Der Klimaschutz kostet weniger als der ungebremste Klimawandel. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, die durch die Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz (AEE Suisse) und den WWF begleitet wurde. Die Studie hat verschiedene Massnahmen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen analysiert und deren Kosten für die Volkswirtschaft im Jahr 2030 berechnet. Das Resultat: Würde die Schweiz die untersuchten Massnahmen bereits ab heute umsetzen, könnte sie allein im Jahr 2030 mehr als eine Milliarde Franken sparen. Dafür muss sie erneuerbare Energien und effiziente Technologien einfach nur dort anwenden, wo ein Ersatz ohnehin nötig ist.
Keine Mehrkosten
Die grössten Einsparmöglichkeiten bieten die Sektoren Verkehr und Heizung — und das ohne grossen Aufwand: Würden zum Beispiel ab sofort alte Öl- und Gasheizungen zu 90% mit Wärmepumpen ersetzt oder beim Kauf eines neuen Autos Elektrowagen bevorzugt, könnte man Kosten in der Höhe von 1,7 Milliarden Franken vermeiden. Auch ein schnellerer Ausbau von Solar- und Photovoltaikanlagen wäre rentabel.
Zieht man die Kosten für die Umsetzung aller untersuchten Massnahmen ab, könnte die Schweiz immer noch eine Netto-Kosteneinsparungen von 980 Millionen Franken erreichen. Entgegen der allgemeinen Auffassung würden also keine Mehrkosten entstehen. Grund dafür sind die tieferen Betriebs- und Unterhaltskosten der neuen Technologien.
Gratis dazu kämen die positiven Klimaeffekte: Mit den aufgeführten Massnahmen könnten im Jahr 2030 13,6 Millionen Tonnen Treibhausgase vermieden werden. Im Vergleich zu 2018 würde die Schweiz im Jahr 2030 somit nur noch rund 67% der CO2-Emissionen ausstossen. Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kosten eines ungebremsten Klimawandels übersteigen die Kosten der Massnahmen für den Klimaschutz somit bei weitem.
„Was gut fürs Klima ist, ist auch für unsere Wirtschaft gut. Diese Studie zeigt, dass Klimaschutz auch in unserem wirtschaftlichen Interesse liegt. Setzt die Schweiz eine aktive Klimapolitik um, kann unsere Wirtschaft nur davon profitieren.“
Stefan Batzli, Geschäftsleiter der AEE Suisse
Verhaltensänderungen ebenfalls gefragt
Zusätzlich untersuchte die Studie, wie viele CO2-Emissionen sich mit persönlichen Verhaltensänderungen einsparen lassen. Beispielsweise eine kleinere beheizte Wohnfläche pro Person, eine tiefere Raumtemperatur im Winter und eine Reduktion der täglich zurückgelegten Reisedistanz mit dem Auto würde im Inland zusätzlich 5,3 Millionen Tonnen CO2 vermeiden.
Die Zeit drängt
Das Sparpotential der emissionsreduzierenden Massnahmen ist stark davon abhängig, wann mit der Umsetzung der Massnahmen begonnen wird. In der vorliegenden Studie wurde angenommen, dass sie ab 2021 umgesetzt werden. Wird erst später begonnen, sinkt das Potential entsprechend. Die Kosteneinsparungen, die bei der Umstellung auf Elektromobilität und Wärmepumpen erzielt werden können, sind zudem von den zukünftigen Preisen für Strom, Treib- und Brennstoffen abhängig. Gemäss Prognosen der Internationalen Energieagentur (IEA) steigt der Ölpreis zwischen 2018 und 2030 um 30%. Trifft dies tatsächlich ein, liesse sich mit der Abwendung von Ölheizungen und dem Brennstoffmotor besonders viel Geld sparen. Ein weiterer Vorteil: Die Schweiz vermindert mit der Abkehr von fossilen Brenn- und Treibstoffen ihre Abhängigkeit vom Ausland. Geld, das heute ins Ausland abfliesst, wird künftig im Inland investiert. Davon profitiert das einheimische Gewerbe.
Je schneller wir die Klimaschutzmassnahmen umsetzen, desto grösser ist der positive Effekt auf das Klima und das Portemonnaie. Studien in anderen Ländern kommen zunehmend zum selben Schluss — nicht zuletzt deshalb, da der immense Schaden, den ein ungebremster Klimawandel den Volkswirtschaften zufügt, immer konkreter ersichtlich wird. Mit dem neuen CO2-Gesetz ist die Schweiz deshalb auf dem richtigen Weg.
weitere Informationen:
Siegwart et al. (2020): Technische und Suffizienz-Massnahmen zur Reduktion der schweizerischen Treibhausgasemissionen — Der Vermeidungskostenansat
WWF: Medienmitteilung
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