Tokyo 2020 – eine scheinbar nachhaltige Olympiade

05 Nov 2019
Die Sommerolympiade 2020 in Tokio steht im Zeichen des Klimawandels Die Sommerolympiade 2020 in Tokio steht im Zeichen des Klimawandels

Die Olympiade in Tokyo 2020 soll CO2-neutral werden – unter anderem mit dem Kauf von Emissionsrechten. Ist dem Klimawandel wirklich ökonomisch beizukommen?

Mit dem Motto „Be better, together – For the planet and the people“ bewirbt das Organisationskomitee die Olympiade Tokyo 2020 als nachhaltig und aufgeschlossen. Der Sport-Event wird als Plattform für eine internationale Darbietung innovativer Entwicklungsmassnahmen gesehen und hat sich den 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen verschrieben. Somit plädiert Tokyo 2020 für reduzierte Ungleichheit, nachhaltige Ressourcennutzung, verantwortungsvolle Produktion und Konsum, Klimamassnahmen und globale Zusammenarbeit. In Anbetracht der aktuellen Klimadebatten und der davon angestossenen politischen Wandel bietet "Ziel 13: Klimamassnahmen" der SDGs einen spannenden Diskussionspunkt. Welche Massnahmen werden im Vorfeld und während der olympischen Spiele für unser Klima ergriffen?

Ziel und Umsetzung der Klimamassnahmen

Tokyo 2020 soll CO2-neutral und möglichst emissionslos sein. Dafür sorgt einerseits die Verwendung von 60% bereits bestehender Sportanlagen, die eine zusätzliche Umweltbelastung neuer Bauprojekte verhindert. Andererseits sollen erneuerbare Energie und eine grosse Recycling-Kampagne zum Zuge kommen. Es wird auf ein ausgebautes ÖV-Netz und auf schadstoffarme, energieeffiziente Fahrzeuge gesetzt. Die Medaillen werden aus wiederverwerteten Elektronikgeräten und die Podeste aus Plastikabfällen gefertigt. Die Podeste werden im Nachfeld der Spiele wieder zu Verpackungsmaterialien rückgewandelt und die Holz-Konstrukte im olympischen Dorf werden als Parkbänke in Tokio weiterleben.

CO2-neutral trotz Restemission?

Was trotz aller Massnahmen an CO2 ausgestossen wird, wird einfach kompensiert. Das Rezept heisst Emissionshandel und ermöglicht die wirtschaftliche Kompensation eigener Treibhausgas-Emissionen in kostengünstigeren Settings.

Dass die Treibhausgasemissionen und der daraus resultierende Klimawandel ein globales Problem sind, das nur international angegangen werden kann, ist seit langem bekannt und seit 1992 in der am Erdgipfel in Rio verabschiedeten Klimakonvention festgehalten. Erst mit dem Kyoto-Protokoll 1997 wurden von den Vertragsparteien jedoch quantifizierte Emissionsreduktionsziele gefordert.

Dadurch wurden Treibhausgas-Emissionen auch handelbar. Es entstand ein geregelter Markt mit Klima-Zertifikaten, in dem Unternehmen "überschüssige Emissionsrechte" an solche verkaufen können, die ihr Limit bereits erreicht haben, und in dem Staaten ihre Emissionsreduktionsziele durch Investitionen in Umweltprojekte im Ausland einhalten können.

Die Problematik

Zur Einhaltung solcher Ziele wurde einerseits unnötig in Projekte investiert, die auch ohne auswärtige Hilfe hätten durchgeführt werden können. Andererseits wurden Werte der ausländischen Emissionsreduktion oft auf verschiedenen Abrechnungen verbucht und folglich doppelt gezählt. Das Übereinkommen von Paris, das 2015 verabschiedet wurde und ab Januar 2020 in Kraft tritt, soll diesen Problemen mit strikteren Parametern entgegenwirken. Und dennoch bleibt die Frage, ob CO2-Emissionen tatsächlich ein handelbares Gut sein sollte? Denn "Rechte auf Emissionen" hin oder her, als Endziel gilt es, möglichst schnell zu einer Wirtschaft ohne fossile Befeuerung zu gelangen.

Quellen und weitere Informationen
Tokyo 2020 – Sustainability Plan
BAFU – Klima: Internationales
Tagesanzeiger - Tokio 2020
DOSB – Klimaschutz im Sport

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