Quallen: Die Gewinner des Klimawandels

So anmutend Quallen auch aussehen mögen, in grossen Massen sind sie meist störend. So anmutend Quallen auch aussehen mögen, in grossen Massen sind sie meist störend.

Quallen gehören zu den wenigen Gewinnern der Erderwärmung. Während die meisten Meeresbewohner mit den steigenden Wassertemperaturen und der Versauerung der Ozeane zu kämpfen haben, geht es den Quallen besser denn je.

Schlagzeilen von erneuten Quallen-Plagen vermiesen so manch einem Badegast immer wieder die Vorfreude auf die bevorstehenden Badeferien. Tatsächlich wurden in den letzten Jahren vermehrt Quallen-Invasionen beobachtet. Ausser dem Mittelmeer als beliebte Ferienregion sind diverse andere Gewässer ebenfalls betroffen: Das Schwarze Meer, der Golf von Mexiko und das Japanische Meer. Haben wir die dies dem Klimawandel zu verdanken?

Weshalb gibt es plötzlich mehr Quallen?

Einmal mehr hat der anthropogen verursachte Klimawandel einen signifikanten Einfluss auf die weltweiten Quallen-Bestände. Zum einen können sich die glibberigen Meeresbewohner bei wärmeren Wassertemperaturen schneller fortpflanzen, und ihr Wachstum beschleunigt sich. Zum anderen führt der Klimawandel zu einer verstärkten Stratifizierung der Ozeane, wodurch sich die Nährstoffverteilung und Planktonzusammensetzung an der Oberfläche verändert. Diese Wechselwirkungen haben zur Folge, dass Quallen vermehrt zu ihrem bevorzugten Plankton kommen, während Fische leer ausgehen.

Doch der Klimawandel ist nicht der einzige Faktor, der die Quallen-Populationen begünstigt. Weitere durch den Mensch verursachte Veränderungen tragen wesentlich dazu bei. Zum Beispiel der Eintrag von Nährstoffen aus Düngemittel in die Weltmeere verursacht enorme Phytoplankton-Blüten, die dem Meer lokal den  Sauerstoff entziehen. Während solche Situationen für Fische tödlich sind, überleben Quallen problemlos.
Hinzu kommt die Überfischung als weiterer Faktor, der den Quallen zur Übermacht verhilft. Wenn durch übermässige Fischerei wichtige Fischbestände aus den Ökosystemen verschwinden, verlieren die Quallen ihre natürlichen Feinde und Konkurrenten. Sie vermehren sich ungebremst. Dies wurde zum Beispiel an der Küste Namibias beobachtet. Hier haben Fischer die Sardinenbestände so stark dezimiert, dass die küstennahen Gewässer nun von Quallen dominiert werden. Wenn die Quallen-Bestände einmal explodiert sind, ist es praktisch unmöglich, das ursprüngliche Ökosystem wiederherzustellen, da sie jegliche Fischlarven verspeisen.

Generell sind Quallen wegen ihren geringen Ansprüchen äusserst anpassungsfähig. Temperaturveränderungen oder die Versauerung der Meere machen ihnen nur wenig aus – ganz im Gegensatz zu anderen marinen Spezies. Deshalb besteht die Gefahr, dass Quallen in Zukunft die Vorherrschaft in den marinen Ökosystemen übernehmen könnten.

Folgen für Fischer, Badende und Ferienorte

Von den Folgen der Quallen-Plagen sind vor allem Fischer und die Tourismusbranche betroffen. Riesige Quallenschwärme verstopfen die Fischernetze oder verunreinigen den Fang. In Japan und Korea, wo es fast jährlich zu Invasionen von Nomura-Quallen kommt, gibt es immense Einbussen bei den Fängen. Aber auch Aquakulturen sind direkt von den Quallen-Plagen betroffen: In 2007 verstarben beinahe alle irischen Zuchtlachse, nachdem Quallen in die Zuchtanlagen eingedrungen waren.

