Haiti: Fehlender Schutz vor Naturextremen
Das ärmste Land der westlichen Hemisphäre hat regelmässig mit starken Wirbelstürmen wie dem erst kürzlich durchgezogenen Hurrikan Matthew zu kämpfen. Dazu gibt es Überschwemmungen, Bodenerosionen und Erdrutsche. Als Konsequenz werden ganze Ernten zerstört. Dies sind Folgen des Klimawandels, aber auch der radikalen Abholzung, die aufgrund von Plantagenanbau seit der Kolonialzeit stattfindet (97% des Waldes wurde seither abgeholzt).
«Stürme mit nie zuvor beobachteter Wucht haben Inselstaaten zuletzt verheerend getroffen: Haiti wurde 2016 vom stärksten Hurrikan seit über 50 Jahren heimgesucht und Fidschi vom stärksten je dort gemessenen Wirbelsturm.»
David Eckstein, Germanwatch und Mitautor Klima-Risiko-Index
Kiribati: Dem Untergang geweiht
Zwischen Fidschi und Hawaii ist der tiefliegende Inselstaat Kiribati aufzufinden. Ungefähr 110'000 Einwohnende zählt er, bestehend aus 33 Korallenatollen und Inseln, verteilt über eine Meeresfläche so gross wie die USA.
Hier sind die Folgen der Erderwärmung existenzbedrohend. Denn durch die Polareisschmelze und die damit verbundene Erhöhung des Meeresspiegels droht Kiribati im Salzwasser zu versinken. Zwei Inseln sind schon 1999 überspült worden. Das Ganze ist also nur noch eine Frage der Zeit. Der Weltklimarat hält einen Anstieg bis zu einem Meter für möglich. Falls dies eintritt, kann man von einer Klimakatastrophe sprechen. Denn dann wären ungefähr 30% der Bewohnenden von kleinen Inselstaaten bedroht. Als Folge ist mit Abertausenden Klimaflüchtenden zu rechnen.
In Kiribati rückt eine Evakuierung in Nähe. Anote Tong, bis März 2016 Präsident vom Inselstaat, kündigte diese bereits am Ende der Klimakonferenz in Paris an (2016):
«Innerhalb der kommenden fünf Jahre wird die Evakuierung beginnen müssen.»
Denn die Landwirtschaft kämpft bereits heute mit dem Absterben von Brotfruchtbäumen, einer der wichtigsten Nahrungspflanzen der Insel. Dazu ist die Versalzung des Trinkwassers ein Hauptproblem. So bringen inzwischen Schiffe aus Neuseeland Trinkwasser zu den Inseln. Während sich Fidschi bereit erklärt hat, Teile der Bevölkerung von Kiribati aufzunehmen, zeigen Neuseeland und Australien wenig Bereitschaft dazu.
Wirft man einen Blick auf die CO2-Bilanz, bleibt da ein bitterer Beigeschmack: Während der durchschnittliche, jährliche Kohlendioxid-Ausstoss pro Kopf in Kiribati 0,6 Tonnen beträgt, sind es in der Schweiz mehr als siebenmal mehr (4,3 Tonnen), in Australien sogar über 15 Tonnen.
Steinwälle und Aufforstung gegen die Armut
Man spricht von den «Least Developed Nations». Die Völker können sich kaum gegen die Naturgewalten wehren. Mit Unterstützung von Unternehmen in der Entwicklungszusammenarbeit werden inzwischen dringend notwendige Aufforstungen in die Wege geleitet. Auch Steinwälle helfen: Zum Beispiel an steilen Hängen, wo Kleinbauernfamilien ihre Felder haben. So kann die Erde wieder Feuchtigkeit speichern. Nebenbei wird in Trainings Know-How zu Pflanzentechniken, Kompostierung und Schädlingsbekämpfung weitergegeben.
Experten der Weltbank schätzen, dass die Erderwärmung bis 2030 zusätzlich 100 Millionen Menschen in Armut stürzen könnte, nicht nur aufgrund von Naturkatastrophen, sondern weil beispielweise auch die Ertragskraft der Landwirtschaft abnimmt.
Die ersten Folgen sind unaufhaltbar, weiteres ist zu bekämpfen
Am Beispiel Kiribati sieht man, dass der Klimawandel bereits seine Spuren hinterlassen hat und wir am Beginn grösserer Veränderungen stehen. Kein Klimaabkommen dieser Welt kann wohl den Untergang Kiribatis aufhalten, nichtsdestotrotz kann weiteres verhindert werden. Hier fängt es bei jedem und jeder einzelnen an. Die Schweiz als finanziell privilegiertes Land könnte bei den Zielen und Massnahmen der Pariser Klimakonferenz mit gutem Beispiel vorangehen und zur Tat schreiten.
Quelle:
https://data.worldbank.org - The World Bank
Kommentare (1) anzeigenausblenden
Dieses "Wir sind schuld" ist eine Religion geworden, eine Schwarz-Weiß-Malerei, die nichts anderes, keine Nuancen und schon gar kein höchst komplexes Netzwerk von Ursachen, Folgen/Querverbindungen gelten lässt. Es wäre doch einmal ein weiterführender Ansatz, die Bevölkerungsexplosion, die stattfindet und zerstörerisch wirkt, bez. der vielfältigen Folgen zu hinterfragen und in Beziehung zum Klimaproblem zu setzen. Auch die "neue Rodungsphase", die wir heute in Mitteleuropa erleben, wäre zu analysieren und medial aufzubereiten, denn sie wirkt nur in der allereinfachsten Betrachtung ökologisch "positiv"!