Mit dem Übergang zum etwas eingedämmten Schwelen haben sich die Waldbrände auf Indonesien aus unserem Gedächtnis verabschiedet. Doch nähren die metertiefen Torfböden das Feuer wohl noch monatelang und könnten es bei wiederkehrender Trockenheit erneut ausbrechen lassen. Die vergangenen Herbst entstandenen Brände wurden unter anderem durch das natürlich auftretende Wetterphänomen El Niño (-Southern Oscillation, ENSO) verursacht.
Das Christuskind, wie die peruanischen Fischer das Ereignis aufgrund seines zeitlichen Auftretens rund um Weihnachten nennen, bewirkt eine Veränderung im ozeanographisch-meteorologischen System des äquatorialen Pazifiks. Schwacher Wind und aufsteigende Mengen von nährstoffreichem Kaltwasser wirken auf das Zirkulationssystem des Ozeans.
„In einem El-Niño-Jahr sind die Ostwinde zu schwach, um die warmen Wassermassen im Westen des Pazifiks aufzustauen. Das warme Wasser verteilt sich bis zur südamerikanischen Küste und schneidet die Kaltwasserzufuhr aus der Tiefe ab. Das Wetter wird dadurch in Südostasien trocken und in Südamerika sehr nass.“ Yolanda Stocker, Umweltnetz-Schweiz
Die Auswirkungen können die meteorologischen Verhältnisse jeweils auf längere Zeit verändern und gefährden die Lebensgrundlage von Menschen, Pflanzen und Tieren.
Blumenpracht in Atacama
Vor allen Dingen beeinflusst El-Niño die Niederschlagsverhältnisse im pazifischen Kernraum sowie in den sensitiven Gebieten. Zu letzteren zählen beispielsweise Ost- und Südafrika, die Karibik und Teile Europas, wo Wetterextreme entstehen können. In den Kerngebieten rund um den Pazifik nehmen die Ausmasse jedoch existenziellen Charakter an. Regenfälle fielen letzten Herbst an der Ostküste Australiens, in Indonesien und auf Papua Neuguinea fast vollständig aus. Australische Farmer haben unlängst verzweifeltes Crowdfunding betrieben, um mit ihren Betrieben überleben zu können. Bauern auf Neuguinea und den Salomonen entfliehen der Dürre und damit verbundenen Darmkrankheiten in tiefer gelegene Gebiete. Zudem sehen sich die Inselbewohner starken Stürmen ausgesetzt. Die Brände auf Indonesien zerstören riesige Vegetationsflächen und bedrängen die lokale Fauna. Dichter Smog über Indonesien und den benachbarten Staaten hat beträchtliche gesundheitliche, wirtschaftliche und ökologische Folgen.
Auch Kalifornien harrt der Regenfälle, seit bald drei Jahren leben die Menschen im Sonnenstaat mit dem Notstand. Hingegen haben ihre südlichen Nachbarn in Peru und Ecuador mit Überschwemmungen zu kämpfen. El-Niño führt zu ungewohnten Niederschlagsmengen im äquatorialen Südamerika und lässt selbst Wüsten aufblühen. Die Atacamawüste gehört zu den trockensten Orte der Erde – und verwandelt sich mit El-Niño in ein Blumenmeer. Innerhalb von 12 Stunden regnete es in der Wüstenstadt Antofagasta 23 mm, was der Menge von 7 Jahren entspricht.
Als globales Wetterphänomen verändert El-Niño so die Lebensbedingungen an vielen Orten der Erde auf eindrückliche Weise und gibt besten Anschauungsunterricht über die konkrete Bedeutung von Klimaextremen.
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