Unser Land gibt sich gern als „Veloland Schweiz“! Tatsächlich erfreut sich das zweirädrige Transportmittel hierzulande grosser Beliebtheit. Doch wer regelmässig in die Pedalen treten will, braucht dazu nicht nur ein Fahrrad, sondern auch die passende Verkehrsinfrastruktur. Bekanntlich sind jedoch nicht alle Schweizer Städte gleichermassen geeignet fürs Velofahren. Gemäss einer repräsentativen Umfrage des Verbands Pro Velo von 2010 werden Burgdorf, Winterthur, Chur und Zug als besonders velofreundlich eingestuft! Freiburg, Neuenburg, Genf und Zürich schliessen am schlechtesten ab bei der Bewertung der Velofahrer. Auch die Durchschnittsnote der Schweizer Städte ist mit 3,7 von 6 Punkten gerade mal „ungenügend“. Von den sechs bewerteten Kategorien Verkehrsklima, Sicherheit, Komfort, Wegnetz, Abstellanlagen und Stellenwert schneidet einzig das Wegnetz insgesamt mit dem Prädikat "genügend" ab. Einziges Trostpflaster: Zwischen 2006 und 2010 haben nahezu alle Städte ein wenig zugelegt in der Velo-Freundlichkeit. Im Vorzeige-Veloland Holland werden z.B. in jüngster Zeit vermehrt ganze Autospuren zu Fahrradstrassen umgewandelt und sogar Ampeln auf Velorhythmus (20km/h) terminiert. Die konsequente Trennung von Velostreifen und Autospuren steckt in der Schweizer Städten dagegen noch in den Kinderschuhen!
Mehr als 50% der in einer Stadt zurückgelegten Wege sind weniger als fünf Kilometer lang und mit dem Fahrrad gut zu bewältigen.
Zum Fahrrad-Erfolg einiger europäischer Grosstädte tragen auch die aufblühenden Fahrradmietsysteme bei. Wie das „Autoteilen“ verzeichnet auch das „Bikesharing“ europaweit einen grossen Zulauf. In Städten wie Paris oder Barcelona sind Mietvelos als Ergänzung zu Bus und Tram bereits ein fester Bestandteil des öffentlichen Verkehrs. Besonders für die Bewältigung kurzer Strecken wählen immer mehr Leute die grüne Alternative zum privaten PKW oder Motorrad! Eben diese Kurzstrecken bergen auch ein sehr grosses Potential für die Umwelt: Mehr als 50% der in einer Stadt zurückgelegten Wege sind weniger als fünf Kilometer lang und mit dem Fahrrad gut zu bewältigen. Heute werden diese Strecken jedoch immer noch grösstenteils mit Autos zurückgelegt, welche nicht nur grosse Mengen CO2 ausstossen, sondern auch viel Platz einnehmen, Stau, Lärm und Gestank verursachen!
Auch in der Schweiz findet die Velovermietung Anklang in der Bevölkerung. So wird z.B. das grösste Schweizer Velomietsystem „Publibike“ – eine Kooperation der Post-Tochterfirma Postauto AG, der SBB und der Firma Rent-a-Bike – laufend ausgebaut und vereinfacht. Während die Bikes bisher vielerorts vorwiegend im Tourismus zum Einsatz kamen, sollen sie nun attraktiver für den Arbeitsalltag werden. Der Verleih soll – wie beim Carsharing – künftig noch flexibler werden, indem mehr Verleihstationen eröffnet werden, die im Self-Service 24 Stunden am Tag zugänglich sind.
Der Ausbau des Veloverleihs birgt nicht nur für Metropolen wie Paris und Tokyo, sondern auch für die Schweiz grosse Möglichkeiten! Es bleibt zu hoffen, dass die vorhandenen Potenziale ausgeschöpft werden und endlich die Infrastruktur dem zunehmenden Veloverkehr angepasst wird! Dass entsprechende Massnahmen Wirkung zeigen, ist z.B. an der Stadt Burgdorf zu sehen, welche sich innert kurzer Zeit zur Vorzeige-Velostadt entwickelt hat (siehe „Fussgänger- und Velomodellstadt“ Burgdorf). Mit einer Volksinitiative will Pro Velo jetzt die Veloförderung auf nationalem Niveau vorantreiben...
Interessante Links und weitere Infos
www.provelo.ch
www.publibike.ch
www.rentabike.ch
www.suisseroule.ch
Internationales Ranking der velofreundlichsten Städte: Copenhagenize Index 2013
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