Die Berge und ihre Menschen

Die Gebäude in den Bergen sind aufgrund der harschen Wetter- und Temperaturbedingungen fester gebaut Die Gebäude in den Bergen sind aufgrund der harschen Wetter- und Temperaturbedingungen fester gebaut

Die Berge sind auf den ersten Blick wenig einladend: Eisige Gletscher, schneebedeckte Gipfel, schroffe Felsen und karge Graslandschaften. Dennoch leben viele Menschen hier — seit Tausenden von Jahren.

Die Beziehung zwischen Menschen und Gebirgen geht Jahrtausende zurück. Bereits Jäger und Sammler hielten sich in Berggebieten auf, heute leben dort rund 15% der gesamten Erdbevölkerung.


Lebensraum Berge

Die Gebirgsumgebung ist ein harsches Lebensumfeld, besonders in Lagen oberhalb der Baumgrenze. Menschen, Tiere und Pflanzen, die in Gebirgen leben, müssen mit starken Temperaturschwankungen (je nach Tageszeit und Höhenstufe) zurechtkommen. Alle 200m, die man in die Höhe steigt, fällt die Temperatur um 1°C. In höheren Lagen trifft man auf starke Winde, Schnee, Graupel und in einigen Gebieten auch starke Regenfälle, die den ohnehin bereits spärliche Erdkrume abtragen. Die steinigen Böden an den Hängen nehmen nur wenig Wasser auf und lassen lediglich trockenheitsresistente Pflanzen wachsen. Obwohl Berge etwa 27% der Landfläche unserer Erde bedecken, liegen weniger als 3% der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen der Welt in den Gebirgsregionen.

Trotz lebensfeindlicher Bedingungen betreiben die Bergbewohner im Himalaya Viehwirtschaft. Steven Lasry, Unsplash

 

Die Bergbewohner haben sich zwar an diese schwierigen Bedingungen angepasst, in Entwicklungsländern leiden sie jedoch oft unter Ernährungsunsicherheit und Armut. Menschen dieser Regionen sind von Ackerbau, Viehzucht und den Produkten der Forstwirtschaft abhängig und verfügen oft nur über ein sehr niedriges Einkommen. In industrialisierten Ländern werden die Berge nebst der Land- und Forstwirtschaft vielerorts für Tourismus- und Erholungszwecke genutzt. Auch der Bergbau ist weit verbreitet und reicht bis in die vorchristliche Zeit zurück.

 

Die Berge Buthans sind heilig. Aldi Wahid, Unsplash


Statistik Bergbewohner
Rund die Hälfte aller Bergbewohner leben in Asien, aber auch Afrika und Südamerika verzeichnen einen rapiden Zuwachs an Menschen, die in Gebirgen leben. Laut Statistiken der UN von 2018 sind die Länder mit dem höchsten Anteil an Bergbewohnern Bhutan (99,4%), Armenien (86,7%), Kosovo (84,3%), Nordmazedonien (81,4%) und Ruanda (73,2%).
Die Mehrzahl der Bergbewohner (70%) leben in einer Höhe von rund 1500m, während etwa 10% die Höhenstufen über 2500m bewohnen. Nur eine sehr kleine Zahl an Personen im Himalaya und den Anden leben permanent in Höhen von über 4500m. 


Unaufhaltsame Bedrohung

Zahlreiche Studien und Berichte zeigen, dass die Berge und ihre Bewohner mit einer Reihe besonderer klimatischer Herausforderungen konfrontiert sind. Dazu gehören extreme Temperaturen und Niederschläge, die wiederum Lawinen, Überschwemmungen, Dürren und Waldbrände auslösen können.
Zu den weniger bekannten Risiken des Klimawandels gehört die Entleerung von Gletscherseen als Folge der fortschreitenden Erderwärmung. Wenn Gebirgsgletscher tauen, staut sich ihr Wasser hinter Wällen von Geröll, Erde und Eis. Irgendwann brechen diese auf und entlassen Flutwellen ins Tal, die nicht nur aus Wasser bestehen, sondern auch Schlamm, Geröll und grosse Felsbrocken mit sich reissen. Ist das Tal bewohnt, dann sind die Folgen meist katastrophal. Ein solcher Erdrutsch — auch Murgang genannt — ereignete sich im Juli 2018 in Gilgit-Baltistan, Kaschmir. Zwar konnte ein Frühwarnsystem rechtzeitig zur Evakuierung aufrufen, sodass niemand körperlich zu Schaden kam. Doch viele Einwohner des Dorfes Badswat verloren all ihr Hab und Gut.


Wassertürme der Welt vor dem Austrocknen

Von den Folgen des Klimawandels sind nicht nur Bewohner in der unmittelbaren Gebirgsregion betroffen. Gebirgszüge versorgen mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung mit lebenswichtigem Wasser, was sie nicht nur für die Menschen in den Bergen, sondern auch für die flussabwärts Lebenden lebenswichtig macht. Wenn die Gletscher und Schneedecken in den Gebirgen wegschmelzen, werden die Flüsse in den Tälern nicht mehr zureichend gespeist, was zu verheerenden Folgen für die Wasserversorgung der weltweiten Bevölkerung führt.
Der Hindukusch-Himalaya-Region, beispielsweise, erstreckt sich über acht Länder — von Afghanistan bis Myanmar — und ist die Heimat von 240 Millionen Menschen. Diese Region wird als „Wasserturm der Welt“ bezeichnet, da hier zehn der grössten Flüsse Asiens entspringen und sie das grösste Volumen an Eis und Schnee ausserhalb der Arktis und Antarktis birgt. Schätzungsweise 1,3 Milliarden Menschen sind von diesen Wasserquellen für Trinkwasser, Bewässerung, Energie, Industrie und Abwasserentsorgung abhängig. Bereits heute beobachtet man auf dem Hindukusch-Gebirge eine Verschiebung der Baumgrenze nach oben — ein unmissverständliches Zeichen der Erderwärmung.

 Das Hindukusch-Gebirge von oben. Wikipedia Commons


Gebirge sind hoch komplexe Ökosysteme und unersetzliche Lebensgebiete, deren Bewohner von den Folgen des Klimawandels weltweit am stärksten betroffen sind.
Experten warnen, dass Berggesellschaften im Vergleich zu anderen Regionen eine unverhältnismässig hohe Anzahl an Katastrophen erleben. Sie müssen sich deshalb dringend an die veränderten Bedingungen anpassen.


Quellen und weitere Informationen: 
UN: Mountain Adaptation Outlook Series
Price et al. (2013): Mountain Geography: Physical and Human Dimensions

  
  
  

   
 
 
 

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