Wie Gürtel umziehen Klimazonen unsren Globus und schmücken ihn oben wie unten mit eisigen Polkappen. Die fachlich-methodischen Klimakarten aus der Schulzeit zeigen die Unterteilung der klimatischen Verhältnisse in Zonen. Eine vereinfachte Klassifikation nennt die Polaren, Subpolaren, kalt- und warm gemässigten, Subtropischen und Tropischen Zonen.
Mit den steigenden Temperaturen verändern sich diese Zonen zunehmend nach Norden und haben sich bereits verschoben. Aufgrund eines Befundes (scientific reports) haben sich seit 1950 gut 6 % der globalen Landfläche hin zu einem wärmeren, trockenen Klima `bewegt`. So ähneln die klimatischen Bedingungen in den südlichen Küstenregionen Grönlands bereits denjenigen in subpolaren und kaltgemässigten Teilen Skandinaviens. Die `Grünländer` freuen sich unterdessen über Kartoffel und Kohlerträge aus den Äckern, die nach und nach den Permafrostböden abgerungen wurden. Vereinzelt gedeihen sogar schon Erdbeeren – in der dortigen Presse ist deshalb von Klimaverbesserung zu lesen. Hingegen verschlechtern sich die Jagdbedingungen für die traditionellen Jäger, die auf den brüchigen Eisflächen erschwert ihrer Beute nachstellen können.
Ökosysteme im Wandel
Der Grad der Veränderung für Ökosysteme hängt von der Geschwindigkeit und dem Umfang der Erwärmung ab. Kann das vereinbarte Ziel einer maximalen Erwärmung von 2 Grad der Klimakonferenz von Paris eingehalten werden, ergeben sich lediglich signifikante bis substantielle Folgen. Insbesondere auf regionaler Ebene, da sich verstärkte Klimafaktoren in vielen Gebieten markant auswirken (Mikroklima). Steigt die Erwärmung über zwei Grad, entstehen enorme Risiken für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, deren Lebensräume nicht länger ihren Anforderungen entsprechen. Von hoher Bedeutung ist, ob die getroffenen Massnahmen zur Verlangsamung der globalen Erwärmung greifen werden. Vegetationszonen können sich geographisch schnell verschiebenden Klimazonen kaum anpassen, und gewisse Arten können sich unter veränderten Bedingungen stärker ausbreiten. Schon heute beobachten wir eine Verlängerung der Vegetationszeit mit früh einsetzender Frühlingsblüte und verspätetem Laubfall im Herbst, die empfindliche Arten unter Druck setzt.
Damit unsere Ökosysteme bewegungsfähig bleiben, muss das Potenzial der Anpassungskapazität von Pflanzen und Tieren unterstützt werden. Dabei sollten wir uns um dynamischen Naturschutz bemühen, der Lebensräume miteinander verbindet und es vermeidet, Schutzgebiete zu isolieren. Auf lokaler Ebene müssen sich Bemühungen um Korridore und kleinste Lebensräume verstärken (Siehe Artikelreihe Tier des Jahres). Nur so können Tiere und Pflanzen mit den neu geschaffenen klimatischen Bedingungen wandern. Gerade da eine Erwärmung über 2 Grad nicht unwahrscheinlich ist, werden besondere Anstrengungen in dieser Richtung entscheidend sein. Ansonsten droht den Ökosystemen der Kollaps.
Folgen der Verschiebung
In allen Klimazonen bilden sich in den kommenden Jahren neue Verhältnisse, die teilweise im Ansatz schon sichtbar sind. Unvorhergesehene Entwicklungen sind jedoch sehr wahrscheinlich. Insbesondere die Polar- und Tropengegenden waren in der jüngsten Erdgeschichte klimatisch vergleichsweise stabil, sodass das Ausmass der Veränderung noch nicht vorhergesehen werden kann.
Für unser gemässigtes Klima werden sich ausgedehntere Trockenphasen, Waldbrände, Ausbreitung von Infektionskrankheiten und Insektenbefall häufen. Speziell in der Schweiz müssen wir uns auf grössere Mengen Schmelzwasser und auf starke Bodenerosion einstellen.
Was beklemmende Assoziationen an Bibelstellen hervorruft, birgt aber auch vielversprechende Möglichkeiten. In der Agrarwirtschaft eröffnen sich uns mit einer mässigen Erwärmung neue Perspektiven. Mit einer nachhaltigen, wasserschonenden wie umweltverträglichen Landwirtschaft liesse sich ungeahntes Potenzial verwirklichen. Auch unsere europäischen Nachbarn bereiten sich auf wärmere Zeiten vor. In Grossbritannien stellen sich Landwirte auf den Weinanbau ein und in Südeuropa vermehren bald Datteln und Agaven den Früchte tragenden Überfluss.
Polargebiet → Bedrohung der Artenvielfalt durch Schrumpfung der Tundren. Auftauen der Permafrostböden.
Kaltgemäßigtes Klima → Vermehrte Waldbrände, Insektenbefall und Krankheiten. Ausbreitung von Infektionskrankheiten.
Kühlgemäßigtes Klima → Vermehrte Waldbrände, Insektenbefall und Krankheiten. In den kontinentalen Mittelbreiten (Weizenanbaugebiete) Dürren im Sommer, Destabilisierung der Ökosysteme mit drastischen Folgen für die menschliche Nutzung. Demgegenüber wird Weinanbau in Großbritannien möglich und in Südeuropa können Dattelpalmen und Agaven genutzt werden.
Subtropen → Die dicht bevölkerten Regionen der halbtrockenen Subtropen (u.a. das Mittelmeergebiet, der Südwesten der USA, der Norden Mexikos, der Süden Australiens und Afrikas und Teile Südamerikas) werden vermutlich noch trockener werden.
Tropen → Zum einen dürften die halbtrockenen Tropen (z.B. die Savannen des Sahel) von zunehmenden Niederschlägen profitieren, so dass der Ackerbau mehr Erträge bringt Die feuchten Zonen der Tropen, die bereits weitgehend entwaldet sind, werden hingegen durch zunehmende Trockenheit und Waldbrände weiter ihre Artenvielfalt einbüßen. Intakter Regenwald hingegen wirkt ausgleichend auf den Wasserhaushalt und kommt mit steigenden Temperaturen relativ gut klar.
Weitere Informationen:
scientific reports
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