Die Olivenöl-Produktion nimmt weltweit stark zu! Der Pflanzenphysiologe Arnon Dag von der staatlichen Agrarforschungsorganisation Israels betont: "Weltweit gibt es heute 30 Millionen Hektar Oliven-Plantagen. Die Produktionsmenge hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten ungefähr verdreifacht, da die Nachfrage nach Olivenöl enorm gestiegen ist.“ Das wichtigste Produktionsland ist Spanien, gefolgt von Italien und Griechenland. Aufgrund der grossen Nachfrage wird aber mittlerweile nicht nur im Mittelmeerraum, sondern auch in Südafrika, in den USA, Südamerika, Australien und sogar in China und Indien produziert.
Der Olivenölboom bringt auch Nachteile mit sich. Durch eine zunehmende Intensivierung der Produktion und der Verdrängung traditioneller, schonender Anbauweisen wird die Umwelt stark in Mitleidenschaft gezogen. Ein grosses Problem des mediterranen Raums ist beispielsweise die zunehmende Bodenerosion, die über den Qualitätsverlust und die Verminderung der Produktionskapazität der landwirtschaftlichen Fläche bis hin zur kompletten Verwüstung und somit der Unbrauchbarkeit dieser Böden führen kann. Während der traditionelle, kleinbäuerliche Olivenanbau die Stabilität des Bodens fördert und die Erosionsgefahr verringert, bewirkt die intensive Bewirtschaftung das Gegenteil. Dort wird durch ganzjähriges intensives Pflügen das Aufkommen jeglicher weiterer Vegetation verhindert. Dadurch verliert der Boden an Stabilität und wird so bei Starkregen vermehrt abgetragen und weggespült. Zudem wird durch den organischen Verlust die Qualität des Bodens, der sich über Jahrhunderte gebildet hat, stark beeinträchtigt. Besonders augenfällig ist die Bodenerosion in Spanien, wo bereits ca. ein Fünftel des Bodens akut von Erosion bedroht ist. Der intensive Olivenanbau gilt bei Experten als eine der Hauptursachen für diese Entwicklung.
Rund 40% des Olivenöls weltweit stammen aus einer intensiven Landwirtschaft, die grosse Mengen Spritz- und Düngemittel einsetzt.
Um die Produktivität zu steigern, wird heute ein überwiegender Teil der Ölbaum-Plantagen künstlich bewässert. Um einen Liter Olivenöl zu erzeugen, benötigt man etwa die 120-fache Menge Wasser. Dies ist vor allem deshalb problematisch, weil der Anbau in der Regel in sehr trockenen Regionen wie beispielsweise Andalusien stattfindet. Die industrielle Landwirtschaft in Spanien beansprucht ohnehin bereits rund 80% der Süsswasservorräte des Landes.
Ein weiteres Problem sind die Spritzmittel und die starke Düngung in der intensiven Olivenwirtschaft. Da der Boden durch die Erosion an Qualität verliert, muss immer mehr gedüngt werden. Ebenfalls aufgrund der Erosion werden die verwendeten Düngemittel im Boden jedoch schlecht absorbiert. Bei heftigen Regenfällen werden sie ausgespült und verschmutzen die unterliegenden Flüsse, Bäche und auch Wasserreservoirs erheblich.
Durch die Verbreitung einer neuen Technologie, welche es ermöglicht, noch etwas mehr Öl aus den Oliven herauszupressen, ist das Abwasser aus der Olivenöl-Produktion saurer und dreckiger geworden. Dies führt zu grossen Umweltproblemen, insbesondere da die Kläranlagen das saure Wasser ab einer gewissen Menge nicht mehr aufnehmen.
Es gibt verschiedenste Ansätze, um gegen den hohen Wasserverbrauch, die Bodenerosion und die Umweltverschmutzung durch Spritz- und Düngemittel vorzugehen. In Israel setzt man beispielsweise vermehrt auf Salzwasser und geklärtes Abwasser für die Olivenbewässerung, um den Süsswasserverbrauch zu reduzieren. Da das Abwasser wichtige Nährstoffe wie Phosphor und Kalium enthält, können dadurch auch Düngemittel gespart werden. Das salzige Wasser ist offenbar kein Problem für die Olivenbäume, jedoch besteht die Gefahr einer Versalzung der Böden...
Weit umweltschonender ist dagegen die kleinstrukturierte, extensive Olivenöl-Produktion, die deutlich weniger Öl pro Baum herstellt, aber nahezu ohne Düngung, Pestizide und Bewässerung auskommt. Diese traditionelle Art der Bewirtschaftung produziert zwar teureres Olivenöl, erhält aber die Artenvielfalt sowie alte, schützenswerte Kulturlandschaften und ländliche Arbeitsplätze. Leider richten sich die politischen Subventionsgelder der EU für die Olivenbauern nur nach der Produktionsmenge und nicht nach der Anzahl Bäume. Dadurch wird statt der extensiven die intensive, auf Produktivitätssteigerung ausgerichtete Landwirtschaft gefördert! Immer mehr Kleinbauern können heute aufgrund dieses Missstandes und der billigen Konkurrenz der grossen Anbieter kaum noch von der Ölproduktion leben...
Weiterführende Infos
DRadio. Erfolg mit Schattenseiten: Explodierender Oliven-Anbau führt zu Problemen. 06. Juni 2013
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