Der Pleistocene Park – Klimarettung oder Überheblichkeit? Empfehlung

Das Projekt des „Pleistocene Park“ versucht Emissionen von Treibhausgasen zu reduzieren. Das Projekt des „Pleistocene Park“ versucht Emissionen von Treibhausgasen zu reduzieren.

Der Pleistocene Park ist als Projekt entstanden, um Permafrostböden vor dem Auftauen zu schützen. Wieviel ist an der Idee dran?

Im Norden Russlands versuchen die renommierten Arktis-Fachleute Nikita und Sergej Zimov die Landschaft in den Zustand zurückzuversetzen, in dem sie einst im Pleistozän war. Das, indem Pflanzenfresser in einem eingezäunten, 144 Quadratkilometer grossen Gebiet angesiedelt werden. Ein ambitioniertes Projekt, das sehr unterschiedlich bewertet wird.

Tiere gegen Klimawandel

Die Argumente der Befürworter lauten im Grundsatz etwa so: Die Tiere fressen die langsam wachsenden, charakteristischen Pflanzen der Tundra: Flechten, Moose und Zwergsträucher. Die bestehende Vegetation wird so von Tier und Mensch in eine Grasfläche verwandelt. Es wird stark angenommen, dass die Tundra vor 12‘000 Jahren savannenartig war. In diesen Zustand wollen die Initianten den Park zurückversetzen. Denn dadurch, so ihre Annahme, würde durch die Grasdecke die Albedo (also die Lichtabstrahlung) der Tundra erhöht. Durch die grössere Menge an reflektierter Sonneneinstrahlung würden die Bodentemperatur und somit das Auftauen des Permafrostes reduziert. Ausserdem würde durch das Herumlaufen der Tiere im Winter die Schneedecke gelockert. Das führe zu einem besseren Wärmeaustausch zwischen Boden und Luft: Der Boden würde weniger aufgewärmt.

Das Auftauen des Permafrostes

Durch das Auftauen des Permafrostes werden Unmengen an gespeichertem Kohlenstoff freigesetzt. Für die Erderwärmung ist die Freisetzung von Methan aus den Tundraböden von immenser Bedeutung. Methan hat als Treibhausgas eine 28fach stärkere Wirkung als Kohlenstoffdioxid. Durch das Austreten der Gase wird ein sogenannt positives Feedback in Gang gesetzt: Die Erderwärmung beschleunigt das Auftauen des Permafrostes, was zu einer erhöhten Freisetzung von Treibhausgasen führt. Diese heizen das Klima weiter an, was wiederum zum Auftauen des Bodens führt. Dagegen wollen die Zimovs angehen.

Kritiker bezweifeln Wirksamkeit

Manche Wissenschaftlerinnen sind von der Idee nicht überzeugt. Das Projekt läuft schon seit 1996, stichfeste Ergebnisse stehen aber noch aus. Messungen deuten zwar daraufhin, dass die Methanemissionen sinken, die Kohlenstoffemissionen bleiben aber gleich. Die Initianten vollziehen zudem eine explizite Wertung der Natur: Das Ökosystem Tundra fassen sie als ‚schlechter‘ auf als die Steppenvegetation vor 12‘000 Jahren. Kritiker sehen diese Geisteshaltung als problematisch an, da damit der Eingriff in ein etabliertes Ökosystem gerechtfertigt wird. Die Konsequenzen des Vorhabens sind dabei kaum untersucht.
Anderen Stimmen zufolge erheben sich die Zimovs durch die Selektion und gezielte Platzierung über die ökologischen Gesetzmässigkeiten. Ausserdem wird von Seiten der Zimovs immer wieder geäussert, dass man Interesse hätte, ausgestorbene Tierarten wie das Mammut anzusiedeln, sollten diese mittels Klontechnik wieder zum Leben erweckt werden. Skeptiker sehen darin eine extreme Form dieser ‚Überheblichkeit‘. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Projekt entwickelt und welche Resultate es zeitigt.

Quellen und weitere Informationen:
The Atlantic: Welcome to Pleistocene Park
Spektrum: Zurück in die Eiszeit
Torben Windirsch et al.: Large Herbivores Affecting Permafrost
Alfred Wegener Institut: Permafrost - Eine Einführung

 

 

 

 

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