ‘Perlen’ - kugelförmige Entladungen - befinden. Jeder dieser ‘Perlen’ explodiert in sich selber, wodurch der Donner besonders laut wird.

 

  • Click to enlarge image Flaechenblitz-Gewitter--q-Micheal-Adam.jpg Flächenblitz, Quelle: Michael Adam
  • Click to enlarge image Gewitter-Wetterleuchten-qflickr.jpg Wetterleuchten, Quelle: flickr.com

Sicher durchs Gewitter

Der sicherte Ort für den Aufenthalt während einem Gewitter ist zuhause. Unsere Schweizer Gebäude sollten alle einen Blitzableiter besitzen und bestehen - anders als in anderen Ländern - meistens aus Stein. 

Wer im Auto vom Gewitter überrascht wird, sollte sich so rasch als möglich auf einen Parkplatz begeben. Der Donner kann so laut werden, dass Fahrende erschrecken und dadurch Unfälle bauen. Auch ist es unratsam bei starkem Niederschlag umherzufahren, da das Sichtfeld stark beeinträchtigt ist. Einmal angehalten, sollten jegliche mobilen Geräte ganz ausgeschaltet werden. Blitze werden über das Metall des Autos und dann über die Reifen in den Boden abgeleitet.

Sich bei einem Gewitter auf freiem Feld aufzuhalten, ist gefährlich. Man sollte sich so schnell wie möglich von Metallgegenständen, elektrischen Geräten und alleinstehenden Bäumen distanzieren. Auch Grasflächen mit Wasserlachen sind zu meiden, da Wasser Blitze leitet. In der Hocke mit geschlossenen Füssen bietet sich eine kleine Silhouette.

Ammenmärchen - Aufgeklärt

Falsch: „Vor den Eichen sollst du weichen. Zu den Fichten flieh mitnichten. Doch die Buchen musst du suchen!“ Grundsätzlich sollten alle alleinstehende Bäume, Pfähle oder sogar Höhleneingänge gemieden werden. Wahrscheinlich entstand dieses Märchen, da Buchen selten alleine stehen und wegen ihren flachen Herzwurzeln - im Gegensatz zu den tiefen Pfahlwurzeln der Eichen - weniger oft getroffen werden. Dennoch: sicherer ist man eindeutig weit weg von jeglichen Bäumen.

Jein: „Blitze schlagen von oben nach unten ein.“ Der Blitzkanal sucht sich von oben nach unten seinen weg. Erst die Entladung, welche zu Blitz und Donner führt, geht von unten nach oben.

Richtig: „Bei einem Gewitter sollte man nicht Duschen.“ Telefon-, Rohr- oder Stromleitungen sind auch mit Erdung vor Blitzen nicht sicher. Blitze können nämlich auch indirekt übertragen werden, wie beispielsweise durch feuchtes Gras oder Zäune. Vom Boden aus kann ein Blitz auf die Leitungen oder Rohre überspringen, sich darüber verteilen und schließlich jemanden treffen. Der Schlag beim Telefonieren oder in der Dusche würde allerdings nur schwach spürbar sein, da der Blitz über einen so langen Weg enorm an Energie verliert.

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