Trockenheit macht Kartoffeln zu schaffen

04 Aug 2015
Eine gekeimte Kartoffel kann nicht mehr verkauft werden. Eine gekeimte Kartoffel kann nicht mehr verkauft werden.

Die anhaltende Trockenheit und die ungewohnte Hitze machen nicht nur Mensch und Tier zu schaffen, sondern auch den Pflanzen. In Bergregionen geht man schon so weit, Wasser mit Puma-Helikoptern auf die Weiden zu fliegen.

Die Schweiz ist zwar ein Wasserschloss, das kühle Nass ist aber nicht immer und überall in den gewünschten Mengen vorhanden. Verschiedene Medien haben darüber berichtet, dass die Weidewirtschaft in Berggebieten an ihre Grenzen stösst, da Quellen versiegen und Zisternen schon lange leer sind. Damit die Tiere nicht von der Alp geführt werden müssen, bringt man nun das Wasser mit alternativen Methoden zu ihnen. Ebenfalls unter der Hitze und Trockenheit leiden wird die diesjährige Kartoffelernte. Hier besteht die Gefahr, dass die Kartoffeln zu klein bleiben, weil sie bei Temperaturen über 20° C ihr Wachstum einstellen, oder beim nächsten grossen Regen zu Keimen beginnen und damit unverkäuflich werden.

Rund zwei Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Schweiz können aus topografischen oder klimatischen Gründen nicht als Acker dienen.“
Quelle BLW

Wasser marsch!

Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) rechnete in einem Bericht von 2007 damit, dass in Zukunft wohl statt der damals 140 Mio. m3 (in Trockenjahren) ca. 170 Mio. m3 Wasser pro Jahr für die landwirtschafliche Bewässerung benötigt würden. Diese Menge entspricht in etwa dem Volumen des Baldeggersees oder rund 15 % des Trinkwasserverbrauchs der Schweiz, aber nur rund 0.3 % des durchschnittlichen Gesamtjahresabflusses des Wassers aus der Schweiz. Mehr als 40 % der bewässerten Fläche ist Wiesland. Dies ist nicht verwunderlich, denn rund 2/3 der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Schweiz eignet sich hauptsächlich als Weideland. Prozentual am wichtigsten ist die Bewässerung heutzutage im Gemüsebau (ca. 75 %). Bei den Kartoffeln sind es bloss 16 % der Gesamtanbaufläche oder 1220 ha. Dies vor allem, weil die Bewässerung an vielen Orten nicht möglich ist. Bewässert werden Kartoffeln heute vor allem, um die gewünschte Qualität zu erreichen.

Um Felder zu bewässern gibt es folgende Möglichkeiten: Ortsfeste Leitungsnetze (z.B. Suonen) mit Regnern, Beregnungsautomaten, Furchenbewässerung, traditionelle Flächenbewässerung und Tröpfchenbewässerung. Mehr als 40 % der Bewässerung findet heute mit Regnern statt. Besonders wassersparend wäre die Tröpfchenbewässerung. Dabei werden in oder zwischen die Pflanzreihen Kunststoffschläuche mit Löchern verlegt. Mit relativ wenig Druck und wenig Wasserverlust können die Pflanzen so direkt an den Wurzeln bewässert werden. die grüne, das Fachmagazin der Schweizer Landwirtschaft, hat 2007 vorgerechnet, dass die Tröpfchenbewässerung mit Schläuchen pro Hektare und Jahr Kosten von CHF 1100.- bis über 2000.-verursacht. Dies ist gleich teuer oder leicht teurer als eine Anlage mit Kanone, die das Wasser über die Furchen spritzt. Da die Tröpfchenbewässerung nur halb so viel Wasser wie die Furchenbewässerung benötigt, rechnet sich der Aufwand vor allem in Gebieten mit hohem Wasserpreis oder grosser Wasserknappheit. Leider entstehen dabei allerdings zusätzlich rund 120 kg Kunststoffabfall. Neben der Entsorgung braucht natürlich auch die Produktion der Schläuche sowohl Energie als auch Wasser. Zurzeit testet die Agroscope eine noch ausgeklügeltere Bewässerungsmethode: die Präzisionsbewässerung. Vollautomatisch wird nach einer Messung genau die benötigte Menge Wasser an die Pflanzen abgegeben. Kostenpunkt: 3000.- pro Hektare.

Alternativen

Herr und Frau Schweizer sind es gewohnt, Normgemüse zu kaufen. Das Angebot wurde entsprechend dieser Nachfrage angepasst. Viele alte Sorten wurden wegrationalisiert. In Zukunft werden wir wohl vermehrt Sorten anpflanzen (und kaufen!) müssen, die optisch und ertragsmässig nicht dem heutigen Optimum entsprechen, dafür aber toleranter gegenüber Extremen wie Hitze, Dürre oder auch Nässe sind. Dank Pro Specie Rara und unzähligen idealistischen Züchtern blieb uns eine grosse Vielfalt bei Nutzpflanzen und -tieren erhalten, von der wir in Zukunft noch profitieren werden können. Eine weitere Option ist die Verschiebung der Produktion an besser geeignete Standorte. Die Produktion ins Ausland zu verlagern wäre allerdings keine gute Idee. Die Schweiz hat bei Lebensmitteln sowieso nur einen Selbstversorgungsgrad von 60 %. Zusätzlich sollten wir nicht vergessen, dass wir mit den importierten 40 % indirekt auch sehr viel Wasser importieren und somit das Wasserproblem in den Produktionsländern verschärfen.

Weitere Informationen:
Aktuelle Situation in der Schweiz
Stand der Bewässerung in der Schweiz
Kartoffeln hängen am Tropf
Hitzesommer und Landwirtschaft – eine brenzlige Kombination

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