Norwegen, Schottland, Island, Grönland, Neuseeland, Alaska und Neufundland – all diese Länder sind reich an Fjorden. Die Meeresarme sind nicht nur imposant, sondern haben auch eine lange Entstehungsgeschichte hinter sich. Fjorde sind ins Festland hineinreichende Meeresarme, die durch einen meerwärts abschmelzenden Talgletscher entstanden sind. Fliesst der Talgletscher über einen bereits bestehenden Fluss ab, kann das Eis Gestein mitreissen, das zur weiteren Erosion beiträgt. Die Täler werden dabei meist breiter und tiefer als vorher und erhalten die typische Form eines U-Tals mit steilen Hängen. Durch das Abschmelzen der Gletscher am Ende der Eiszeit konnte das Meer in die tiefen Täler einströmen. Der Grund eines Fjords kann somit bis zu 1000 Meter unter dem Meeresspiegel liegen. Gerade in Regionen, wo Gebirge in Küstennähe einmal stark vereist waren – oder es heut noch sind, befinden sich und entstehen Fjorde.
Fjorde speichern enorme Mengen Kohlenstoff
In diesen tiefen und langen Schluchten der Fjorde wird Kohlenstoff grösstenteils im Sediment gebunden. Wissenschaftler berichten im Magazin Nature Geoscience, dass das einströmende organische Material danach nicht wieder zu Kohlenstoffdioxid (CO2) zersetzt wird. Der Grund dafür liegt darin, dass in den kalten, dunklen und sauerstoffarmen Wasserschichten keine Organismen vorkommen, die dieses Material als Energiequelle nutzen und dabei Kohlenstoff als CO2 freisetzen. Diese Funktion wurde jedoch jahrelang unterschätzt, da die Fjorde gerademal 0,1 Prozent der Meeresoberfläche ausmachen. Neue Erkenntnisse belegen, dass die Fjorde satte elf Prozent des Kohlenstoffs binden, der jedes Jahr in Meeressedimenten gebunden wird. Sinkt die vom Meer in den Fjord geschwemmte Biomasse, wie Pflanzenreste und Mikroben, wird die Biomasse kaum zersetzt. Stattdessen lagert sie sich im Sediment ab. Durch Erosion, Regen und seismische Aktivitäten gelangt viel organisches Material in die Fjorde. An den grossen Flusssystemen hingegen wird viel organisches Material wieder zu CO2 umgesetzt, bevor es ins Meer gelangt. Richard Keil von der University of Washington in Seattle hält fest: „Die Daten zeigten, dass Fjorde zu den Hotspots der Sedimentierung organischen Kohlenstoffs zählen.“
Die Daten zeigten, dass Fjorde zu den Hotspots der Sedimentierung organischen Kohlenstoffs zählen.“
Richard Keil, University of Washington in Seattle
Weltweit werden in den Fjorden jährlich rund 18 Megatonnen organischer Kohlenstoff abgelagert. Dies ergab eine Hochrechnung des Teams um Richard Smith von Global Aquatic Research (GAR) in Sodus (USA, Bundesstaat: New York). Die Forscher massen den Kohlenstoffgehalt in nahezu allen Fjordsystemen weltweit. Die Gesamtmenge des gespeicherten Kohlenstoffs in allen Ozeanen liegt bei schätzungsweise rund 170 Megatonnen pro Jahr. Die Forscher halten weiter fest, dass die Sedimentierungsrate von Fjorden ungefähr doppelt so hoch ist, wie der globale Schnitt in anderen Bereichen der Meere. Diese Erkenntnisse sind ein Anstoss zu weiteren Forschungen. So soll beispielsweise herausgefunden werden, warum gerade in den Fjorden Alaskas die Sedimentierungsrate besonders hoch ist.
Weitere Informationen:
Klimawandel: Fjorde schlucken mehr Kohlenstoff als gedacht (spiegel.de)
High rates of organic carbon burial in fjord sediments globally (nature.com)
Carbon cycle: Hoard of fjord carbon (nature.com)
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