Gletscherschmelze: Rekord

Die Gletscher sorgen derzeit für Schlagzeilen: Eine jüngst erschiene ETH-Studie zeigte, dass unsere Gletscher stärker schmolzen als bisher angenommen. Mehrere SAC-Hütten müssen wohl aufgrund Gletschersturzgefahr geräumt werden. Nur schon die zurzeit gehäuften Funde von verschollenen Berggängern in den Eismassen lassen ahnen, dass auch 2022 alles andere als ein gutes Jahr für die Gletscher ist.

 Unsere Gletscher schmolzen in den vergangenen Jahrzehnten in rasantem Tempo. Diese traurige Tatsache ist bekannt. Diesen August veröffentlichten die ETH Zürich zusammen mit der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft Studienergebnisse, die zeigen: Unsere Gletscher sind noch stärker geschmolzen als bisher angenommen. Untersucht wurde der Zeitraum zwischen 1931 und 2016. In diesem Zeitraum sind die Schweizer Gletscher um die Hälfte geschmolzen.

Zitat «Der Volumenverlust ist damit etwa 20 Prozent grösser, als man bisher angenommen hat». Daniel Farinotti, Professor für Glaziologie an der ETH Zürich

Gletscherschmelze beschleunigt sich

Zwischen 2016 und 2022 hat das Gletschervolumen nochmals um 12% abgenommen. Der Gletscherschwund hat sich also weiter beschleunigt. Ein besonders schlechtes Jahr für die Gletscher ist 2022: Bereits Anfang Juni machte der ETH- und WSL-Glaziologe Matthias Huss darauf aufmerksam, dass die diesjährige Eismassenbilanz sehr schlecht ausfallen könnte.

Eismassenbilanz:
Die Eismassenbilanz vergleicht Zunahme und Abnahme des Eisvolumens über den Zeitraum eines Jahres. Ist die Zunahme grösser als die Abnahme, ist die Bilanz positiv. Ist die Zunahme kleiner, fällt die Bilanz negativ aus.

Aufgrund der ungünstigen Bedingungen Anfang Jahr wuchsen die Gletscher nur auf ein sehr geringes Maximalvolumen an. Dafür war vor allem der schneearme Winter verantwortlich. Die schützende Schneedecke schmolz sehr schnell weg, wodurch die Zeitperiode, während der das „ewige Eis“ der direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt ist, sich in diesem Jahr aussergewöhnlich lang hinzieht.

Saharastaub statt Schnee

In diesem Frühling erhielten die Alpen nur sehr wenig Neuschnee. Stattdessen fiel Saharastaub: Die feinen Staubpartikel, die in der Schweiz immer wieder mal für die Gelbfärbung des Horizonts verantwortlich sind, färbten den Schnee braun. In der Folge nahm die Albedo der Oberfläche ab: Eine dunkle Oberfläche reflektiert Sonnenstrahlung weniger stark und erhitzt sich deshalb stärker.

Eismassenbilanz hat Rekordtief erreicht

Nach dem schneearmen Frühling folgte der zweitwärmste Sommer seit Messbeginn. Dieser brachte die Gletscher ordentlich ins Schwitzen – einige alpine Fliessgewässer führten inmitten des trockenen Sommers Hochwasser. Als Folge dieser eisfeindlichen Bedingungen ist die Massenbilanz der Schweizer Gletscher zurzeit so stark im Minus wie noch nie in jüngster Geschichte.

Besonders erschreckend ist, dass der bisherige Rekord bereits im August geknackt wurde – das Gletschervolumen nimmt voraussichtlich bis Ende September noch weiter ab. Dabei werden Eismassen freigelegt, die seit hunderten oder gar tausenden von Jahren nicht mehr der Sonne ausgesetzt waren.

Sind die Gletscher noch zu retten?

Laut Berechnungen von Forschenden der ETH aus dem Jahr 2019 werden bis 2050 weitere 50% des Eisvolumens schmelzen. Dies unabhängig von den Bestrebungen zum Schutze des Klimas, denn die Gletscher reagieren verzögert. Dies stimmt sehr pessimistisch: Dennoch sind die Gletscher noch nicht vollständig verloren. Die Forschenden gehen davon aus, dass bei einer Erderwärmung von unter 2 Grad bis Ende des Jahrhunderts ein Drittel der heutigen Gletscherfläche noch erhalten bliebe. 

 

Quellen und weitere Informationen:
SRF: Unsere Gletscher schmelzen in Rekordtempo
SRF: Ein Drittel der Alpen-Gletscher wäre noch zu retten

 

 

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