Gefährlich wird es zudem, wenn Quallen in die Kühlwasserzufuhr von Atomkraftwerken vordringen. Aus diesem Grund waren diverse AKWs in Japan, Israel und Florida gezwungen, vorübergehend den Betrieb einzustellen.

Auch die Tourismusbranche kämpft gegen die zunehmenden Quallenmassen. Wenn Strände wegen Quallen-Plagen geschlossen werden müssen, wirft dies kein gutes Licht auf einen Badeort. Die Badegäste bleiben aus und die Feriensaison ist ruiniert.
In Zusammenhang mit dem Klimawandel haben Modellierungen auch schlechte Prognosen für die Tourismusgebiete zum Beispiel an der Ostküste Australiens erstellt. Die wärmeliebenden und hochgiftigen Würfelquallen werden sich vermehrt Richtung Süden zu den Tourismus-Hotspots bewegen, was Touristen in Zukunft sicherlich von den Stränden fernhalten wird.

Wie können die glibberigen Meerestiere bekämpft werden?

Die vorgeschlagenen Lösungen zur Bekämpfung der Quallen sind zum Teil äusserst bizarr. So wurde beispielsweise empfohlen, Quallen für den menschlichen Verzehr zu fangen. Dass Quallen nicht gerade zum Speiseplan zählen, erschwert diese Idee allerdings erheblich. Nur in Japan und China findet man getrocknete und proteinhaltige Quallenstreifen in Suppen und Salaten.

Da Quallen auf dem Teller für uns etwas gewöhnungsbedürftig sein dürften, sind andere Alternativen zur Bekämpfung von Quallen-Plagen wahrscheinlich effizienter. Neben dem Klimaschutz sind Bestrebungen zur nachhaltigen Fischerei, die Bekämpfung der Meerverschmutzung und die Verminderung der Nährstoffeinträge in die Ozeane wichtige Ansatzpunkte.

Wenn wir in diesen Punkten versagen, ist zu befürchten, dass die Biodiversität in den Weltmeeren vielleicht schon bald von Quallen anstatt von Fischen dominiert wird.

Die richtige Behandlung von Quallenverletzungen

Kommentar schreiben

Die Kommentare werden vor dem Aufschalten von unseren Administratoren geprüft. Es kann deshalb zu Verzögerungen kommen. Die Aufschaltung kann nach nachstehenden Kriterien auch verweigert werden:

Ehrverletzung/Beleidigung: Um einen angenehmen, sachlichen und fairen Umgang miteinander zu gewährleisten, publizieren wir keine Beiträge, die sich im Ton vergreifen. Dazu gehören die Verwendung von polemischen und beleidigenden Ausdrücken ebenso wie persönliche Angriffe auf andere Diskussionsteilnehmer.

Rassismus/Sexismus: Es ist nicht erlaubt, Inhalte zu verbreiten, die unter die Schweizerische Rassismusstrafnorm fallen und Personen aufgrund ihrer Rasse, Ethnie, Kultur oder Geschlecht herabsetzen oder zu Hass aufrufen. Diskriminierende Äusserungen werden nicht publiziert.
Verleumdung: Wir dulden keine Verleumdungen gegen einzelne Personen oder Unternehmen.

Vulgarität: Wir publizieren keine Kommentare, die Fluchwörter enthalten oder vulgär sind.

Werbung: Eigenwerbung, Reklame für kommerzielle Produkte oder politische Propaganda haben keinen Platz in Onlinekommentaren.

Logo von umweltnetz-schweiz

umweltnetz-schweiz.ch

Forum für umweltbewusste Menschen

Informationen aus den Bereichen Umwelt, Natur, Ökologie, Energie, Gesundheit und Nachhaltigkeit.

Das wirkungsvolle Umweltportal.

Redaktion

Stiftung Umweltinformation Schweiz
Eichwaldstrasse 35
6005 Luzern
Telefon 041 240 57 57
E-Mail redaktion@umweltnetz-schweiz.ch

Social Media

×

Newsletter Anmeldung

Bleiben Sie auf dem neusten Stand und melden Sie sich bei unserem Newsletter an.