Wenn wir das Stichwort Regenwaldabholzung hören, denken wir gerne an den Amazonas. Vielen von uns ist nicht bewusst, dass mittlerweile in Afrika mehr Wald verloren geht als in Südamerika. Epizentrum der massiven Regenwaldzerstörung ist das Kongo-Becken, dessen grossflächige Regenwälder sozusagen der zweite Lungenflügel unseres Planeten sind. Der Gesundheitszustand dieses weniger stark beachteten Sauerstofflieferanten ist prekär: Nur im Zeitraum zwischen 2000 und 2014 wurde eine Waldfläche viermal so gross wie die Schweiz zerstört.
Um eine Vorstellung von den Begebenheiten und den Akteuren vor Ort zu erhalten, begeben wir uns auf eine Reise in das zentralafrikanische Gabun. Das am Äquator gelegene Land ist bekannt für seine geschützten Naturlandschaften, die sich über weite Flächen erstrecken. Beim Überfliegen des Loango-Nationalparks erahnen wir, dass sich unter dem dichten Blätterdach ein erstaunliches Ökosystem mit einer riesigen Zahl an tropischen Tier- und Pflanzenarten verbirgt. Der Eindruck täuscht nicht: Das weitgehend naturbelassene Land beherbergt 25‘000 Gorillas, 35‘000 Schimpansen und 64‘000 Elefanten, unter anderem die vom Aussterben bedrohten Waldelefanten.
88 % der Landesfläche Gabuns sind von Wald bedeckt, der Zerstörung des Regenwalds konnte vergleichsweise wirksam Einhalt geboten werden. Seit 2010 ist der Export von Rundholz verboten. Illegale Exporte finden jedoch weiterhin statt: 2019 wurden riesige Mengen an Holz in Hafenlagern von chinesischen Firmen gefunden. Gabun traf schon vor dieser Entdeckung entscheidende Massnahmen, um sich innerhalb Afrikas als Vorreiter bezüglich des Regenwald- und Klimaschutzes positionieren. So setzte sich das zentralafrikanische Land das Ziel, 98% seiner Waldfläche zu erhalten und Massnahmen zur Reduktion der CO2-Emissionen zu ergreifen. Auf die Entdeckung der riesigen Holzmengen in den chinesischen Hafenlagern folgte die Entlassung von Gabuns Vize-Minister und des Forstministers. Nachfolgend wurden sämtliche Holzexporte verboten. China unterstützt seither die Regierung Gabuns dabei, den Holz-Sektor von illegalen Aktivitäten zu säubern.
In den meisten Staaten des Kongobeckens sieht es deutlich weniger gut aus für den Regenwald: An der Côte d’Ivoire wurden seit 1960 80 Prozent der gesamten Regenwaldfäche abgeholzt. Nicht nur in Gabun haben chinesische Firmen ihre Finger im Spiel. In Kamerun stammen bereits zwei Drittel aller Investitionen aus China. Auf grosses Interesse stosst das wertvolle Tropenholz, das vielerorts auch völlig legal in riesigen Mengen abtransportiert werden darf.
Quellen und weitere Informationen:
Zentralafrika: Illegaler Holzeinschlag in Gabun – eine chinesische „Mafia“ im Zentrum des Übels
enactafrica: Can Gabon’s biggest wood scandal save its logging sector?
DW: Dramatische Abholzung: Warum verschwinden Afrikas Wälder?
Gabon leads Africa in the preservation and conservation of forests
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