Wandernde Fische: Wassertemperatur der Schweizer Gewässer steigt

06 Dez 2017
Blick auf die Thur, bei Stai im Toggenburg Blick auf die Thur, bei Stai im Toggenburg

Die steigende Temperatur der Schweizer Fliessgewässer macht heimischen Fischarten das Leben schwer und vermindert die Wasserqualität

Der Begriff Klimawandel, ebenso die damit verbundenen weltweiten Auswirkungen, ist mittlerweile in aller Munde. Doch wie steht es um die Auswirkungen in der Schweiz? Wie verändert sich beispielsweise die Temperatur in den Schweizer Oberflächengewässern, welche Folgen haben diese Veränderungen für die bestehenden Ökosysteme?

Veränderung der Wassertemperatur in den vergangenen Jahren

Bereits 2012 hat das Bundesamt für Umwelt (BAFU) eine deutliche Erhöhung der Wassertemperaturen in Schweizer Gewässern festgestellt. Im Rahmen des Projekts «Klimaänderung und Hydrologie in der Schweiz» (CCHydro), wurde eine Statistik erstellt, welche klar ersichtlich macht, in welchem Ausmass die Temperatur der Gewässer gestiegen ist. Dabei handelt es sich um eine Erhöhung von bis zu 1,6 Grad innerhalb der letzten 40 Jahre (1970-2010). Mit welchen weiteren Veränderungen wir zukünftig rechnen müssen, kann noch nicht eindeutig definiert werden. Fakt ist, dass durch die stets steigende Lufttemperatur, auch die der Gewässer in Zukunft weiter ansteigen wird.

Ebenfalls verantwortlich für eine Erhöhung der Wassertemperatur sind, die Zerstörung schattenspendender Ufervegetation und die Einleitung von warmem Wasser aus Kühl- und Abwasserreinigungsanlagen. Das BAFU überprüft die Temperatur der Schweizer Fliessgewässer an über 80 verschiedenen Standorten.

Die Bachforelle, ein Kaltwasserfisch auf Wanderschaft

Fische gehören zu den wechselwarmen Lebewesen, sprich sie können ihre Körpertemperatur nicht selbst regeln, sondern passen diese an ihre Umgebungstemperatur an. Aufgrund der relativ kleinen Temperaturtoleranz, über die beispielsweise eine Bachforelle verfügt, kann schon eine kleine Veränderung ihrer Vorzugstemperatur tödlich enden. Um in kühleres Wasser zu gelangen, begibt sich die Bachforelle auf Wanderschaft flussaufwärts. Dies ist, auf Grund von überall vorhandenen Wasserkraftwerken und künstlichen Schwellen, ein schwieriges Unterfangen. In den Gebieten, in denen die Forelle keinen Weg in höhere Lagen, und damit in kühlere Gewässer findet, könnte sie bald schon ganz aussterben.

Ein vom BAFU erstelltes Modell, das den Rückgang des Lebensraumes der Bachforelle bis zum Jahr 2050 aufzeigt, macht deutlich, wie prekär die Lage des Kaltwasserfisches ist. Im schlimmsten Fall geht sein Lebensraum um bis zu 40% zurück, was das Verschwinden der Bachforelle im gesamten Mittelland mit sich bringen würde. Ein, durch die erhöhten Temperaturen, geschwächtes Immunsystem, macht die Fische zudem anfällig auf Krankheiten. Studien zeigen, dass die Proliferative Nierenkrankheit (PKD) in den letzten Jahren vermehrt bei Bachforellen aufgetreten ist. Bereits bei einer Wassertemperatur von 15 Grad, führt die PKD zum Tod des erkrankten Tieres.

Durch den Rückzug oder gar das Aussterben der Kaltwasserfische, würde die Biodiversität in Schweizer Fliessgewässern enorm abnehmen. Vor allem in den Mittel- und Unterläufen könnte dies zu einer monotonen und vereinheitlichten Artenzusammensetzung führen. Verschiedenartig zusammengeführte Fischgemeinschaften können biologisch differenziert auf Umwelteinflüsse reagieren. Bei einer Abnahme der Diversität aber steigt die Anfälligkeit der verbleibenden Fischarten. Dies kann auch zu einer schnelleren Verbreitung von Krankheiten führen.

Auswirkungen des Klimawandels vermindern

Dem Ausmass und den Auswirkungen des Klimawandels sind wir bereits ausgesetzt. Im Rahmen von Anpassungsstrategien gibt es aber einige Gegenmassnahmen, die das Ausmass der steigenden Gewässertemperatur mindern. Zum einen muss auch die Schweiz ihren Teil dazu beitragen, die weltweiten CO2 Emissionen zu verringern, um somit die zukünftige Steigung der Lufttemperatur zu minimalisieren. Des Weiteren spielen insbesondere Flussrevitalisierungen eine grosse Rolle. Dadurch kann neue, schattenspendende Ufervegetation gedeihen. Die unüberwindbaren Hürden flussaufwärts, können so umgestaltet werden, dass ein Passieren für die Fische wieder möglich ist. Durch einen verbreiterten Ufergürtel kann auch kühles Grundwasser einfliessen, was zur Regulation der Wassertemperatur führt. Ausserdem entstehen, in neuen Auengebieten, unzählige Seitenarme, die ideal als kühlere Rückzugsmöglichkeiten genutzt werden können.

Schützen wir unsere Gewässer und somit die Lebensräume unserer heimischen Fischarten nicht, verschwinden diese gänzlich und nichtheimische Arten würden ihren Platz einnehmen. Dies würde zu fatalen Folgen für Flora und Fauna bzw. deren Lebensräume führen. Eine derartige Konkurrenz invasiver fremder Organismen muss weitmöglichst verhindert werden.

Projekt CCHydro
Wassertemperaturkarte

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