Vor nur wenigen Jahren war man noch stolz darauf, mit dem Flugzeug in die Ferien reisen zu können. Von den immer exotischeren (und somit auch weiter entfernten) Reisedestinationen wurde gesprochen, als wären es Eroberungen. Das posten des Flugtickets oder des Blicks aus dem Himmel auf Social Media war der Beweis der Errungenschaft. Was erst reiner Luxus, später ein kostspieliges Abenteuer war, ist indessen oft die billigste Art zu reisen. Ein Grossteil der Schweizerinnen und Schweizer sieht dann auch kein Problem darin, von den niedrigen Flugpreisen zu profitieren. Trotzdem hat sich ein Wandel vollzogen: Der Einstieg ins Flugzeug ist kein Ereignis mehr. Und es findet sich immer eine Ausrede, wieso der Start in den Himmel notwendig ist.
Fakten
Jede/r einzelne Fluggast verbrennt im Durchschnitt pro 100 Kilometer drei bis vier Liter Kerosin, damit wird 7,5 bis 10 Kilogramm CO2 ausgestossen. Um die tatsächliche Auswirkung des Transports zu berechnen, müssen allerdings unzählige weitere Faktoren bedacht werden. Der Wert der Treibstoffverbrennung wird beispielsweise von der Webseite myclimate mit dem Faktor zwei multipliziert. Diese Zahl entsteht durch die zusätzlichen Klimaeinflüsse des Fliegens. Die Infrastruktur des Flughafens, die Vorproduktion des Flugzeugs und vieles mehr müssen in die Berechnung miteinbezogen werden. Im Jahr 2015 hat die Bevölkerung der Schweiz pro Kopf durchschnittlich 9000 Kilometer mit dem Luftfahrzeug zurückgelegt.
„Flygskam“
Die schlimmen Folgen des Flugverkehrs haben zu einem neuen Social-Media-Trend geführt. Das schwedische Wort dafür lautet „Flygskam“ und heisst übersetzt Flugschande. Der Umwelttrend inspiriert die Leute in Schweden und auf der ganzen Welt, am Boden zu bleiben und auf das Flugzeug zu verzichten. Der Trend wurde durch Berühmtheiten und Politiker populär gemacht. Es ist auffallend, dass solche Bewegungen, die an einen nachhaltigeren Lebensstil mahnen, häufig in Schweden entstehen. So kommen zum Beispiel auch die Sportarten „Plogging“ und „Pliking“ aus dem skandinavischen Land.
Alternativen
Wer in die Ferien fährt, muss alle möglichen Alternativen zur Flugreise in Betracht ziehen. Die meisten Ziele in Europa sind gut mit dem Zug erreichbar, ausserdem gibt es Sparangebote, die den Preisunterschied abdämpfen. Weitere ressourcenschonende Fortbewegungsmittel sind Bus, einige Schiff (zum Beispiel das Segelschiff) und (wenn vollständig ausgelastet) das Auto. Wenn ein Reiseziel nur schlecht ohne Flugzeug erreichbar ist (zu grosse Distanz oder Hindernisse wie Gewässer und Gebirge), muss abgewogen werden, ob man sich für den richtigen Ferienort entschieden hat. Denn auch in und um die Schweiz gibt es wunderschöne Regionen und Landschaften, und über die neuen Technologien sind wir so eng mit dem Rest verbunden wie noch nie. Um die Ferien geniessen zu können muss man nicht ans gegenüberliegende Ende der Weltkugel fliegen. Als letzte Möglichkeit bleibt die CO2-Kompensation. Wer wirklich keine andere Wahl hat und in den Flieger steigen muss (was wirklich sehr selten der Fall ist), kann für die dadurch ausgelöste Umweltbelastung bezahlen. Mit dem Geld werden schliesslich Klimaschutz-Projekte unterstützt. Man sollte sich hier aber nichts vormachen: Der Klimawandel wird damit nicht aufgehalten, höchstens abgefedert.
Falsche Anreize
Die Flugbranche wächst stetig weiter. Das Fliegen ist und bleibt billig, und das aufgrund tiefer Spritpreise und dem starken Konkurrenzkampf. Doch die Tickets können nur so billig sein, weil sie keine Mehrwertsteuer oder Mineralölsteuer (für das Kerosin) beinhalten. Auch den Schaden, der der Umwelt angetan wird, vernachlässigt man. Die Preise werden ausserdem durch schlechte Löhne, tiefen Komfort und die Nutzung von Provinzflughäfen gedrückt. Der Flugverkehr wird also trotz seiner bewiesenen Umweltschädlichkeit subventioniert und gefördert. Das muss ein Ende haben, denn nur so wird ein breiterer Wandel in unserem Mobilitätsverhalten angestossen.
Quellen und weitere Informationen
myclimate.org: Flugrechner
bfs.admin.ch: Statistik Mobilität Schweiz
utopia.de: Flygskam
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