Fonio wird bereits seit mehr als 5000 Jahren in den Savannen Westafrikas angebaut und gilt dort als eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel. Der Anbau der Foniohirse geht zurück bis ins Zeitalter der Pharaonen, wo es als „Nahrungsmittel der Könige“ galt. In Mali sagt man heute noch, dass das gesamte Universum aus einem einzigen Foniosamen entstand. Wegen ihres guten Geschmacks wird die Foniohirse in vielen Gebieten von gehobenen Schichten oder zu besonderen Anlässen gegessen. Allerdings war der Anbau schon immer schwierig, da die Körner des Fonio sehr klein sind — nur wenig grösser als ein Sandkorn. Dadurch ist das Schälen der Foniokörner im Vergleich zu Getreide oder Mais äusserst mühsam und arbeitsaufwändig. Deshalb ging die Getreideart einige Zeit vergessen, bis sie dank der Entwicklung landwirtschaftlicher Geräte Mitte des 20. Jahrhunderts ihr Comeback hatte — aus guten Gründen.
Vielfältiges Wunderkorn
Im Hinblick auf ihren Nährstoffgehalt ist die Foniohirse mit weissem Reis vergleichbar, jedoch beinhaltet sie weitaus mehr Spurenelemente wie Magnesium, Zink und Mangan sowie Proteine. Deshalb ist dieses Getreide gerade in Gegenden, in denen proteinhaltige Nahrung wie beispielsweise Fleisch nur begrenzt verfügbar ist, von grosser Bedeutung. Zudem enthält es kein Gluten, sodass es auch von Personen mit einer Glutenunverträglichkeit oder -allergie sorglos konsumiert werden kann.
Foniohirse wird zu verschiedenen Produkten wie Brei, Couscous, Mehl und Bier verarbeitet. In Togo wird sie zudem als eine Art Popcorn verspeist. Nicht nur die Körner werden verwertet: Das Stroh wird als Brennstoff zum Kochen benutzt, an Nutztiere verfüttert oder mit Lehm vermischt für den Hausbau verwendet.
Heldin im Kampf gegen Hunger und Wüstenbildung
Nebst ihrem Nährstoffgehalt ist die Foniohirse aufgrund ihrer Robustheit so wichtig für Gebiete mit einem sehr trockenen Klima. Denn Fonio gedeiht unter Bedingungen, denen andere Getreidesorten nicht standhalten können. Es benötigt sehr wenig Wasser und wächst auf nährstoffarmem, sandigem und saurem Boden. Weil diese Hirseart sich über Jahrtausende an die anforderungsreichen Klimabedingungen Westafrikas angepasst hat, ist sie viel resilienter als moderne Kulturpflanzen, die mittels künstlicher Bewässerung, Pestizid- und Düngemitteleinsatz angebaut werden. Die Foniohirse reift zudem schneller als alle anderen Getreidearten. Je nach Wetterbedingungen kann sie bereits 6 bis 8 Wochen nach der Aussaat geerntet werden. Damit werden mehrere Ernten im Jahr möglich. Obendrauf bewahrt sie die Steppe vor der Verödung: Mit ihren flächendeckenden Wurzeln verhindert sie die Bodenerosion und beugt der Wüstenbildung vor. Eine wahre Heldin der Savanne.
Während die Weltbevölkerung wächst, übt der Klimawandel einen enormen Druck auf die Landwirtschaft aus. In vielen Ländern Afrikas und des Mittleren Ostens wird die landwirtschaftliche Produktionsfähigkeit bereits in den nächsten Jahren in Folge des Klimawandels, der Bodenerosion und des Wassermangels stark zurückgehen. Die Kultivierung resilienter Getreidearten wie der Foniohirse wird deshalb immer wichtiger werden.
Quellen und weitere Informationen:
Fonio Cirad
ABC of Agri: All about Fonio
Foniohirse bei Salicorne.ch
Kommentare (1) anzeigenausblenden
Im letzten Abschnitt des Artikels findet sich allerdings eine seltsame Denkfigur: Einerseits wird behauptet, dass die Weltbevölkerung wachse. Das ist zwar im Moment richtig, aber eben kein Naturgesetz, sondern eine Entwicklung in ganz wesentlicher Abhängigkeit der Nahrungsverfügbarkeit. Im nächsten Satz wird dann andererseits die Forderung nach Erhaltung der landwirtschaftlichen Produktivität zur Weiterführung des vorgenannten Bevölkerungswachstums aufgestellt. Und hier muss man sich fragen, weshalb der Autorin soviel daran liegt, dass die ganz offensichtliche Schieflage zwischen der schon vorhandenen Überbevölkerung und den vorhandenen, bzw. schwindenden Umweltressourcen aufrechterhalten werden soll.
Diese Frage muss selbstverständlich nicht für die Anbauregion der Foniohirse, sondern überall dort, wo die Überbevölkerung ein wesentlicher Faktor des ökologischen Fussabdrucks ist. Nicht zuletzt gilt das auch für die Schweiz!