Im Artikel Das Klima zont sich um vom 15.Januar sind wir auf die sich verändernden Wetter-verhältnisse eingegangen und haben Perspektiven und Prognosen ermittelt. Bei einer klimatischen Veränderung sind die Lebensräume direkt davon betroffen und entwickeln sich entsprechend weiter. Neue Pflanzen und Tierarten breiten sich aus, altbekannte Arten siedeln um oder verschwinden. Dafür finden sich unzählige Beispiele. Äquatorial beheimatete Mondfische können vor der englischen Küste beobachtet werden, pazifische Weissspitzenhaie entdecken das Mittelmeer und der mediterrane Löffelreiher (Ibis) bevorzugt heute das norddeutsche Wattenmeer. Dazu begegnen wir heute einer Vielzahl fremder Insekten und neuer Pflanzen, die sich lokal bereits zu den weit verbreiteten Arten ausgedehnt haben.
Es ist unbestritten, dass der Klimawandel hochdynamische Prozesse beschleunigt. Gerade jedoch im Hinblick auf die Artenvielfalt sind viele Probleme anthropogen verursacht. Wie sich Flora und Fauna auf die neuen Bedingungen einstellen können, kann durch gezielte Handlungen wesentlich unterstützt werden.
Naturschutz neu denken
Ein Strategiepapier der baden-württembergischen Naturschutzverwaltung betont, es sei von hoher Bedeutung die Gewässer als zentrale Schlüsselzonen zu begreifen. Hydrologisch und mikroklimatisch sensible Gebiete bilden oftmals den Verbreitungsschwerpunkt für Artenvielfalt. Den Mooren, Klein-gewässern und der Renaturierung von Ufern sollte deshalb ein verstärkter Stellenwert bei Raumplanern und Naturschutz-verantwortlichen zukommen.
Um die Eingliederung der `Klimawanderer` sicherzustellen, müssen vielfältige Landschaften gefördert werden, die ausreichende Chancen für eine Eingliederung bieten. Die Einrichtung von sogenannten Trittsteinbiotopen (in Kulturlandschaften künstlich angelegtes, inselartiges Überbrückungselement), von Korridoren und geschützten Habitaten erlauben es, dynamische Entwicklungsprozesse zuzulassen.
Ob Neobioten, die sich an neuen Orten etablieren und sich zuweilen invasiv verbreiten, aktiv bekämpft und eingedämmt werden sollen, ist unter Naturschützern stark umstritten. Progressiver Naturschutz lehnt die Schaffung grossräumiger, isolierter Schutzgebiete ab und beabsichtigt weniger die Konservierung der natürlichen Zustände, als vielmehr die Einbindung menschlicher Handlungen in die sich verändernde Natur. Jedoch birgt die Etablierung und Ausbreitung fremder Arten ein beträchtliches Risiko für Gesundheit von Mensch und Tier. Das aktuelle Zika-Virus könnte sich theoretisch durch die Asiatische Tigermücke, die in südlichen Teilen Europas bereits fest etabliert ist, auch auf unserem Kontinent ausbreiten.
Wie weiter mit der Vielfalt?
Der Zusammenhang zwischen der globalen Temperatur und der Artenvielfalt ist langfristig zu beobachten, wie Fossilfunde belegen. Zu wärmeren Zeiten fand sich im Wasser wie auch an Land eine deutlich geringere Diversität als zu kälteren Perioden. Dies, obschon ein Temperaturanstieg kurzfristig zur verstärkten Bildung von Biomasse führt und damit auch neue Arten hervorbringt. Geografisch im Verlauf der Breitengrade betrachtet, bedeuteten höhere Temperaturen mehr Artenreichtum, doch verringert sich dieser bei zunehmender Trockenheit.
Zurzeit rechnen Forscher mit bis zu einem Drittel aller Arten, der durch den Klimawandel unmittelbar bedroht ist. Bei Einhaltung des Zwei-Grad-Ziels würden vermutlich 5-6% aller Arten aussterben, bei höheren Temperaturen bis zu 16% aller Arten.
Alleine ein Ausfall von wenigen Arten bedeutet das Fehlen Abermillionen von Lebewesen. Das bedroht das Funktionieren der Ökosysteme weltweit, was uns unmittelbar betrifft. Die Herausforderung besteht darin, die Bedürfnisse der Natur zu erkennen und unsere Handlungen daran anzupassen.
Weitere Informationen:
naturschutz lbw
bafu
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