Der Klimawandel wirkt sich stark auf die Lebensräume von Flora und Fauna aus. Während manche Arten verschwinden werden oder bereits ausgestorben sind, können sich andere neu in unseren Breiten niederlassen.
We are the champions
Entscheidend für das Überleben des Klimawandels ist eine gute Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Umweltbedingungen. Auch wenn einige Tier- und Pflanzenarten von den wärmeren Temperaturen profitieren können, so handelt es sich dabei meist um regionale Phänomene. Insgesamt wird die Artenvielfalt jedoch unter dem Klimawandel leiden und es werden global gesehen deutlich mehr Verlierer als Gewinner daraus resultieren.
Vogelarten: Auf Grund der steigenden Temperaturen breiten sich manche Vogelarten immer weiter nach Norden aus. Beispielsweise der bunte Bienenfresser aus dem Mittelmeerraum brütet nun teilweise auch in der Schweiz oder in Deutschland. Ähnlich sieht es mit den Felsenschwalben oder Seidenreihern aus.
Allgemein profitieren ausserdem Entenarten von den sich ändernden Klimabedingungen und werden in zukünftigen Biodiversitätsmustern wahrscheinlich überrepräsentiert sein. Gründe für ihre Zunahme sind unter anderem ihre hohe Resilienz, eine gute Fruchtbarkeit und die positive Assoziation mit menschlichen Gesellschaften.
Ein weiterer Gewinner ist der antarktische Königspinguin. Durch den Rückgang des Meereises und der Gletscher profitiert der flugunfähige Vogel von mehr Beutefischen und einem vergrösserten Brutgebiet.
Insgesamt verzeichnen Vogelarten jedoch global einen 70%igen Rückgang. Auch wenn einige wenige Arten als Gewinner aus dem Klimawandel hervorgehen, so leidet trotzdem die Vielfalt der Arten darunter – mit noch unklaren Rückkoppelungen auf die momentanen «Gewinner».
Insekten: Auch Insekten und Spinnen sind durch die Erwärmung auf dem Vormarsch Richtung Norden. So kommt beispielsweise die in Südeuropa beheimatete Gottesanbeterin bereits in Deutschland vor. Auch andere mediterrane Arten wie die Wespenspinne sind nun in unseren Breitengraden weit verbreitet. Sogar diverse afrikanische Libellen wie der Gefleckte Sonnenzeiger sind in Mitteleuropa angekommen und breiten sich weiter Richtung Norden aus. Arten wie die Feuerlibelle oder die Südliche Mosaikjungfer haben bereits in Grossbritannien und Skandinavien Einzug gehalten.
Ein weiterer Klimagewinner ist der Admiral. Der Wanderfalter, der üblicherweise im Frühling aus dem Mittelmeerraum in unsere Breitengrade fliegt, kann durch die zunehmend milden Temperaturen nun bei uns überwintern. Dadurch hat sich eine ganzjährige mitteleuropäische Population gebildet, eine Zuwanderung aus Südeuropa findet kaum mehr statt.
Meerestiere: Stark betroffen von Klima Veränderungen sind unsere Weltmeere. Eingeschleppte Arten wie die pazifische Auster, die Sardine oder Meeräschen fühlen sich durch die steigenden Wassertemperaturen in der Nordsee immer heimischer. Laut einer Studie von Forschenden des British Antarctic Survey profitieren ausserdem Tierarten, die sich am Meeresgrund oder im offenen Meer ernähren, zunehmend vom Klimawandel. Pionierarten wie Seesterne, Seeigel und Quallen zählen dazu: Üblicherweise auf Kosten bereits ansässiger Arten.
No time for losers
Das zunehmende Artensterben hängt nicht nur mit der Erwärmung direkt zusammen. Problematisch ist vor allem die Störung des Beziehungsgeflechts der Tier- und Pflanzenwelt. Arten beginnen zu wandern und treffen dadurch auf andere Arten. Neue Konkurrenzen um Lebensraum oder Nahrung entstehen und bisherige Beziehungsgefüge geraten ins Wanken.
Vogelarten: Durch die Gletscherschmelze und die vermehrt schneefreien Winter zählen in unseren Breitengraden kälteliebende Tiere und Pflanzen zu den Verlierern des Klimawandels. Dazu gehören Arten, die sich schlecht an verändernde Bedingungen anpassen können, wie beispielsweise das Schneehuhn. Auch Zugvögel wie der Pirol oder der Gartenrotschwanz finden sich schlecht damit zurecht.
Im Gegensatz zum Königspinguin ist auch der Kaiserpinguin ein Verlierer der Erwärmung. Da er seine Jungen auf dem Eis zu Welt bringt, schmilzt ihm sein Lebensraum unter den Füssen weg.
Insekten: Insektenarten, die in eher seltenen Lebensräumen wie beispielsweise in Mooren leben, werden in Zukunft als Verlierer aus der Klimakrise hervorgehen. Auch Gebirgsbewohner, die sich nicht mehr in grössere Höhen zurückziehen können, sind gefährdet. Beispiele dafür sind der Hochmoorgelbling, der Randring-Perlmutterfalter, Hochmoorbläuling oder der Natterwurz-Perlmutterfalter.
Meerestiere: Viele in der Nordsee heimische Arten wie der Hummer und der Kabeljau, aber auch die europäische Auster sowie verschiedene Algenarten werden demnächst vollständig in den Norden abwandern, da sie der zunehmenden Konkurrenz von wärmeliebenden Meeresbewohnern nicht standhalten können. Auch grosse Tierarten wie der Buckelwal leiden indirekt unter der Erwärmung. Da an der Unterseite des Meereises einzellige Algen leben, die als Nahrungsgrundlage für Krill dienen, werden die kleinen Krebstiere immer weniger. Sie bilden jedoch die wichtigste Nahrungsquelle für Buckelwale und dezimieren dadurch den Bestand der grossen Säuger.
Besonders gefährdet sind außerdem temperaturempfindliche Meereslebewesen mit einer Kalkschale, da durch die zusätzliche Aufnahme von überschüssigem CO2 aus der Atmosphäre das Meerwasser immer saurer wird. Unter diesen Umständen ist der Aufbau einer Kalkschale oder eines Kalkskeletts umso schwieriger.
Grundsätzlich «profitieren» von der Klimaerwärmung Generalisten und wärmeliebende Arten, während spezialisierte Tiere und Pflanzen, durch die sich ändernden Bedingungen verdrängt werden. Doch auch diese Profiteure gehen letztlich wohl nicht als Gewinner daraus hervor. Auch sie sind auf biodiverse Lebensräume angewiesen.
Quellen und weitere Informationen:
Nabu: Gewinner und Verlierer des Klimawandels
WWF: Bedeutung des Klimawandels für Fauna und Flora in Deutschland und Nordeuropa
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