Carsharing – der Traum vom eigenen Auto war gestern!

02 Mai 2013
Das Auto verliert als Statussymbol an Bedeutung. Wer kein eigenes Auto will, kann Carsharingdienste nutzen. Das Auto verliert als Statussymbol an Bedeutung. Wer kein eigenes Auto will, kann Carsharingdienste nutzen.

Das Carsharing – „Auto teilen“ – stösst in der Schweiz auf zunehmendes Interesse. Im letzten Jahr wuchs die Kundenzahl des grössten Schweizer Carsharing-Unternehmens Mobility weiter. Mit einem neuen, flexibleren Modell will Mobility ab Ende Jahr noch mehr Kunden gewinnen.

Verschiedene Studien zeigen, dass die Faszination und der Symbolwert des Autos bei der jungen Generation zunehmend an Bedeutung verlieren. Während der eigene PKW früher als Ausdruck der Persönlichkeit und / oder als Statussymbol galt, ist der Besitz eines Fahrzeuges heute für viele nicht mehr so wichtig. Zukunftsforscher gehen sogar davon aus, dass wir „vor dem Ende des Kulturmodells Massenmotorisierung stehen“ (vgl. Zukunftsinstitut Matthias Horx). Die Zahl der 18 bis 24-jährigen mit Führerschein ging zwischen 1994 und 2010 von 71 auf 59% zurück. Die Universität Genf und die EPFL (Ecole Polytechnique Lausanne) haben eben eine Studie veröffentlicht, welche die Verkehrsgewohnheiten in den Städten Genf, Lausanne, Bern und Yverdon les Bains von 1994 und 2011 miteinander vergleicht. Obwohl dem Auto weiterhin eine sehr grosse Bedeutung im Verkehr zukommt, nutzten im Jahr 2011 deutlich weniger Menschen täglich ihr Auto. Während das Auto in den 90er Jahren vorwiegend mit positiven Begriffen wie Freiheit oder Bequemlichkeit assoziiert wurde, nimmt man es heute auch vermehrt als lärmig und umweltverschmutzend wahr. Benutzt wird es eher aus praktischen Gründen oder für Freizeitaktivitäten. Gleichzeitig haben der Gebrauch und die Beliebtheit der öffentlichen Verkehrsmittel sowie die sogenannte multimodale Transportnutzung besonders in den grösseren Städten stark zugenommen.

Zu dieser flexibleren Mobilität gehören auch die verschiedenen Carsharing-Angebote. Weil die Strassen- und Parkplatzverhältnisse schlechter werden und wohl auch, weil der Eigentumswunsch abnimmt, greifen immer mehr Menschen auf Mietwagen zurück: Mittlerweil setzt jeder 60. Schweizer auf die geteilte Autonutzung. Dies hat einen positiven ökologischen Einfluss: Dank dem Carsharing sind jährlich 18.000 Autos weniger auf den Schweizer Strassen unterwegs. Als aktiver Carsharer spart man im Durchschnitt 290 Kilogramm CO2 pro Jahr. Zudem haben sich die Autovermieter der Schweiz verpflichtet, den CO2-Ausstoss ihrer Fahrzeuge zu reduzieren und auf kleinere Hubräume und höhere Energieeffizienz zu setzen. Mit der Erreichung des Zwischenziels im 2012 sind sie vielen privaten Autobesitzern voraus, die beim Kauf nur selten auf das Kriterium Ökologie achten. Zudem zählt die Mobility Flotte seit 2012 rund 20 Elektroautos.

Dank Carsharing sind jährlich 18.000 Autos weniger auf den Schweizer Strassen unterwegs.

In Westeuropa liegt momentan besonders das sogenannte „flexible Carsharing“ im Trend. Bei diesem Modell des Autoteilens muss das Fahrzeug – anders als beim herkömmlichen Carsharing – nicht an den Ort zurückgebracht werden, wo es abgeholt wurde. Stattdessen kann das Auto nach der Verwendung an einer beliebigen Stelle in der Stadt parkiert werden. Via Smartphone-App ortet der neue Benutzer alle verfügbaren Fahrzeuge und ordert sich das nächst gelegene. Dieser spontane Einwegmiete wird eine florierende Zukunft prophezeit: „Ernst zu nehmende Studien sagen 15 Millionen Nutzer weltweit für Carsharing bis 2020 voraus", betont Robert Henrich, Leiter der Daimler Mobility Services. Nun soll das Modell auch in der Schweiz eingeführt werden: Die Mobility will in den acht grössten Schweizer Städten noch in diesem Jahr die Umsetzung planen.

Ernst zu nehmende Studien sagen 15 Millionen Nutzer weltweit für Carsharing bis 2020 voraus.

Robert Henrich, Daimler Mobility Services

Trotz der sinnvollen Idee der geteilten Autonutzung warnen Kritiker jedoch davor, dass das flexible Carsharing die Leute vom öffentlichen Verkehr abbringen könnte. Da es auch für kurze Strecken in der Stadt genutzt werden kann, könnte es für einige den Bus, das Tram oder die Metro ersetzen. In diesem Falle würde das erfolgsversprechende Geschäftsmodell zwar finanzielle, aber kaum ökologische Vorteile bringen. Andererseits erhofft sich Mobility, dass das flexible Modell künftig immer mehr Menschen für das Autoteilen begeistert, und dass diese vermehrt ganz auf ein eigenes Fahrzeug verzichten und die Konkurrenz als die kombinierte Nutzung von ÖV und Carsharing bevorzugen. „Der Flächenverbrauch geht zurück und Carsharing-Kunden überlegen sich genauer, ob sie das Auto nehmen, oder doch mit Bus, Bahn oder Rad fahren sollen“, findet auch NABU-Verkehrsreferent Dietmar Oeliger. Falls das Carsharing sich künftig weiter in diese Richtung entwickelt, birgt es grosse ökologische Potenziale!

Weitere Informationen
Medienmitteilung EPFL, 1.Mai 2013 (En)
Interview mit Mobility-Chefin Viviana Buchmann, März 2012

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