Markante Zunahme
Ein Team aus Wissenschaftler um Ulf Büntgen und Simon Egli analysierten in ihrer Studie die Pilzzählungen der Jahre 1975 bis 2006 im Pilzreservat La Chaneaz im Kanton Freiburg. Fachleute bestimmten dort in vor Sammlern und Wildtieren geschützten Parzellen jede Woche die überirdischen Fruchtkörper der Pilze. Identifizierte Pilze wurden markiert, um Mehrfachzählungen zu vermeiden.
Wie die Forscher in ihrer Studie schreiben, handelt es sich um das am längsten geführte Pilzinventar der Welt. In den 32 Jahren wurden insgesamt 65.631 sogenannte Mykorrhiza-Pilze aus 273 Arten bestimmt. Mykorrhiza ist eine Art Symbiose, bei der Pilze und Pflanzen Nährstoffe austauschen.
Praktisch alle bekannten Speisepilze gehen eine solche Symbiose mit Waldbäumen ein. Die unterirdischen Ausläufer der Pilze liefern dem Baum dabei Nährsalze und Wasser. Im Gegenzug erhalten sie vom Baum Kohlenhydrate, die dieser durch Photosynthese erzeugt. In der Schweiz gebe es insgesamt rund 1.500 Mykorrhiza-Pilze, sagte Pilzspezialist Simon Egli.
Verzögerte Fruchtphase
Die Auswertung ergab, dass die Pilzmengen im Lauf der Jahre immer größer wurden: Zählten die Forscher in der ersten Hälfte der Untersuchung bis 1991 jährlich im Durchschnitt 1.313 Pilze, waren es nach 1991 pro Jahr 2.730. "Dieses Ergebnis hat uns schon etwas überrascht", sagte Egli.
Ein zweites Resultat: Heute kommen die Pilze im Spätsommer rund zehn Tage später aus dem Boden als noch vor 1991. Dafür seien vor allem wärmere und trockenere Sommer verantwortlich, sagt Klimaforscher Ulf Büntgen. Sommertrockenheit verzögere den Start der Fruchtphase, die für die meisten Pilze von August bis zum Winteranfang dauert.
Verschiebung der Trüffelgebiete
Für Pilzliebhaber erfreulich ist zudem die Ausbreitung der Trüffel. Die Forscher fanden in der Region am Bodensee an über 70 Fundstellen verschiedene Trüffelarten.
Bisher sei kaum je von Trüffeln in dieser Region berichtet worden, sagte Büntgen. Die Funde könnten ein Hinweis darauf sein, dass sich das Verbreitungsgebiet der begehrten Knollen zu verschieben beginne. Allerdings gelte es, vorsichtig zu sein: "Vorher wurde in der Region nicht systematisch nach Trüffeln gesucht", sagte Büntgen.
Klar ist aber, dass das Klima im Mittelmeerraum trockener wird, während sich dieser Trend nördlich der Alpen noch nicht beobachten lässt. Man vermute, dass diese Trockenheit für die kontinuierlichen Rückgänge der Trüffelernten in den traditionellen Trüffelgebieten in Spanien, Frankreich und Italien verantwortlich sei, sagte Büntgen.
(sda)
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