Die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg hat eine aussergewöhnliche Geschichte: Ihre Mutter, Malena Ernman, ist Opernsängerin, ihr Vater, Svante Thunberg, ist Schauspieler. Die Jugendliche, die eine Form des Asperger-Syndroms hat, kann sich tagelang mit einem bestimmten Thema beschäftigen. Seit sie acht Jahre alt ist, hat sie unzählige Bücher zum Klimawandel gelesen – und verständnislos zugeschaut, wie die Politik ihrer Meinung nach zu wenig dagegen unternimmt. So begann sie letzten August, die Schule zu schwänzen und sich mit ihrem Schild mit der Aufschrift „Schulstreik für das Klima“ vor das Schwedische Reichstagsgebäude zu stellen. Greta forderte, dass Schweden die Ziele des Pariser Klimaabkommens erfüllen und seine CO2-Emissionen jährlich um 15% reduzieren sollte.
#FridaysForFuture
Mit der Zeit begann die junge Schwedin, nur noch freitags zu streiken. Stockholmer Schüler gesellten sich vor dem Reichstagsgebäude zu ihr. Es folgten Schüler, die dasselbe in Dänemark, Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Grossbritannien und weiteren Ländern taten – Thunberg gab den Startschuss zu einer internationalen Bewegung. Unter den Hashtags #FridaysForFuture und #ClimateStrike verbreitete sich Gretas Aufruf zu Klimastreiks in den sozialen Medien. Am 30. November fand gar in Sydney ein Schülerstreik statt – Australien ist noch stark von der Kohleenergie abhängig. Die Schüler äusserten ihre Angst vor starker Hitze und Dürren, wenn die Politik nichts gegen den Klimawandel unternimmt.
Am Freitag, 11. Dezember, fand schliesslich der erste Schweizer Klimastreik der Geschichte in Zürich statt. Rund 500 Schülerinnen und Schüler aus Zürcher Kantonsschulen blieben dem Unterricht fern, um vor dem Stadthaus für einen wirksamen Klimaschutz des Kantons Zürich zu protestieren. Zwei Stunden lang zogen die Schüler mit Schildern und Protestrufen durch die Stadt, bis sie vor der ETH Halt machten. Dort wurde der Vorwurf an die Eidgenössische Technische Hochschule geäussert, dass diese ihre Ergebnisse über den Klimawandel nicht ernst nähme.
Klimanotstand
Greta Thunberg spricht die Dinge offen an und rechnet mit der Politik ab: In einem Interview an der Klimakonferenz in Katowice sagte sie:
„Wir jungen Leute müssen wütend werden und die älteren Generationen verantwortlich machen für das Chaos, das sie angerichtet haben. Wir müssen realisieren, dass unserer Zukunft auf dem Spiel steht. (…) Das erste, das ich gelernt habe, ist, dass du nie zu jung bist, um etwas zu bewirken.“
- Greta Thunberg, übersetzt aus dem Englischen
Ihre Rede, die sie an der Klimakonferenz hielt, wurde weltberühmt. Sie betonte immer wieder die Dringlichkeit, die der Klimaschutz hat:
„Uns gehen die Entschuldigungen aus, und uns geht die Zeit aus.“
Am 18. Dezember, gingen in der ganzen Schweiz tausende Schüler und Studenten auf die Strasse. Organisiert und koordiniert hatten sie sich vor allem über WhatsApp, Facebook, Instagram und Twitter. Es fanden Streiks in Zürich, Basel, Aarau, St. Gallen, Luzern, Lausanne und weiteren Westschweizer Orten statt. Die Jugendlichen fordern, dass die Schweiz den Klimanotstand aussprechen und die Erderwärmung als Krise anerkennen solle. Sie wollen ausserdem mehr Aufklärung der Bevölkerung über die Klimakrise – und sie wollen ernst genommen werden, denn ihre Zukunft liege in den Händen der heutigen Politiker. Seither kam es in den Schweizer immer wieder zu Demonstrationen – besonders auch am 25. Januar, als das Vorbild Greta Thunberg ans World Economic Forum in Davos kam. Dafür fuhr die Klimaaktivistin mit ihrem Vater 33 Stunden lang mit dem Zug und übernachtete in einem Zelt.
Quellen und weitere Informationen:
NZZ: Klimastreik - Schweizer Schüler demonstrieren
World Economic Forum (Youtube): Greta Thunbergs Rede am WEF 2019
Die ZEIT: Schwänzen fürs Klima -eine Kolumne von Petra Pinzler
*Titelbild: "Strajk dla klimatu w polskich szkołach“ von Greenpeace Polska, flickr.com. Lizenz: CC BY-ND 2.0
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